Unser Kanaren-Präsident Ángel Victor Torres, hat nochmals betont, dass man nicht vorhätte, die mit Lava bedeckten Gebiete unter Naturschutz zu stellen. Das würde nämlich eine Enteignung beinhalten und die Ländereien sollen auch weiterhin denen gehören, die auch zuvor Eigentümer waren. Auf den ersten Blick ist das eine tolle Aussage. Irgendwann kann man, wenn das Zeug entsprechend abgekühlt ist, ja vielleicht wieder was damit anfangen. So habe ich das auch von einem befreundeten Landwirt gehört, der meinte, dass er auf Hilfen gerne verzichten würde, er wolle nur die Zusage, dass er mit dem Bagger die Lava wegschaffen kann, um auf seiner kleinen Bananenfinca neu anzufangen. Wenn man jetzt aber genauer hinschaut, dann ist diese Vorgehensweise vielleicht aber auch etwas problematisch. Wenn da 1-2m Lava draufliegen, dann kann man das ja vielleicht auch noch bewerkstelligen. Ein wenig Muse, vielleicht noch einen Freund dazu, der einen Bagger hat, und dann geht das. Wer aber nun stolzer Eigentümer eines Geländes ist, auf dem 30m dicke Lava liegt, der hat jetzt ein Problem. Wegbekommen ist fast unmöglich und die große Schwierigkeit dabei ist, dass es nicht genügend fruchtbare Erde auf der Insel gibt, um das Gelände aufzuschütten, damit da wieder was wachsen kann. So manch einer wäre da vielleicht mit einer Enteignung und ein wenig Entschädigung durchaus besser bedient. Die Möglichkeit, dass man sein Haus wieder aufbauen kann, und das vielleicht genau an der Stelle an der es zuvor war scheint attraktiv zu sein, und nicht weinige fordern eben genau das, auch die Idee, dass Todoque in neuer Blüte entstehen soll geistert ja immer noch über die Insel. Aber auch dafür würden wir hier Unmengen an Erde benötigen. Das Haus selber ist schnell gebaut, steht dann aber mitten in einer schwarzen Lavalandschaft. Da gibt es dann aber im Garten weder Kartoffeln noch Orangen.
Die Geschichte mit dem verschütteten Land beinhaltet aber noch eine weitere gravierende Schwierigkeit. Die Planung der neuen Straßen fordert dadurch die ein oder andere mühselige Verhandlung mit dem jeweiligen Eigentümer. Alternativ müsste der Straßenverlauf exakt so wie zuvor sein. Da bleibt aber die Frage, ob das technisch möglich sein wird. Es heißt, dass die erste Verbindung, an der gearbeitet werden soll, über Tazacorte gehen wird. Die Aussagen wie lange das dauern könnte variieren ganz gewaltig. Von einer provisorischen Piste, innerhalb einiger Monate, bis hin zu, mit ganz viel Glück, Anfang 2023. Im Raum steht auch noch die Fährverbindung bis Charco Verde, aber auch hier wird von einem halben Jahr gesprochen. Für die Bewohner des Südwestens sind das keine guten Aussichten. Zwar gibt es mittlerweile erste Gerüchte, mit der Betonung auf das Wort Gerüchte, dass es für Jedey und Las Manchas de Abajo zu einer Aufhebung der Evakuierungsanordnung, noch in diesem Monat kommen könnte, aber noch ist dort wohl auch die Trinkwasserversorgung nicht gewährleistet.
Natürlich ist die Erwartungshaltung bei vielen jetzt gewaltig, nachdem wohl in Teilen des Nordens die Rückkehr unmittelbar bevorstehen soll, und viele wollen auch in den Süden zurück, und das am besten heute als morgen. Von vielen Palmeros, die auf eine Anbindung an Los Llanos oder El Paso aus beruflichen Gründen angewiesen sind, bleibt das aber unmöglich. Wer jeden Tag zur Arbeit muss, oder schulpflichtige Kinder hat kann einen Umweg von 1,5 h pro Strecke und Tag einfach nicht leisten. Die Straße bleibt damit das allergrößte Problem. Nicht nur, dass deswegen viele nicht zurück können, sondern es besteht auch die Gefahr, dass ohne Perspektive, wann es denn so weit sein wird, einige sich anders orientieren werden. Schließlich muss der Alltag weitergehen und der Wunsch nach Normalität ist eben auch gewaltig. Damit droht aber nun einigen Siedlungen eine gewisse Entvölkerung. Und wenn das ganz doof läuft, dann geht durch so einen Wegfall der Bevölkerung, für die Verbliebenen auch noch die Infrastruktur verloren. Selbst wenn dann Puerto Naos wieder irgendwann offen sein wird, bleibt die Frage, ob der Spar dort bei weniger Einwohnern und kaum Touristen, die Geschichte überleben kann. Wenn dann aber auch mal der Spar weg ist, dann wird sich wiederum manch einer überlegen, ob man überhaupt noch in Puerto Naos leben möchte. Es muss also so schnell wie irgend möglich eine Straße oder Piste her, da führt kein Weg dran vorbei.