Die offizielle Uhr tickt

Jeden Tag werden die Stimmen, die zur Vorsicht mahnen, leiser und weniger. Es bleibt ganz offiziell dabei, dass wir noch eine Woche warten sollen, bis der amtliche Knopf an unseren Vulkan genäht wird, aber unter der Hand glauben viele daran, dass es vorbei ist. Dennoch bleibt das offizielle Ende das wichtigste Datum dieses Jahres. Das gibt dann einfach die endgültige Sicherheit. Und wenn man ehrlich ist, wir hatten dieses Jahr zu viele böse Überraschungen. Dieser vulkanische Ausschleichungsprozess ist aber vielleicht auch ganz gut. Zumindest die Verantwortlichen in Sachen Covid wird das freuen. Wenn nun alle schon wissen, dass es vorbei ist, traut sich dennoch niemand, die große Sause zu machen. Zu groß die Angst, dann am Ende doch zu früh dran gewesen zu sein. Und wenn es dann in einer Woche soweit ist, dann haben wir uns schon an ein Leben ohne Asche, Feuer und Rauch gewöhnt, und damit ist der Anlass eben auch nicht so aktuell um spontane Jubelarien anzufangen. Aber um endgültig besser schlafen zu können, dafür ist dieser Termin wichtig.

Die Politik hat schon mitgeteilt, dass Ende der Ausnahmesituation mit dem Anfang des Wiederaufbaus einhergehen wird. Aber irgendwie scheint das ja schon los zu gehen. Ganz klamm heimlich tut sich da schon was. So kann man auf Drohnenfotos aus Las Manchas schon Fahrzeuge im Evakuierungsgebiet sehen und auch kleinere Bagger bei der Arbeit. Die sind schon dabei auch die kleineren Nebenstraßen von der Asche zu befreien. Und mittlerweile spricht auch PEVOLKA davon, dass sich die Zahl der Evakuierten zeitnah um einiges verringern wird, wenn es dann soweit ist, dass die ersten geräumten Gebiete wieder geöffnet werden. Klar bleibt aber, dass die Sperrzone, also 2,5 Kilometer um den Berg rum, noch lange nicht zugänglich sein wird. Wie nahe die Leute an die teilweise noch sehr heißen Lavaströme dürfen bleibt auch erstmal im Unklaren, genauso wie eigentlich der Plan für unsere Nordsüdverbindung auf der Westseite aussehen soll. Bauen die einfach eine Piste übers Lavafeld oder bleibt das alles erstmal abgesperrt und man versucht eine Fähre zu installieren? Gerüchte gibt es massenweise, konkrete Aussagen der Verantwortlichen fehlen aber noch. Klar, theoretisch ist vieles möglich, die prüfen das sicher aber erstmal und dann wird wohl der Plan präsentiert. Risikofreudig ist man hier ja nicht, und natürlich geht die Angst um, dass sich der ein oder andere, bei der Überquerung der fast 3 Kilometer, mal auf die Socken macht um sich hobbygeologisch zu versuchen. Wenn dann was passiert würde, dann wäre es halt auch doof. Im Prinzip müsste man beidseitig der Trass einen Zaun ziehen.

Ein ordentlicher Teil der versprochenen 400 Millionen, die uns Madrid zugesagt hat, steht mittlerweile zum Abruf bereit. 138 Millionen kann man nun erst einmal ausgeben. Allerdings ist das Geld natürlich für entsprechende Bereiche vorgesehen. Da sind nicht nur Bauarbeiten, sondern auch Maßnahmen zur Wiederankurbelung des Tourismus, Hilfen für die Landwirtschaft und andere Dinge enthalten. Der Löwenanteil geht in den Ankauf und die Bereitstellung von Wohnraum. Das geht Stück für Stück vorwärts, aber immerhin 63 Familien haben bislang einen Schlüssel für ihre neue Bleibe erhalten. Noch wissen wir auch gar nicht, wieviel Menschen am Ende überhaupt in diesem Bereich Unterstützung benötigen werden. Gerade in der Zone von Todoque waren auch viele Häuser einfach Zweitwohnsitze oder Ferienhäuser. Manch einer hat auch schon sein Geld von der Versicherung erhalten und sich selbst etwas organisiert. Andere sind in, zuvor leerstehenden, Häusern der Verwandtschaft untergekommen und der Druck ist nicht ganz so hoch. Generell wird das mit dem Druck massiv weniger werden, wenn erst einmal die Evakuierten zurückdürfen.

Wenn wir aber nun von 400 Millionen, die die Regierung in Madrid bereitstellt sprechen, dann wissen wir natürlich, dass das nirgends hinreichen wird. Der geschätzte Materialschaden wird locker auf das Doppelte geschätzt und die wirklichen Schäden, die das finanziell für die Geldbeutel der ganzen Insel bedeutet, sind da auch nicht mit drin. Die Ausfälle in der Landwirtschaft und im Tourismus waren einfach zu groß, und die zerstörte Infrastruktur ist auch nicht von jetzt auf gleich wieder hergestellt. Viele Bananenplantagen werden über Jahre keinen vernünftigen Ertrag bringen. Unzählige Ferienunterkünfte und die daran gekoppelten Einnahmen durch Vermietung, Vermittlung, Reinigung und Gartenarbeiten sind über Jahre weg. Das ist alles Geld, dass der Insel über einen sehr langen Zeitraum entzogen sein wird, und nicht in unserem Kreislauf landet. Und damit leiden eben auch Geschäfte und Restaurants in die die Einheimischen gehen. Die Angst vor einer wirtschaftlichen Abwärtsspirale ist auf der ganzen Insel allgegenwärtig.

Um so schöner ist die Tatsache, dass nach wie vor so einiges in Sachen Solidarität läuft. So gab es ein Benefizspiel von Legenden von C.D. Tenerife gegen die Legendenmannschaft von Real Madrid. Der genaue Betrag ist noch nicht bekannt, der da zusammenkahm, aber es waren um die 11.000 zahlende Zuschauer anwesend, und Gerüchte sagen, dass so mancher Beteiligte auch noch einen Obolus drauflegen wird. Das ganze Geld geht dann an die Spendenkonten für die Betroffenen. Eine weiter erwähnenswerte Aktion haben die Leutchen aus dem deutschsprachigen La Palma Forum ins Leben gerufen. Die Spendennummer war schon seit beginn des Ausbruchs auf der Website zu sehen, jetzt haben die aber innerhalb kürzester Zeit nochmals intern gesammelt. Das Geld geht aber nicht an die Betroffenen, sondern man plant die ganz große Aktion und hat kurzerhand Weihnachtslose gekauft. 56 Decimas zum Preis von je €20,- haben die zusammen bekommen. Und sollte es wirklich klappen, dann wird alles was an Gewinnen rüberkommt, komplett gespendet. Sehr schöne Aktion.