So, die Deformation von Jedey verschwindet gerade wieder, heute Morgen sah das schon wieder ganz gut aus. Immer noch ist es so, dass ich vormittags, nach dem ersten Lesen der elektronischen Post, zuerst die Seite des IGN aufmache, aber mittlerweile wird das nur kurz überflogen. Alles bleibt wie gehabt, also in ruhigem Fahrwasser, und wir warten noch 4 Tage auf das offizielle Ende. Danach schau ich dann morgens, wie früher, zuerst wieder in die lokalen Nachrichtenseiten. Irgendwann ist das mit dem Datengewälze auch mal gut. Die lokalen Medien haben sich da nun auch schon umgestellt. Wenn bislang über die Bebenzahl in der Nacht zuerst berichtet wurde, stehen nun neue Entdeckungen, die INVOLCAN oder die Mineure gemacht haben im Vordergrund. Da sieht man z.B. dann Bilder von roten Tropfen, die sich da oben am Vulkan gebildet haben und wie Blut aussehen. Das ist wohl ein Phänomen, dass bei Temperaturen über 190 Grad in Verbindung mit dem Schwefel geschieht. Das schlimme ist, dass ich solche Sachen zwar lese, aber der ganze vulkanische Prozess es nicht geschafft hat, mich für solche Besonderheiten der Geologie zu begeistern. Das ist irgendwie alles zu weit weg von meinem real existierenden Erlebnisbereich. Spanend finde ich dann eher, dass sich am Rand der Lavadeltas ziemlich zügig diverse Sandstrände gebildet haben. Das betrifft nämlich mein eigenes Leben ganz konkret. Ich mag den Strand nämlich gar nicht, Frau und Kinder aber schon. Jetzt droht da nämlich zukünftiges Ungemach, wenn man da in irgendeiner Zukunft erstmal hingelangen kann. Hin und wieder gehe ich da eben schon auch mit hin, familiäres Pflichtgefühl oder Entgegenkommen sind da die Gründe. Während also der Rest der Familie bei solchen Aktionen schwimmen geht oder im Sand buddelt, hocke ich dann da rum, schwitzend, weil ich mich der kurzen Hose oder gar der Badehose, aus Gründen der persönlichen Würde verweigere und werde zusehends übellaunig. Dann wird verhandelt, wie lange wir nun noch bleiben werden und spätestens, wenn ich dann bei der Dusche und beim Umziehen, auf den Rest der Familie wartend, die zweite Kippe geraucht habe, ist die Sache dann ums Eck und der Zoff vorprogrammiert. Da die Gegend ja auch noch mitten im Schutzgebiet liegt, kann ich, statt sinnlos rum zu hocken, nicht einmal angeln.
Neben den auftretenden geologischen Phänomenen geht es gerade ganz konkret um den Wiederaufbau. Da gibt es zu vermelden, dass manche Geschichten dann doch komplizierter werden könnten, als wir alle uns das erhofft haben. Nach wie vor ist es ja so, dass mehrere Tausend Leute evakuiert sind und auf eine Rückkehr nach Hause hoffen. Momentan gasen die Lavafelder aber ganz gewaltig aus, vor allem in der Küstennähe bleibt es gesundheitsgefährdend, so dass selbst die Plataneros streckenweise nicht mal zum Bewässern dürfen. Momentan ist das vielleicht auch gar nicht so schlimm, weil es ja regnet und vielleicht hängt der vermehrte Gasausstoss ja auch mit dem Regen zusammen. Da kommt das wieder durch mit dem fehlenden Interesse an den geologischen Prozessen. Ich habe keinen Plan und reime mir mutwillig irgendeinen Quatsch zusammen, der dann passt. Aber es hieß eben, dass während des Abkühlprozesses der Lava, Gase austreten können. Wenn da die Abkühlung durch den Regen beschleunigt wird, dann könnte es also sein, dass die Ausgasung sich ebenfalls beschleunigt.
Jedenfalls hieß es heute von Seiten der offiziellen, dass die Rückkehr in die geräumten Gebiete eben erst mittelfristig abgeschlossen werden kann. Dennoch hat man von anderer Stelle verlauten lassen, dass man denkt, die Evakuierten in den Hotels, bis Ende Januar versorgt zu haben. Der Löwenanteil wird in die normale Behausung zurück können. Die, die nichts mehr haben, sollen eine Übergangsalternative bekommen. Mittlerweile werden die ersten Holzhäuser in Los Llanos aufgestellt und man denkt diese bis Mitte Januar bezugsfertig zu haben. In El Paso ist man noch dabei den Untergrund vor zu bereiten, bevor man mit der Montage beginnen wird. Die Kalkulation der Verwaltung, die ja die Bedarfsmeldungen der Familien aus den zerstörten Häusern gesammelt haben macht Mut. Man kalkuliert derzeit noch mit 160 weiteren Unterkünften, zusätzlich zu denen, die man bereits akquiriert hat. Der Grund warum das am Ende gar nicht so viele sein könnten liegt aber vor allem an der Selbstorganisation der Palmeros. Ganz viele haben bereits in Eigenregie eine neue Bleibe gefunden, und da hier einfach jeder jeden kennt, geht so etwas manchmal eben erheblich schneller, wenn man sich selber kümmert. Wobei es sich ja in den meisten Fällen nicht um eine endgültige Lösung handelt. Die meisten Unterkünfte sind als Übergangslösung konzipiert. Hier geht es darum die nächsten Jahre, teils in sehr beengten Verhältnissen zu überbrücken, bis die Sache mit dem Wiederaufbau des eigenen Hauses Gestalt angenommen hat. Den ersten Druck den wir in Sachen Wohnungsnotstand haben, dürften wir wohl bald überwunden haben, bis es aber soweit ist, dass man sich ein neues Zuhause geschaffen hat dauert das sicherlich noch lange. Die Preise haben sich teilweise jetzt schon recht unschön entwickelt und erschwerend kommt gerade hinzu, dass nicht nur die Palmeros, sondern auch etliche Ausländer, deren Ferienhaus von der Lava geschluckt wurde, auf der Suche sind.
Die andere Geschichte, die ein wenig unsere persönliche Hoffnung auf eine schnelle Lösung zunichte gemacht hat, ist die Sache mit der Verkehrsverbindung. Hier kamen jetzt die ersten Pläne auf den Tisch und man hat eine Übergangslösung mit einer Autofähre Tazacorte – La Bombilla präsentiert. Irgendwie hatte man hier die Hoffnung, dass die in Windeseile eine, zumindest unbefestigte, Piste über das Lavafeld basteln würden, aber danach sieht es nun erstmal nicht aus. Die Fähre soll die Lösung sein und plant da eine Mole mit 6 Metern Breite in La Bombilla. Allerdings, und das ist der unschöne Teil daran, ist die Kalkulation für die Fertigstellung auf Anfang des Sommers gelegt. Bis dorthin wird es also noch die Südumrundung benötigen um in die abgeschnittenen Gebiete zu gelangen. Vielleicht tut sich aber doch noch eine zusätzliche Alternative auf. Hier ist ja schließlich auch der LKW-Verkehr mit eingeplant. Mit Glück gibt es dann doch noch eine Piste, wo man zumindest mit dem Auto drüber brettern kann.