Heatmap

Karten sind eine super Sache, weil man sich da einen Überblick verschaffen kann. Wir haben ja nun schon welche, auf denen man die neuen Satellitenbilder sieht und erkennen kann, wo die Lava lang geflossen ist. Es gibt aber auch noch ganz andere Geschichten, die die Lava nicht zeigen, dafür aber eine gravierende Auswirkung.  Zoom.earth ist so etwas. Eine sich im 10-Minutentakt aktualisierende Karte zeigt uns, wo es auf der Welt gerade heiß zu geht. Eigentlich soll man damit Waldbrände lokalisieren können, aber man kann auch gut sehen, wo hier auf La Palma noch heiße Lava liegt. Was aus der Karte nicht hervorgeht, ist die wirkliche Temperatur, und mir als Laie tun sich auch gleich mehrere direkte Fragen auf. Vor allem, wie wird das denn gemessen. Es gibt da auch noch die Wetterfunktion, das ist mit Wetterstationen nach zu vollziehen. Auf dem Lavafeld gibt es jetzt aber ja keine permanente Messung der Temperatur, mit der Google dann gefüttert wird. Sind das dann Annahmen, nach dem Motto, da ist noch heiß, also pflegen wir das ein, oder können die das wirklich messen? Jedenfalls zeigt die Karte, sollte Sie den tatsächlich mit der Realität einhergehen, erstaunliches auf. Alles ist heiß, aber es gibt einen Korridor. Fast der gesamte Abschnitt zwischen der Straße von San Nicolas und der LP 2 leuchtet nicht rot auf, obwohl die Lava da sehr dick liegt und, wenn man ehrlich ist, sieht man exakt in diesem Teil des Feldes auch noch ab und an Rauch aufsteigen. Muss also der Durchgang dann hier geschaffen werden? Das wäre sicher eine vorschnelle Schlussfolgerung. Schließlich messen die Wissenschaftler ja die ganze Zeit vor Ort. Das letzte was man von denen gehört hat, ist, dass die Temperaturen in der Nähe des Kraters streckenweise immer noch um die 800 Grad betragen würden und auf dem Lavafeld kommt man immer noch auf runde 500 Grad. Genau darum stocken ja nun auch die arbeiten, auch weil nun wohl doch ein Röhrensystem aufgetaucht ist, dass einer sicheren Überfahrt im Weg stehen könnte. Das frustriert uns aber gewaltig. Irgendwie scheinen wir gerade nicht richtig von der Stelle zu kommen. Über 2 Monate ist der Vulkan nun aus, und Stück für Stück merken wir hier, dass der Wideraufbau sehr lange gehen wird. Alleine die fehlende Straßenverbindung und die Gassituation in Puerto Naos sorgen dafür, dass immer noch über 2.000 Menschen nicht in ihre Häuser zurück können. Und das macht die Betroffenen unzufrieden. Die Hoffnung war natürlich da, dass es alles ganz schnell gehen wird, und an solchen Hoffnungen ist man natürlich auch gewillt sich fest zu halten. Jetzt kommt man Stück für Stück in der Realität an, und diese bringt Ernüchterung mit sich. Wer ein wenig Geld hat, kann sich gar nicht so einfach etwas neues kaufen. Die Preise sind explodiert. Viele, deren Haus stehen geblieben ist, können nicht zurück, und niemand kann sagen, wann es soweit sein wird. Die ersten Banken fordern die Betroffenen auf, ihr Haus zu verkaufen, weil diese durch die fehlenden Einnahmen, die Kredite nicht mehr bedienen können, bzw. parallel Miete bezahlen müssen. Klar wird es hier eine neue Normalität nach dem Vulkan geben, aber die sozialen Wunden, die dieser angerichtet hat, werden wesentlich länger brauchen um zu verheilen, als wir uns das alle erwünscht haben.

Die Demonstration, die am Freitag in Los Llanos veranstaltet wurde, lief unter dem Motto, dass wir alle Betroffene des Vulkans sind. Das bringst es auch ein wenig auf den Punkt. Selbst, diejenigen, die keinen materiellen Schaden abbekommen haben, werden die Folgen noch zu spüren bekommen. Zum einen, weil die öffentlichen Gelder natürlich zuerst im Tal verwendet werden, womit andere Teile der Insel folgerichtig zurückstecken müssen, zum anderen wird sich die verheerende wirtschaftliche Situation von vielen Betroffenen recht zügig auch auf die ganze Insel auswirken.  Wenn viele hier nichts haben um es in den Kreislauf zu stecken, dann wird das zusätzliche Arbeitsplätze kosten.

Hier auf der Insel geht auch ein wenig die Angst um, weil man aufgrund der momentanen globalen Entwicklung befürchtet, dass man in Vergessenheit gerät. Und natürlich ist das auch absolut nachzuvollziehen, wenn man immer noch auf eine endgültige Lösung für ein neues zuhause hofft, da aber bislang gar nichts voran geht. Aber vielleicht werden wir uns auch ein wenig darüber klar, dass es woanders auf der Welt auch nicht gerade rosig zugeht.