Bananenstau und Psychologenmangel

Es wird gestreikt auf dem Festland. Also das Transportgewerbe wird streckenweise lahmgelegt und da sind auch die Häfen betroffen. Genau dorthin wollen wir ca. 7 Millionen Kilo Krümmfrüchte pro Woche schicken. Also jetzt nicht La Palma alleine, sondern Platanos Canarias. Das Zeug kommt da aber nicht an. Und wenn es anlandet in den Zielhäfen, dann geht es nicht weiter. Und da Obst und Gemüse nun mal vergänglich sind, ergibt sich daraus ein Problem.  Die Streikposten dort tun Ihre Arbeit, bzw. sorgen dafür das andere ihre Arbeit nicht machen können, und so sind 2,5 Millionen Kilo der 7 Millionen, der letzten Woche in den Häfen hängen geblieben. Die Zugmaschinen können häufig das Hafengelände gar nicht verlassen. Oben drauf kommt nun noch, dass durch den Streik, die gefüllten Container rumstehen und es in der Folge nicht mehr genügend lehre gibt, die wir hier mit Bananen füllen könnten. Das Landwirtschaftsministerium versucht sich zwar in die Verhandlungen einzubringen, war bislang aber erfolglos. Der Bananensektor hier auf den Kanaren plant deshalb die Ernten in der nächsten Woche gegebenenfalls zurück zu fahren, um einen Stau zu vermeiden. Man zeigt sich ein wenig verwundert, dass es nun gerade dieser Sektor so massiv betroffen sei. An der prekären Situation der Transportarbeiter hätte man keine Schuld, die Verluste würden sich wöchentlich auf ca. 5 Millionen Euro belaufen, und der Sektor sei durch die gestiegenen Kosten in letzter Zeit schon zu genüge gebeutelt.

Während also in den nächsten Wochen zu viel Bananen auf La Palma sein werden, fehlt es dafür an anderer Stelle. Es passiert nämlich genau das, was Fachlaute schon während des Ausbruchs prognostiziert haben. Nämlich dass das dicke Ende, in Sachen psychischer Belastung erst nach dem Ausbruch kommen wird. Wir alle haben dem Ende entgegengefiebert und hofften, dass dann alles ganz schnell wieder normal sein wird. So hatte man es ja auch versprochen. Schnelle Hilfe wird es geben, keiner wird zurückgelassen werden und alles wird mehr oder weniger so wie zuvor. Wenn man hier als Besucher durch das Aridanetal wandelt, dann kann man diese Normalität durchaus erleben. Im Alltag läuft die Sache mehr oder weniger. Für viele einzelne ist das aber nicht der Fall. Etliche können nach wie vor nicht in ihre Häuser zurück, Puerto Naos bleibt auf nicht absehbare Zeit geschlossen, und es sind zum jetzigen Zeitpunkt immer noch Menschen in Hotels untergebracht. Wenn man ehrlich ist, dann wusste man auch dass das alles schwierig werden wird, und dass das dauert, dem einzelnen hilft das nun aber nicht wirklich weiter. So kommt nun also für manche, zu der Evakuierung und dem Verlust des Hauses nun auch noch die Ungewissheit, wie es weiter gehen wird. Die Perspektive fehlt ganz einfach. Zusätzlich müssen sich die Betroffenen nun mit Papierkram herumschlagen, der so manchen schlichtweg überfordert. Genau zu dieser Situation gab es eine Online-Podiumsdiskussion bei La Palma Opina. Hier nahmen neben dem Initiator Victor Yanes die Psychologinnen Estefanía Martín, Noelia Capote und Elizabeth López teil. Alle drei Fachfrauen waren der Ansicht, dass es massiv an geeignetem Fachpersonal mangeln würde, die in der Lage sind die Betroffenen professionell zu betreuen. Das scheint ein generelles Problem auf den Kanarischen Inseln zu sein. Hier gibt es einen Psychologen im öffentlichen Gesundheitssystem für 18.000 Einwohner. Bis Dezember hatte das Cabildo Insular die psychologische Betreuung von rund 3.500 Betroffenen organisiert, auch teilweise mit Studenten der Hochschule in Teneriffa, anschließend wurde diese Aufgabe von der Gemeinde Los Llanos übernommen, die auch zusätzlich nochmals Psychologen eingestellt hat. Allerdings reicht das nach Aussage der 3 Damen bei weitem nicht aus um den wirklichen Hilfebedarf zu decken. Schwierigkeiten werden auch darin gesehen, dass es durch den Wechsel der Zuständigkeit zu einem Wechsel des Personals kam. Betroffenen, die gerade Vertrauen in ihren Psychologen gefasst haben, werden nun von anderen betreut. Laut Aussage von Estefanía Martín kann man bei den Betroffenen nun auch einen Wechsel, vom Entsetzten über den Ausbruch und den damit verbundenen Verlusten, hin zu einer Hilflosigkeit und dem Gefühl alleine gelassen zu werden, feststellen. Teilweise kommt auch schon das Gefühl der Wut auf die Institutionen auf, von denen Sie sich vergessen fühlen. Deshalb sei von Seiten der Verwaltung eine klare Kommunikation immens wichtig, ebenso das Verständnis für die Notwendigkeit für eine zügige Abhilfe der misslichen Situation einzelner Betroffener. Das ganz steigt und fällt also mit den Verhalten der Verwaltungen. Klar sei natürlich, dass nicht jeder der rund 7.000 Evakuierten einen langfristigen Schaden davontragen wird. Der größte Teil wird wohl ganz gut durchkommen. Ein Teil, war und ist aber nach wie vor auf psychologische Betreuung angewiesen, und ein anderer Teil, so prognostizieren es die Psychologinnen, wird eine langfristige Pathologie entwickeln. Von posttraumatischen Belastungsstörungen, über Schlafproblem hin zu Depressionen. Auch wird damit gerechnet, dass es zu verstärkten somatischen Folgen kommen wird, weil der Körper auf den Dauerstress mit Hormonausschüttungen reagiert.