Morgen will man nochmal wegen unserer neuen Küstenstraße zusammenkommen. Da gab es ja Protest und Unterschriftenaktionen seitens der Bevölkerung die im Einzugsgebiet der neuen Straße wohnt oder dort eine Bananenplantage hat. Innerhalb der Bevölkerung gibt es deswegen derzeit schon richtig dicke Luft, die einen stehen hinter dem Protest, die anderen empören sich genau über eben diesen. Mit der einfachen Begründung, dass die Straße für die Westseite eine Frage des Überlebens sei, etliche Menschen immer noch nicht in ihre Häuser zurückkommen könnten. Wenn sich jetzt alle sich auf die Hinterfüße stellen würden, dann würde es nie eine Straße geben, weil niemand darauf Lust hätte, dass diese direkt am eigenen Haus vorbei laufen würde. Rein rechtlich wäre das mit den Enteignungen nicht wirklich ein Problem. Der spanische Staat hat da die Schirmherrschaft drüber, es handelt sich also um ein nationales Projekt, das dann auch noch in einer Notsituation.
Außerdem wird mittlerweile laut gefragt, wer eigentlich hinter dieser Aktion steckt. Die direkten Anwohner aus dem Barrio Marina sind natürlich die, die es am meisten betrifft, weil die mit einer neuen großen Straße vor der eigenen Haustür leben müssen. Allerdings darf man bei den 1.500 Unterschriften, die da in kürzester Zeit zusammenkamen, nicht vergessen, dass es eine Onlinepetition war. Die meisten Unterzeichner sind gar keine Betroffenen und wohnen teilweise noch nicht mal auf der Insel. Die Ersteller der Petition haben das auch recht clever gemacht, und eben mitgeteilt, dass man enteignet werden würde und dass manchen Menschen der letzte Rest, den ihnen der Vulkan gelassen hätte, nun auch noch genommen werden soll. Von der Entschädigung, die bezahlt wird, war freilich nicht die Rede. Auf der anderen Seite gibt es nun aber Leute, die ein Stück Land in La Laguna hatten, dass nun wegen der Straßenarbeiten dort, ebenfalls teilenteignet wurde. Aus einer etwas größeren Bananenplantage wurden nun 2 kleinere, allerdings nun mit direktem Zugang zur Straße und Strom und Wasser direkt am Grundstück. Die Besitzer haben sich mächtig gefreut. Land zum guten Preis verkauft und nun zwei Grundstücke, deren Wert sich, gerade mit der neuen Bauregelung, massiv gesteigert haben.
Die lokale Politik mischt nun aber in Sachen Streit auch gewaltig mit. Die Coalición Canarias brüllt laut, dass man das nun eben davon hätte, weil man nicht kommuniziert habe, die Inselregierung wiederum meinte, dass die Vertreter der Gemeinden Los Llanos und Tazacorte doch bei der Erstellung der Pläne eingebunden gewesen seien. Borja Perdomo, Vizepräsident und Minister für Infrastruktur der Inselregierung spricht von einer Nabelschau, schließlich habe er die endgültigen Pläne, am Tag, an dem er diese erhalten habe, direkt an das Rathaus von Tazacorte geschickt. Diese seien so hochauflösend und detailliert gewesen, dass man sogar die Büsche am Straßenrand hätte erkennen können. Der Bürgermeister von Tazacorte hat sich nämlich auf die Seite der Protestierer gestellt. Und der sitzt eben für die Unión Bagañeta im Rathaus, welche so eine Art CSU ist. Nicht nur als Speerspitze des politischen Opportunismus und der Spezlwirtschaft, sondern eben auch als Schwesternpartei, der Coalicón Canarias, welche dann, übertragen auf Deutschland, die CDU wäre.
Morgen kommt also Teile des Ministeriums für Infrastruktur der kanarischen Regierung auf die Insel, um die Geschichte nochmals mit Vertretern der Gemeinde und der Inselregierung durchzukauen. Die Verantwortlichen der Inselregierung gehen aber davon aus, dass sich nichts mehr ändern wird, und der Bau wie geplant, am 18 April beginnen wird. Perdomo meinte, dass es eben so sei, dass auch Bananenplantagen, die in Produktion seien betroffen sein werden, was sicherlich zu bedauern sei, aber eben notwendig. Unser Inselpräsident Zapata, dem gerne vorgeworfen wird, dass er in der Krise nicht immer die beste Figur machen würde, forderte die Coalición Canarias auf, Verantwortung zu übernehmen. Man könne nicht öffentlich den Bau der Straße fordern, gleichzeitig immer betonen, dass das Tempo der Regierung in Sachen Wiederaufbau der Infrastruktur nicht ausreichen würde, und sich gleichzeitig auf die Seite der Protestler stellen.