Am Montag kommt der Bagger

Noch kann man nicht loslegen, ganz offiziell haben wir ja noch bis Übermorgen einen aktiven Vulkan hier. Der 26. Dezember ist dann Sonntag und am Folgetag fangen die dann an die Lava weg zu räumen. Natürlich ist der Ort nicht beliebig, sondern man sucht sich eine Ecke aus, wo längere Zeit nichts heißes mehr angekommen ist und natürlich geht es um einen verkehrsstrategischen Nutzen. Und so plant man der Kreuzung von La Laguna zu Leibe zu Rücken. 100m Strecke und 700qm Fläche will man von der Lava befreien. Hier ist das Zeug ja bis knapp über die LP213, bei der Kirche geflossen und dann etwas die Straße runter nach Westen, die nach Tazacorte führt. Der größte Vorteil ist, dass die schwarze Masse an dieser Stelle nicht all zu hoch ist, und man kann mit relativ wenig Arbeit recht viel erreichen. In dem Moment, in dem das frei ist, kann der Ortskern, wieder von zwei Seiten erreicht und durchfahren werden. Hinzu kommt an der Stelle eben auch, dass die Gaswerte, die dort gemessen wurden wohl erheblich besser sind, als die in Las Manchas oder weiter unten an der Küste. Die Militärische Notfalleinheit UME wird da am Arbeiten sein, gemeinsam mit einer privaten Firma. Gleichzeitig werden die Bauarbeiten von PEVOLCA überwacht werden, nicht dass da doch noch etwas passiert. Die Bürgermeisterin der Gemeinde Los Llanos zeigt sich über diesen Plan hoch erfreut, könnte das doch bedeuten, dass die Vertriebenen von dort recht schnell zurückkehren könnten. In den letzten Tagen, war die Geschichte schon planungstechnisch auf dem Tisch und die Temperatur- und Gasmessungen haben nun ergeben, dass es möglich sein wird.

Die vom UME, die hauptsächlich mit Ascheschippen beschäftigt ist, hat sich auch zu Wort gemeldet und mitgeteilt, dass die Arbeit hier noch nie so viel Freude gemacht hätte. Der Grund ist ganz einfach. Wenn man nun Asche wegschafft, dann kommt gar keine mehr nach. Über Wochen haben die da gefegt und geschaufelt, teilweise mitten im Ascheregen, und alles was man weg gemacht hatte, war wenige Stunden später wieder da. Jetzt hätte man zumindest die Dächer in Las Manchas freigeräumt und es sei schön zu wissen, dass es diesmal auch so bleiben würde. Die Beschreibung der Bedingungen unter denen die früher gearbeitet haben sind schon gruselig. Da wird berichtet, dass man mit Gasmaske mitten im dichtesten Ascheregen, der gleichzeitig auch noch für eine gehörige Geräuschkulisse gesorgt hat, stand und im Dunkeln vor sich hin gearbeitet habe. Jetzt sei das Zeug, durch den Regen zwar schwerer, aber die Arbeit gehe wesentlich leichter von der Hand.

Während sich also in Sachen Vulkan positives tut, ist die Geschichte mit dem Virus eher schauerlich. Die Kanaren bilden in Sachen Neuinfektionen das spanische Schlusslicht. Teneriffa ist da erneut wieder ganz mies dabei und die Hauptstadt dort ist die Gemeinde des Landes, die am schlimmsten dasteht. Die 7-Tages-Inzidenz in Santa Cruz de Tenerife beträgt 1.751, da herrschen gewissermaßen sächsische Verhältnisse. Wir hier auf La Palma haben eine Inzidenz von 250, so viel wie noch nie, aber wir sind damit bei einem Archipelwert von 610 immer noch die besten. Wenn es am Anfang immer noch hieß, dass das nur Zufall sei und unsere Randlage da auch mit rein spielen würde, mag da mittlerweile niemand mehr dran glauben. Das geht jetzt schon die gesamte Pandemie so, dass die Werte auf La Palma erheblich besser sind, als die vom Rest. Die anderen haben aber eben auch keine Mercedes Coello, die ihnen auf die Finger klopft und auf die Einhaltung der Spielregeln pocht. Nach wie vor ist es so, dass Besucher von den anderen Inseln darüber erstaunt sind, wie tapfer wir mit der Maske herumlaufen. Ob wir jetzt nur vernünftiger sind, oder wir ganz schlicht den Ehrgeiz haben unsere Vorbildfunktion in Sachen Pandemiebekämpfung zu verteidigen weiß man nicht so richtig. Wahrscheinlich ist es eine Mischung und dann kommt da eben noch die Gewöhnung dazu. Folgen hat die momentane Eskalation dennoch. Wir haben die komplette Maskenpflicht auch im freien zurück. Bis auf weiteres gilt diese Regel in ganz Spanien und umfasst den öffentlichen Raum, auch draußen. Nun steht aber in der Zeitung, dass wenn man einen Spaziergang mit Mitgliedern des eigenen Haushaltes machen würde, die Regelung entfallen würde. Bislang galt in Spanien, dass eine Maske auch draußen auf muss, wenn der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht garantiert werden konnte. Diese Nichtgaranie haben hier auf La Palma fast alle immer so aufgefasst, dass man die Maske, sobald man in urbanem Gebiet unterwegs ist, eben aufhat, weil man ja nie wissen kann, ob da nicht einer ums Eck kommt und die eineinhalb Meter dann nicht klappen. Im Prinzip haben wir das also immer schon so gehandhabt. Vielleicht erklärt auch das ein wenig, dass wir bislang besser durch die Krise gekommen sind als die anderen Inseln. Wobei es eben auch hier so ist, dass die Ansteckungen vor allem im privaten stattfinden und unser Ministerpräsident Torres hat uns auch mitgeteilt, dass es eben nicht am Tourismus liegen würde. Die Anzahl derer, die den fiesen Gesellen auf die Inseln tragen würden, sei verschwindend gering. So gab es in den letztem Woche auf den Kanaren 11.793 neue Coronafälle, davon waren nur 48 importiert.

Hier mal wieder die Coronainfektionen pro 100.000 Einwohner seit Beginn der Pandemie, in Klammer dann die aktuelle Inzidenz der letzten 7 Tage:

Kanaren: 5.783 (610)

Teneriffa: 6.711 (939)

Lanzarote: 5.503 (375)

Fuerteventura:  5.359 (408)

Gran Canaria: 5.355 (369)

El Hierro: 4.728 (386)

La Gomera 2.611 (346)

La Palma 1.929 (250)

Quelle: Gobierno Canarias

Hier folgt nun noch der Jahresbrief von SOS-La Palma, den ich natürlich gerne hier mit reinnehme:

Liebe Mitglieder und Freunde des Vereins „SOS La Palma – ayuda para los palmeros“

Schweigt er? Kann es wirklich wahr sein? Ist es nur vorübergehend oder gar sowas wie ein Weihnachtsgeschenk? Wochenlang drehte sich alles um den Vulkan der Cumbre Vieja und die Verheerungen die er anrichtete. Wochenlang flossen Lavaströme über die Westseite unserer Insel und begruben unzählige Gebäude unter sich. Viele standen plötzlich vor dem Nichts. Und die Westseite von La Palma ist nicht mehr das, was sie früher einmal  war.
Und doch gibt es auch Lichtblicke in all diesem Schrecken. Nicht nur kam Hilfe  von Inseln zu Insel – Canarios an Palmeros – auch viele Deutsche, die La Palma aus glücklichen Urlaubstagen kennen, spendeten für die Vulkanopfer und Zeilen wie diese erreichten uns und machten unsere Arbeit zur besonderen Freude: „Wir wollten einfach mal DANKE sagen für die Arbeit, die ihr euch macht, um den Menschen auf La Palma in dieser schweren Zeit zu helfen. Es ist uns ein Bedürfnis von dem Wenigen, das wir haben einen kleinen Teil abzugeben und wir haben wiederholt an eure Organisation gespendet.“
Diesen Dank geben wir weiter an unsere Mitglieder und zahlreiche, zum Teil anonyme Spender, denn nur so war es uns möglich in diesem Jahr fast 40.000 € in Form von Sachspenden zu verteilen. Nahezu 20.000 € – Gutscheine für Lebensmittel, Benzin und Haushaltswaren – gingen bis jetzt an die Vulkanopfer.
Wir danken allen, die dazu beigetragen haben, vielleicht wieder ein Lächeln auf manches Gesicht zu zaubern und wir wollen daran erinnern, daß auch viele Cent irgendwann eine Summe ergeben

Auf ein besseres 2022

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