Komische Weihnacht überall

Besonders festlich ist die Stimmung dieses Jahr nicht. Ich selber kann damit gut leben, allerdings zähle ja nicht nur ich, sondern man lebt ja in einer Gemeinschaft. Dennoch hat man den Eindruck, dass bei vielen eher eine gedrückte Stimmung vorherrscht. Die Freude, dass das Scheusal Ruhe gibt, obwohl es offiziell erst morgen so weit ist, scheint etwas verflogen und wir sind schon etwas in der Realität angelangt. Und die bedeutet, dass das dieses Jahr ganz anders ist als in den vergangenen Jahren. Klar, das Geschenk, dass der Vulkan aus ist, ist das Beste, was wir bekommen konnten, aber wir sehen nun halt auch etwas hin, an die Geschichte, und schon ist die Stimmung etwas betrübt. Der kleine Metzger neben dem Büro von Yanes in El Paso hat mir das heute auch berichtet. Es wird nicht wirklich gefeiert, er merkt das natürlich daran, dass der Fleischabsatz in diesem Jahr um 50 % niedriger ist als in den letzten Jahren. Nichts mit groß für die Familie kochen. Man holt eine Kleinigkeit und die Sache geht in kleinem Rahmen von Statten. Wegen dem kleinen fiesen Virus ist das vielleicht gar nicht so schlecht. Aber selbst ich, der nicht sonderlich auf Feierlichkeiten steht, schon gar nicht wenn die ritualisiert sind, hätte uns das dieses Mal gegönnt, dass wir es so richtig krachen lassen. Vielleicht hängt die Ernüchterung aber auch mit der Tradition zusammen. Weihnachten ist schließlich immer gleich. Dieses Jahr ist aber alles anders. So manche Örtlichkeit, die früher der familiäre Treffpunkt war, existiert nicht mehr. Freunde und Teile der Familie können immer noch nicht zurück, oder stehen vor den Trümmern des eigenen Lebenswerks. Da ist das irgendwie auch folgerichtig, dass das mit der Stimmung nicht so richtig hinhaut.

Klar, rechnen die meisten damit, dass langfristig alles wieder in Butter sein wird. Wenn man aber ehrlich ist, dann weiß man, dass das ein verdammt langer Weg ist. So wie früher wird es für viele nicht mehr werden, wie denn auch, wenn das eigene Barrio vernichtet wurde. Aber irgendwann gibt es dann eine neue Normalität, an die wir uns alle gewöhnen werden. Was wir brauchen sind Perspektiven und so kommt zumindest eltime.es seinem selbstauferlegten Mutmacherauftrag nach und berichtet fleißig von den Fortschritten. Manchmal sind das dann nur Kleinigkeiten, wie dass ab Montag die Bananenkooperative San Juan in La Laguna wieder vor Ort zu arbeiten beginnen wird. Die wurden evakuiert und jetzt kehr da etwas Alltag zurück. Das sind dann immer erstmal nur Tropfen auf das immer noch heiße Lava, aber immerhin etwas.

Wir gehen jetzt gleich noch ein wenig ins Dorf. Normalerweise trifft man sich lose vor irgendeiner Bar und trinkt ein Glas Wein oder ein Bier und die Kinder rennen durch die Gegend. Aber auch da passt dieses Jahr nicht alles zusammen. Tapas y Trekking, wo wir die letzten Jahre waren, hat die Flügel gestreckt. Was die beiden Wirtsfrauen nun machen bleibt unklar. Ursprünglich wollten die den Kiosk an der Plaza übernehmen, aber da tut sich in Sachen Umbau, seit Beginn des Ausbruchs nichts mehr. Am Ende hat der Vulkan eben auch indirekte Schäden angerichtet. Mal schauen, wo sich dann dieses Jahr die netten Menschen rumtreiben. Jedenfalls gehe ich mit den Kindern los und meine Frau muss dann tatsächlich nochmal zurück ins Haus, auf die Toilette. Weil ich dieses Jahr gar nicht weiß, wo die Geschenke gebunkert sind, muss eben sie diesmal ran. Klar, hier bekommen die Kinder die Geschenke traditionell zu den Königen, aber auch hier gibt es langsam einen kleinen Wandel. Die Eltern sind ja nicht doof, und so ist es im Interesse aller, zumindest einen Teil der Gaben schon zu Beginn der Ferien an das Kind zu bringen. Da profitieren am Ende alle von. Wir haben das immer schön deutsch gehalten und nur einen kleinen Teil für die Könige aufbewahrt. Dieses Jahr gibt es aber alles an Geschenken gleich heute, weil die Sache insgesamt etwas spärlicher ausfällt. Nicht unbedingt wegen der angespannten finanziellen Situation, sondern weil man in den letzten Wochen eben gelernt hat, dass es ganz andere Dinge gibt, die wichtig sind als massig Geschenke. Aber diese Lehre muss ja, von den Auswirkungen auf den eh gebeutelten Einzelhandel mal abgesehen, gar nicht schlecht sein Der chinesische Plastiktanne ist jedenfalls geschmückt meine Tochter ist in Sachen Dekorieren seit Wochen ganz vorne mit dabei, was sie definitiv nicht von mir haben kann. Gut ist, dass meine Frau da wesentlich engagierter zu Werke geht. Wenn ich da die Verantwortung für das Fest übernehmen müsste, bräuchten die Kinder danach einen Psychologen. Jetzt bekommen sie meine negativen Gedanken bitte nicht in den falschen Hals, dass wird hier sicher ein klasse Abend werden. In diesem Sinne an alle ein entspanntes Fest und bleiben Sie tapfer.

So geht Weihnachten! Meine Tochter hat sogar die Katze dekoriert.