Das Dekret der kanarischen Regierung, dass den Wiederaufbau der verlorenen Häuser erleichtern soll, ist noch gar nicht verabschiedet, das wir wohl erst in den nächsten Tagen geschehen, dennoch geistert das Papier bereits über die Insel und sowohl die lokale Politik als auch die Presse hat da schon mal reinschauen können. Das Dekret soll den Betroffenen der Lava die Möglichkeit geben, möglichst schnell wieder eine eigene Behausung zu errichten. Spannend ist dabei, dass die Geschichte wohl so formuliert ist, dass es nicht nur die legalen Häuser umfasst. Die Zahlen der Betroffenen Wohnhäuser ist nämlich weit größer als im Kataster eingetragen. Von einer „Konsolidierten Wohnnutzung“ ist da die Rede. Wer also jetzt irgendwo ein Stück Land hat, der darf da drauf bauen, wenn er seinen Erstwohnsitz an die Lava verloren hat. Das neue Gebäude darf aber nicht größer als das alte sein und natürlich muss sich der Bauherr an Vorgaben halten, die er aus vergangen Zeiten so nicht kannte. Aber natürlich haben solche Geschichten auch immer 2 bis 3 Haken, die sicherlich bei dem ein oder anderen Betroffenen für Unmut sorgen. Im Naturschutzgebiet geht nicht, dass war aber auch zu erwarten. Aber die Geschichte umfasst eben auch nur die 3 betroffenen Gemeinden. Wer also sein Haus in El Paso verloren hat, aber noch ein Stück Land in Tijarafe besitzt, darf das nicht einfach dafür hernehmen, solange das kein offizielles Bauland ist. Auch auf die Lava selbst darf wohl nicht gebaut werden, was natürlich schlimm ist für die, die nichts anderes haben, aber letztlich wird das wohl auch noch sehr lange dauern, bis das technisch möglich wäre. Allerdings sieht das Dekret da auch noch eine Lösung dafür vor. Wer nicht über ein weiteres Stück Land verfügt, der darf tauschen. Zumindest ist das so angedacht. Hier ist aber die soziale Notwendigkeit gefragt und wenn die gegeben sein sollte, dass kann die betreffende Gemeinde öffentliches Land zur Verfügung stellen und dafür das vom Vulkan verschüttete bekommen. Die ganzen Genehmigungsverfahren werden an die entsprechenden Gemeinden übertragen. Die werden jetzt wohl ganz schön mit Bauanträgen zugeschüttet werden. Aber, von dieser Sonderregelung sind nur diejenigen betroffen, die ihren Erstwohnsitz, verloren haben. Und nur die darf wieder aufgebaut werden. Wer also neben seinem Haus, noch ein Geschäft oder eine Appartementanlage hatte, der darf nur das Wohnhaus errichten. Und das gibt freilich auch Unmut.
Die ganze Geschichte mit den verlorenen Unterkünften ist aber noch viel komplizierter. Nicht jeder möchte neu bauen. Manch einer sagt sich, dass man mit dem Versicherungsgeld vielleicht erstmal etwas kaufen könnte. Und da explodieren gerade die Preise, weil sich mittlerweile nicht nur Menschen, die hier fest wohnen auf die Suche gemacht haben, sondern auch etliche Mitteleuropäer auf der Suche nach einer neuen Residenz für den Winter sind. Ganz schlimm ist die Geschichte auf dem Mietmarkt geworden. 800 € sind da für 3 Schlafzimmer inklusive undichtem Dach gang und gebe, dass kann sich aber so gut wie keine palmerische Familie leisten. Der Durchschnittsverdienst eines Angestellten in Vollzeit liegt hier bei weit unter 20.000 € netto im Jahr. Und so fängt das nun eben doch an, mit dem Exodus, der noch nicht in den offiziellen Statistiken auftaucht. Die Nebensitzerin meiner Tochter in der Schule wird am Wochenende mit der Familie nach Teneriffa umziehen. Die alte Mietwohnung ist weg, eine neue kann man sich nicht leisten. Andere sind in den letzten Monaten aufgrund von Mondpreisen mehrfach umgezogen. Man kann ja schließlich nicht auf der Straße schlafen. Bis der Druck, der hier auf dem Wohnungsmarkt herrscht, nachlässt, wird noch ordentlich Zeit vergehen. Auch die von den Behörden angebotenen Alternativen sind streckenweise eben nicht praktikabel. Jemand der in Los Llanos arbeitet und dessen Kinder da zur Schule gehen, fängt mit einer bereitgestellten Unterkunft in Fuencaliente einfach nichts an.