Kein Besuch auf der Insel, dafür aber Wohncontainer

Die ersten Containermodule sind heute eingetroffen. Ähnlich wie die Holzfertighäuser sollen die den Vulkanopfern zur Verfügung stehen. Allerdings scheinen die etwas klein geraten zu sein. 60qm wird eine Wohneinheit haben, da stecken dann aber 3 Schlafzimmer, 2 Bäder, Wohnzimmer und Küche mit drin. Aber das ist besser als nichts und wenn es dem ein oder anderen hilft, aus den Hotels raus zu kommen, dann ist das auch schon mal was. Es handelt sich ja nicht um eine endgültige Lösung, sondern soll zum Übergang dienen. In den Hotels leben immer noch rund 400 Menschen, denen es gerade an einer Alternative fehlt. Wie viele davon eigentlich in den Puerto Naos und La Bombilla leben ist nicht bekannt. Dort sind die CO2 Werte nach wie vor zu hoch. Daten über die genauen Werte gibt es nach wie vor nicht. Das IGN, das uns ja schon während des gesamten Vulkangeschehens begleitet, misst aber wie verrückt. Es werden auch immer wieder zusätzliche Messgeräte angefordert und immer noch gibt es keinerlei Tendenz, die eine Perspektive auf baldige Rückkehr gibt. Stimmungstechnisch schlägt das bei den Betroffenen aufs verständlicherweise aufs Gemüt. Jetzt ist das bald ein halbes Jahr her, dass man nicht nach Hause darf und ein Ende bleibt der Situation ist nicht abzusehen. Auch sonst ist anzunehmen, dass es für viele Betroffene noch sehr lange gehen wird, bis es wieder zu einer Normalität kommt. Zwar hat das kanarische Parlament nun auch die das Dekret verabschiedet, dass es denjenigen ermöglicht, die ihren Erstwohnsitz an den Vulkan verloren haben, ihr Haus auch in landwirtschaftlichen Gebieten neu aufzubauen. Allerdings gilt das Dekret nur in den 3 betroffenen Gemeinden. Das macht die Sache recht schwierig. Der ein oder andere gut betuchte hat sich längst etwas gekauft und ist am Renovieren und Werkeln. Für viele andere ist es weitaus komplizierter. Die Bodenpreise hier im Tal sind massiv gestiegen, und der ein oder andere wittert das Geschäft seines Lebens. Die Parlamentarier haben dies während der Sitzung zur Verabschiedung des Dekrets einhellig angeprangert und verurteilt. Vor allem, dass es nun einige geben wird, die sich die Taschen mit öffentlichen Geldern oder sogar Spenden füllen, sei nicht akzeptabel. Man würde diese Leute aber kennen und so ein Verhalten würde sicher auch innerhalb der Gesellschaft in Erinnerung bleiben. Wie und wann sich die Situation entspannen kann, weiß derzeit niemand. Solange es Leute gibt, die in der Lage sind horrende Preise für den Kauf von Land oder zur Miete von Wohnungen zu zahlen, bleibt das sicher schwierig. Auch die mitteleuropäischen Überwinterer, die gerade unterwegs sind, um sich eine neue Teilzeitresidenz zu kaufen, erfreuen sich in der Gesellschaft nicht der größten Beliebtheit. Einige politischen Parteien fordern nun, dass das Dekret auf die gesamte Insel ausgedehnt werden sollte, um ein wenig Druck aus der Situation zu nehmen. Ob das wirklich hilfreich wäre, bleibt ab zu warten. Damit würden vielleicht auch einfach die Preise für landwirtschaftlich nutzbares Land in den anderen Gemeinden in die Höhe getrieben. Deswegen werden auch schon Sonderlösungen diskutiert. So könnte es zum Beispiel möglich sein, auch in anderen Gemeinden zu bauen, wenn man das Land bereits zuvor besessen hat. Das Ganze müsste dann aber in ein neues Gesetzesdekret gepackt werden.

Man darf auch nicht vergessen, dass es sich bei der momentanen Geschichte nur um eine Teillösung handelt. Es betrifft eben nur den Erstwohnsitz. Wer sein Geschäft verloren hat, schaut derzeit in die Röhre. Auch als Ferienunterkünfte vermietete Häuschen, die vielleicht auf dem Gelände befanden und ein wichtiger Teil des Einkommens waren, fallen außen vor. Die Betroffenen finden diese Regelung verständlicherweise nicht wirklich gut, was absolut nachvollziehbar ist. Allerdings würde eine Ausweitung auf andere Bereiche, die Spekulation um Eigentum noch weiter anheizen. Generell sind die ganzen Plattformen, die sich gebildet haben in vielen Dingen uneins. Man hat sich aber doch zusammengerauft und veranstaltet eine gemeinsame große Demonstration am Freitag in Los Llanos unter dem Motto: „Wir sind alle Betroffene“. Der Termin ist wohlüberlegt gewählt. Schließlich hätte am Freitag die Konferenz der Präsidenten der einzelnen Regionen gemeinsam mit Pedro Sánchez und Teilen seines Kabinetts, hier stattfinden sollen. Da wird nun aber ganz kurzfristig nichts draus. Sánchez muss nach Brüssel zur EU-Sondersitzung, die der homophobe Vladi mit seinen Großmachtfantasien verursacht hat. Deswegen wird das Treffen auf La Palma kurzerhand abgesagt und es gibt auch keinen neuen Termin. Der König kommt auch nicht, heute wurde er eigentlich hier auf La Palma erwartet um im Beisein der nationalen und kanarischen Politprominenz, die Palmeros für ihr vorbildliches Verhalten während der Katastrophe zu ehren. In Los Llanos waren heute schon die Straßenlaternen mit dem königlichen Wappen versehen. Kann man nun wieder abnehmen.

Farblich ein recht schön gemachtes revoluzionäres Plakat. Und dann wird ja auch noch ein Manifest verlesen.