Der Vulkan ist noch da

Das erste was uns aufgefallen ist, als wir gestern gegen Mitternacht von der Fähre kamen, war die Asche am Straßenrand auf der Ostseite. Vier Tage Gomera reichen um diesen Normalzustand vergessen zu machen. Hier auf der Westseite liegt natürlich noch einiges mehr, aber es verflüchtigt sich jetzt nach und nach. Die Fahrbahnen und Gehwege sind frei, es wird nur regelmäßig etwas vom umgebenen Gelände zurückgeweht. Der Vulkan selber ist auch noch da, der geht auch nicht mehr weg, und er dampft vor sich hin, weil es da oben immer noch recht heiß ist. Allerdings hatte ich heute den Eindruck, als ob es morgens schon deutlich besser riechen würde. Am Tag ist der Geruch dann sowieso verschwunden, die Thermik treibt das nach oben oder die Brisa Richtung Meer.

Viel passiert ist in den letzten paar Tagen nicht. Am Abend des 27. Hat der Bagger Hand an die Lava in La Laguna gelegt. Das wurde groß in den Fernsehnachrichten gezeigt, dabei ging es dann aber eher um die Symbolik. Am Folgetag, als dann richtig gebuddelt wurde, hieß es dann, dass die Geschichte wohl doch schwerer sein wird als geplant. Das schwarze Zeug an der Nordflanke hat nämlich eine gehörige Dichte und ist recht hart. Gut, dass es ja nur 100m sind, die an der Stelle freigekratzt werden müssen und all zu hoch ist die Lava da auch nicht gestapelt. Mittlerweile sind zwei gelbe Monster im Einsatz und die Bomberos kühlen die Sache laufend ab, weil es immer noch sehr heiß ist. Das mit dem kompletten Wegschaffen der Lava entlang der LP213 wird aber so sicher nichts werden. Wobei man sich ja in Sachen Straßenbau gar nicht festgelegt hat, zumindest noch nicht öffentlich. Wahrscheinlich scheint aber gerade eher, dass man einfach über die Lava drüber baut. Wobei die Streckenführung dann gar nicht mehr so wichtig erscheint, man muss eben am Ende wieder auf die Straße nach Puerto Naos gelangen. Wie tragfähig die Lava dort ist weiß man noch gar nicht, der ein oder andere volle, und damit eben auch sehr schwere Bananenlaster muss da ja rüber, ohne dass er in irgendwelche Hohlräume kracht. Wobei, wenn das den Bagger beim planieren aushält, dann wird das schon gut gehen.

Zum Abschluss des Jahres gibt es aber auch noch eine richtig gute Nachricht. Ein gewaltiger Teil der Evakuierten auf der Nordseite darf wohl am Montag zurück. Teile von Tacande, sowie Marina Alta und Marina Baja, El Charco und einen Teil von Las Martelas. Bis Sonntag möchte man noch weitere Messungen durchführen, und wenn da nichts auffällig ist, wovon man gerade eben ausgeht, dann wird die Evakuierung aufgehoben werden. Wie lange das an der Südseite dauern wird, bleibt abzuwarten. Hier waren die Probleme mit austretenden Gasen von Anfang an entsprechend größer. Aber ein gewaltiger Anfang ist damit dann erstmal gemacht. Ob eine Rückkehr auf die Südseite des Lavafeldes gerade so attraktiv ist bleibt sowieso fraglich. Solange es keine vernünftige Verkehrsanbindung gibt, ist das Leben dort nicht besonders alltagstauglich. Die meisten arbeiten eben in Los Llanos oder El Paso, oder gehen dort zur Schule.

Ansonsten schlägt gerade der Herr Omikron auf den Kanaren und auch auf La Palma ganz gewaltig zu. 215 Neuinfizierte hatten wir an nur einem Tag, und man kommt gerade mit den PCR-Tests nicht mehr nach. Das ehemalige Impfzentrum in El Paso wurde nun zum Testzentrum umgemodelt. Und da stehen Schlangen davor, die darauf warten sich ein Stäbchen in den Rachen schieben zu lassen. Die Trefferqoute liegt bei stattlichen 26 %. 855 aktive Coronafälle haben wir derzeit auf der Insel, was in etwa einem Prozent der offiziellen Bevölkerung entspricht. Aber davon sind nur 3 im Krankenhaus und kein einziger auf der Intensivstation. Gut, unsere Impfquote ist auch entsprechend hoch und selbst der Herr Drosten hat ja, mit Blick auf Südafrika und England, davon gesprochen, dass der Omikron die Mutante sein könnte, die, weil vielleicht doch nicht so gefährlich, die Sache zum Guten wenden könnte. Gut, ich bin weder Vulkanologe noch Virologe, möchte das aber nur allzu gerne glauben, weil die Geschichte nur noch anstrengend ist. Vorsichtshalber haben wir uns auf Gomera aber gleich noch einen Booster in den Arm jagen lassen. Ab dieser Woche konnte man eigentlich seinen Termin machen, wenn man zwischen 40 und 49 Jahren auf dem Buckel hat. Die Telefontante meinte dann aber, dass das Buchungssystem gerade einen Hänger hätte und Termine nicht vor dem ersten April angeboten werden könnten, und man soll doch bitte nächste Woche nochmals anrufen. Dann haben wir aber ein Schild gesehen, wo geschrieben stand, dass man am 30.12. zwischen 8 Uhr und 11 Uhr in Hermigua, da haben wir auf La Gomera gewohnt, geimpft werden kann und das ohne Termin. Also sind wir kurz hingefahren und haben unsere NIE genannt. Da das kanarische Gesundheitssystem ein einziges ist, war das dann auch kein Problem. Wir mussten der Ärztin dort nur versprechen, dass wir das nicht weitersagen, nicht dass jetzt die ganzen Palmeros nach Gomera zum impfen fahren.