Ehre gegen Gebühr

Am Sonntag sollen, vor dem Spiel Atlético Paso gegen die 3. Mannschaft von UD Las Palmas, alle Plattformen der Betroffenen des Vulkans, Hilfskräfte, NGOs, Sicherheitskräfte, Freiwillige und andere Helfer, die sich während und nach dem Ausbruch ihren Allerwertesten für uns alle aufgerissen haben, geehrt werden. Von Seiten der Gemeindeverwaltung hofft man auf ein zahlreiches Erscheinen der Bevölkerung und betont die Wichtigkeit, dass nicht nur jetzt ein dickes Dankeschön gesagt wird, sondern man auch in Zukunft weiterhin gemeinsam arbeiten wird. Wer da also hin möchte kann das gerne machen. Allerdings muss er dann am Eingang eine Gebühr entrichten. Dafür bekommt man aber dann im Anschluss noch ein Fußballspiel zu sehen, bei dem zumindest unter sportlichen Gesichtspunkten etwas zu erwarten sein dürfte. El Paso empfängt zuhause den aktuellen Tabellenführer, auf den man zwar 6 Punkte Rückstand hat, aber eben, noch vulkanbedingt, 3 Nachholspiele vor der Brust.

Unser Dorfclub hier bleibt weiterhin ambitioniert und plant in diesem Jahr den Aufstieg in höhere Ligen. Schafft man das, dann würde man in der nächsten Saison alle 14 Tage aufs Festland fliegen können. Die lokale Politik ist natürlich auch entsprechend involviert, und man mag vielleicht unterstellen, dass der jetzige Aufruf auch dazu dienen soll, mehr Zuschauer ins Stadion zu locken. Die ganz großen Pläne, die man vor der Pandemie hatte, sind erstmal dahin. Da war man kurz vor einer Kooperation mit einer Spieleragentur, an der auch Andres Iniesta beteiligt ist. Wenige Tage vor der Unterzeichnung des Vetrages wurde dann Spanien viral von der Außenwelt abgeschnitten. Der Plan, mit fremden Geld in die 2. spanische Liga zu maschieren liegt also erstmal auf Eis. Nicht mal den Aufstieg in die 3. Liga hat man geschafft. Schlimmer noch, durch eine Ligareform, spielt man nun sogar in der 5. Kategorie. Allerdings schon unter mehr oder weniger professionellen Bedingungen. Die Spieler jedenfalls müssen nebenher nicht arbeiten und auch Jorge Muñoz, der Trainer, der schon Iniesta und Lukas Podolski als Fitnesscoach bei Vissel Kobe, in der ersten japanischen Liga betreut hat – daher die Verbindung -, macht das hauptberuflich. Der kommt aber auch hier aus dem Aridanetal und hat als Kind und Jugendlicher selbst bei Atletico Paso gekickt.

Während des Vulkans war dann auch noch die Marca, die größte spanische Sportzeitung hier vor Ort und hat den Verein wochenlang begleitet. Neben mehreren Artikeln die erschienen sind, wurde auch ein Film für den eigenen Fernsehkanal produziert. Hierzu wurden Spieler und Trainer immer wieder interviewt. Schließlich könnte man ja nicht im eigenen Stadion trainieren oder spielen, sondern musste auf die Ostseite ausweichen. Auch die Familien mancher Spieler gehörten zu den Betroffenen. Der halbstündige Streifen trägt den etwas kitschigen Namen “ El dia que El Paso volvió cantar ¡goool!“