Wir befinden uns im postvulkanischen Zeitalter

Um 13 Uhr war heute Pressekonferenz unseres Krisenstabes PEVOLCA. Julio Perez, der Regierungsprecher der Kanaren gab sich die Ehre und bemühte sich das wesentliche kurz zu machen: “Lo que quiero hoy decir se dice con 4 palabras: La erupción ha terminado” Übersetzt heißt das: „Was ich heute, mit 4 Worten sagen möchte ist: Der Ausbruch ist beendet.“ Nix mit großem Tamtam oder gar Sekt. Letztlich war das ja Formsache. Der Ausbruch endete nämlich gar nicht heute, sondern bereits am 13. Dezember um 22:21 Uhr. Da hat er zum letzten Mal gemuckt und seitdem ist Ruhe. Dieses Datum ist ganz offiziell als Ausbruchsende benannt. Damit hatten wir ganz amtlich also 85 Tage und 8 Stunden vulkanische Aktivität eines Vulkans der immer noch keinen Namen bekommen hat. Mir persönlich würde es nach wie vor gefallen, wenn dem auch so bleiben würde. Der hat das einfach nicht verdient. Wenn wir hier vom Vulkan reden, dann wissen wir ja was gemeint ist und irgendwie ist es ja auch ganz amüsant, einen Vulkan zu haben, bei dem sich die Bevölkerung schlicht weg weigert ihm einen Namen zu verpassen. Oder eben die Bezeichnung „Vulkan ohne Namen“ ganz offiziell machen. Kleine Genugtuung zum Schluss und gleichzeitig Legendenbildung.

In der Regionalpresse tauchen jetzt Listen auf, in denen alle möglichen Daten drinstehen. Von maximaler Höhe der Eruptionssäule, freigesetzter Energie, Länge des Lavastroms, und so weiter und so fort. Das sind dann immer so ein Männerding mit den Zahlen. Um es kurz zu machen: In Sachen Vulkanausbruch haben wir den längsten und den dicksten. Wichtig sind eher die Fakten die bleiben und damit die Dimensionen besser erklären. Am gewaltigsten sind hier die ca. 1.200 ha verschüttetes Land. Gut, man kann sich so eine Fläche nicht wirklich vorstellen, wenn man aber die 440 ha, die den bisherigen Rekord, in Sachen betroffener Fläche ausgemacht haben, dann werden die Dimensionen klarer. Und diese 1.200 ha waren zum allergrößten Teil kein Brachland, sondern bebautes oder landwirtschaftliches Gebiet. 200 Millionen Kubikmeter Material hat es aus der Erde rausgehauen. Auch mit dieser Information lässt sich nicht wirklich etwas anfangen. Allerdings wird das dann wieder anders, wenn man die Berechnungen, die kurz vor dem Ausbruch gemacht wurden, betrachtet. Lange galt die Eruption ja als unwahrscheinlich und man kalkulierte, anhand der Bodenhebung, mit ca. 11 Millionen und ganz zum Schluss mit 20 Millionen Kubikmetern. Das Lavafeld ist mehr als 3 km breit und im Mittel 12 m hoch. Es wurden knapp 74 km asphaltierte Straße verschüttet und der Gesamtschaden liegt bei weit über 900 Millionen Euro.

Und wir haben auch noch den Berg selber. Einen 700m breiten und etwa 200m hohen Klotz der da jetzt mitten in der Landschaft steht. Aus insgesamt 6 Kratern wurde Material ausgeworfen und der größte Krater hat einen Durchmesser von 172m an seiner breitesten Stelle.

Die Sache mit den zerstörten Gebäuden ist etwas kniffelig. Da haben wir zum einen die Satellitendaten, die die gesamten Bauwerke zählen, da ist aber jeder kleine Abstellraum mit drin, und auf der anderen Seite sind die Daten des Katasteramtes. Hieraus kann man die Gebäude ablesen, die als Wohnhäuser deklariert waren, was für die Einschätzung der sozialen Katastrophe von Nutzen ist. Aber auch da gibt es mehrere Haken, die die Sache verfälschen. Ferienunterkünfte tauchen da genauso drin auf, wie Erstwohnsitze. Und auf der anderen Seite gibt es aber auch Wohnhäuser, die nie als solche eingetragen waren. Das bedeutet aber jetzt nicht, dass die alle illegal waren, sondern dass Sie einfach nicht eingetragen wurden, weil es auch einfach nie wirklich nötig war. Wenn denn da einer gemotzt hätte, dann hätte man das immer noch problemlos machen können.

Ab Montag beginnt dann der Wiederaufbau und auch der Rückkehrplan soll erarbeitet werden. Da die Ausnahmesituation noch bestehen bleibt, kann das dauern, aber man rechnet damit, dass die ersten Leute in den ersten beiden Januarwochen zurück können.