Jetzt gibt es auch Vulkanorangen

Unser Primärsektor wurde ja bekanntlich vom Vulkan mit am schwersten getroffen. Nicht nur die unmittelbar von der Lava betroffenen Gebiet haben da etwas abbekommen, sondern gekappte Bewässerungsleitungen und die allgegenwärtige Asche haben beträchtlichen Schaden verursacht. Gerade die Asche hat den Pflanzen ganz generell zugesetzt. Das Zeug auf den Blättern sorgt für ein Ausbleiben der Photosynthese, und so ist auch bei uns im Garten so einiges eingegangen. Unsere palmerischen Bananen haben alle unansehnliche schwarze Flecken bekommen, weil die Asche sich in die Schale gefressen hat und diese dadurch oberflächlich beschädigt wurden. Da war man aber clever und hat eigens schwarze Etiketten drucken lassen und auf die Krummfrüchte geklebt. Man bekam auch eine Sondergenehmigung zur Vermarktung, weil die Bananen eben nicht der üblichen Verkaufsnorm entsprochen haben. Das hat marketingtechnisch prima funktioniert. Das war gewissermaßen die Solidaritätsbanane und die Leute auf dem Festland haben dadurch im Supermarkt die Vulkanbanane gleich erkannt. Schon vor der Etikettenidee entwickelte sich der Konsum unserer Wappenfrucht zum Zeichen der Solidarität. Es tauchten im Netz Videos auf in denen hunderte von Kindern einer ganzen Schule Bananen von der Insel gefuttert haben und uns mit vollem Mund viel Kraft und Durchhaltevermögen gewünscht haben. Sportler haben bei Interviews Demonstrativ die La Palma-Banane in die Kamera gehalten. Der Trainer von Real Betis Sevilla hat sogar nach einem Spiel ein Interview, mit den Worten „Moment ich muss noch kurz La Palma unterstützen“, unterbrochen und kam dann kurz darauf, bananemampfend zurück vor die Kamera und war damit bei den Fußballinteressierten hier auf der Insel erstmal der Oberheld.  

Wir haben hier aber eben auch noch andere Früchte auf der Insel und da gerade die Orangensaison losgeht hat man nun die Orangen von La Palma eben auch extra deklariert. Die Größenordnung ist mit 1-2 Tonnen die Woche, die man nach Teneriffa schickt natürlich lächerlich gering. Aber letztlich ist es so, dass das Obst qualitativ in einem astreinen Zustand ist, aber optisch manchmal eben nicht wirklich so hübsch aussieht und aufwändig gereinigt werden muss, damit man danach keine Aschepartikel im Saft schwimmen hat. Um nun den Kunden klar zu machen warum das so ist, werden die Orangen nun eben auch extra als palmerische Früchte gekennzeichnet um damit einen höheren Kaufanreiz zu schaffen.

In Sachen Omikron sieht das mittlerweile hier bei uns finster aus. Ich werde die aktuelle Inzidenz nicht nennen, da würde ihnen nur der Schreck in die Glieder fahren. Allerdings gibt es dabei ein ganz dickes aber: Von den 1514 aktiven Fällen, die wir gerade haben, sind nur 3 im Krankenhaus und keiner auf der Intensivstation. Das sorgt dafür, dass wir in Phase 2 bleiben, Teneriffa dagegen geht ab Freitag in Phase 4 und hat damit wesentlich mehr Restriktionen. Letztlich geht es dabei aber nur um die Gruppengröße, in der man sozial zusammenkommen kann, bzw. um die maximale Auslastung von öffentlichen Einrichtungen wie Bars und Restaurants bzw. deren Schließzeiten. Bevor man nun aber all zu große Töne spuckt, müssen wir noch ein wenig warten. Auf Teneriffa ist die Lage schon 2-3 Wochen vorher eskaliert und dort sind nun eben die Intensivstationen entsprechend voller. Generell herrscht nun aber in Spanien irgendwie die Stimmung, dass man da nun, mit unserer hohen Impfquote, durch muss. Gestern wurde in Absprache mit den Regionen festgelegt, dass am Montag für alle, also auch die ganz Kleinen ab 3 Jahren, die Schule regulär starten wird. Lüften, Maskenpflicht, auch in der Pause, und das Ganze entzerren ist die Haltung. In der Vergangenheit wurde auch nachgewiesen, dass es im gesamten Verhältnis relativ wenig Ausbrüche in Schulen gab, sondern das meiste im sozialen und familiären Bereich stattfand. Allerdings war das auch noch ohne Omikron. Hier sind aber 90% der über 12jahrigen Kids mittlerweile doppelt geimpft und von den 5-11jährigen haben auch schon 30% die erste Dosis erhalten. Unsere Coronazahlen sorgen aber auch hier gerade für gewaltigen Zoff. Nicht zum ersten Mal bekommen sich der Bürgermeister von Breña Alta, Jonathan Filipe und die Covidbeauftragte und Krankenhauschefin Mercedes Coello in die Wolle. In der Vergangenheit gab es bereits Zoff, weil der Bürgermeister nicht bereit war eine ältere Dame, die zwar covidpositiv, aber nicht behandlungsbedürftig war, wieder in der Pflegeeinrichtung der Gemeinde auf zu nehmen. Er sah darin ein zu hohes Risiko, Mercedes verwies darauf, dass die Einrichtungen verpflichtet seien, entsprechende Isolationsmöglichkeiten zu schaffen und das in allen anderen Gemeinden auch klappen würde. Die Covidstation im Krankenhaus sei für Menschen gedacht, die eine Behandlung benötigen würden. Der Bürgermeister ist von sich aus an die Öffentlichkeit gegangen und Mercedes danach auch, und damit wurde die Streiterei in der Lokalpresse ausgetragen. Nun geht es in die nächste Runde. Erneut hat sich Jonathan Filipe als erster gemeldet und sich über die Wahnsinnsinzidenz seiner Gemeinde beschwert. Aus seiner Sicht ist das natürlich nachvollziehbar. Die 7-Tages-Inzidenz von Breña Alta liegt, ganz offiziell, gerade bei 10.653/100.000. Das ist kein Tippfehler, sondern liegt daran, dass das Inselkrankenhaus, wo die allermeisten Tests durchgeführt werden, auf dem Gemeindegebiet von Breña Alta liegt. Und wer dort nicht sauber seinen Wohnort angibt, der wird dann einfach, mangels anderer Information, der Gemeinde draufgerechnet. Die Praxis stößt dem Bürgermeister sauer auf, weil man mit solchen Werten nun mal ganz schlecht da steht und er meinte, dass die Covidprüfer da mal ordentlich arbeiten sollen. Mercedes Coello hat nun drauf reagiert und sich ebenfalls gemeldet. Der Herr Bürgermeister könne ja gerne mal vorbeischauen, um zu sehen, wie da gearbeitet wird. Ihre Aufgabe sei es, Infektionsketten zu finden und die Leute zu testen. Man gehe eh am Anschlag und habe besseres zu tun als sich noch die Wohnorte raus zu suchen, wenn keine korrekten Angaben gemacht würden. Der Herr Filipe dürfe aber gerne kommen und unterstützend helfen und könne sich dabei natürlich selber ein Bild machen, wie dort gearbeitet wird. Offenbar ist Jonathan Filipe während der gesamten Pandemie eine Sache entgangen. Leg dich nicht mit Mercedes an. Diese hat seit 2 Jahren mit ihrem Team einen Riesenjob gemacht und wurde wegen der Leistung, das pandemische Geschehen so klein zuhalten selbst von der FAZ und dem Deutschlandfunk interviewt. Die Frau hat Haare auf den Zähnen, wenn es um die Pandemie geht und wir erinnern uns hier alle noch daran, wie sie uns in der Vergangenheit nach einem Ausbruch, mit nur rund 35 Fällen, an den Senkel gestellt hat, dass wir uns verdammt nochmal zusammenreißen sollen. In der jetzigen Phase haben wir die Frau bitterlich alleine gelassen und die ist sicherlich ganz schön angefressen, und das mit Recht.