Wind und Wellen

Wir haben orangene Wetterwarnung auf den Kanaren. Von Teneriffa und Gran Canaria erreichen einen Bilder von umgestürzten Bäumen und auf einer Fähre haben sich sowohl die Autos, als auch die Inhalte der Kühlschränke der Bar, selbstständig gemacht. Kurzum, es ist unangenehm draußen. Hier in El Paso kam gegen 12 Uhr heute plötzlich eine gewaltige Böe, die Sand ins Gesicht und Stühle auf die Straße geweht hat. Nach einer Stunde war es dann aber schon besser. Generell bleibt aber Windwarnung und 90km/h sind nach wie vor drin. Am Flughafen konnte heute eine Maschine von Binter nicht landen, die aus Gran Canaria im Anflug war. Dort gab es heute einen Spitzenwert von 104 km/h. Aemet, der spanische Wetterdienst, meint sogar, dass bis morgen Mittag noch Böen von 130km/h in den Höhenlagen von La Palma und Teneriffa drin seien. Für Morgen haben die dann tatsächlich auch noch möglichen Schnellfall auch Höhen von 1.500m plus auf La Palma ins Spiel gebracht. Der Atlantik tut gerade sein Übriges. Allein an diesem Wochenende sind 6 Personen auf den Kanaren beim Baden ums Leben gekommen. Jeweils 2 auf Gomera und Teneriffa, und dann noch auf jeweils eine Person auf El Hierro und Fuerteventura. Die Zeitungen sprechen von einem der tragischen Wochenenden, in Sachen Badeunfällen, in den letzten 15 Jahren. Allerdings wurde auch von den Behörden schon im Vorfeld und nun nochmals zur erhöhten Vorsicht aufgerufen. Warnungen von Wellen bis 5m und gefährlichen Unterströmungen gibt es ja nicht aus Jux und Dollerei. Der Atlantik ist nun mal keine Badewanne.

Ansonsten war die große Politik am Wochenende anwesend. Am Samstag war bereits das Königspaar vor Ort und hat die palmerische Bevölkerung für ihr Vorbildhaftes Verhalten, während und nach dem Ausbruch offiziell gelobt. Nicht nur die Bevölkerung im Allgemeinen, sondern auch einzelne Vertreter von Organisationen, teils auch ehrenamtlich, wurden von den Majestäten und vom spanischen Ministerpräsidenten Sánchez extra gelobt und mittels Handschlags und persönlichem Wortwechsel, besonders geehrt. Auf den ersten Blick mag so etwas wie eine Plattitüde wirken, aber wer soll den sonst mal im Namen der Gemeinschaft Danke sagen, wenn nicht der Staats- und der Regierungschef. So gesehen ist das eine recht angemessene Geste für das Engagement von so einigen hier. Gestern dann haben sich die Ministerpräsidenten der Spanischen Regionen im archäologischen Museum in Los Llanos getroffen, allerdings nicht um Ausgrabungen zu bestaunen, sondern um die 26. Konferenz der Ministerpräsidenten ab zu halten. La Palma war bewusst als Austragungsort gewählt, das hat Pedro Sánchez schon während des Ausbruchs angeleiert. Zum einen um den Chefs der Regionen zeigen zu können, warum da staatliches Geld nach La Palma fließt, zum anderen um für die lokale Bevölkerung ein Zeichen zu setzen. Gestern waren wir der Mittelpunkt des politischen Spaniens. Ursprünglich sollte es neben dem Wiederaufbau der Insel auch um die Coronakrise und um die Kooperation zwischen den einzelnen Regierungen und der Zentrale in Madrid gehen. Hierzu hat man einige Vereinbarungen getroffen, Der Schwerpunkt der Veranstaltung lag dann aber doch beim politischen Weltgeschehen und dem Umgang damit. Heraus kam dann dabei die „Erklärung von La Palma“ die eine seltene Einträchtigkeit aller Regionen gezeigt hat. Hierbei wurde der Angriffskrieg von Russland in der Ukraine einhellig verurteilt und Putin als natural born Bösbock bezeichnet. Ebenso wir sein Vasall Lukaschenko. Geregelt wurde das Verfahren der Aufnahme von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine und das Problem der Energieversorgung diskutiert. Hierbei ist geplant die Steuern auf Energie zu senken um die Bevölkerung entsprechend zu entlasten. Die Strompreise in Spanien sind schon eine ganze Weile großes Thema und der Sozialist Sánchez hat schon vor geraumer Zeit, eine Deckelung der Strompreise ins Spiel gebracht. Da gab es aber von etlichen Seiten massivsten Gegenwind und so ist dies momentan wohl kein Thema mehr.