Es gibt Wasser

Unsere Gießwasservorräte sind erstaunlich voll dieses Jahr. Da freuen sich die Landwirte, weil sich das im Normalfall unmittelbar auf die Preise auswirkt. Von einem durchschnittlichen Füllstand von 74 % ist da die Rede. Jetzt ist es aber gar nicht so, dass es in diesem Winter richtig viel geregnet hätte, einige Urlauber, die in den letzten Wochen wettertechnisch Pech hatten, werden diese Aussage vielleicht mit Hohn beantworten, aber man muss da ja immer den gesamten Winter zu Grunde legen, und auch, wenn es die letzten Wochen mehr, als in den vergangenen Jahren war, darf man nicht vergessen, dass es eben in jenen vergangenen Jahren viel zu wenig gewesen ist, was da vom Himmel viel. Dass die Wassertanks gerade entsprechend voll sind, hat natürlich auch etwas mit dem Vulkan zu tun. Zum einen fehlt nun ein erheblicher Teil der zu bewässernden landwirtschaftlichen Produktionsfläche, und zum anderen sind, durch den Vulkan eben auch die Gießwasserleitungen vom Norden in den Süden unterbrochen worden. Genau deswegen hat man ja dann die Meerwasserentsalzungsanlagen in Puerto Naos errichtet, mit deren Wasser die umliegenden Bananenplantagen versorgt werden. Diejenigen, die nicht direkt an der Landwirtschaft hängen freuen sich aber auch über die vollen Wassertanks. Auch wenn für Außenstehende und Einheimische, wegen des Vulkans, der alle anderen traumatischen Ereignisse in den Schatten gestellt hat, das Feuer aus dem vergangenen August im eigenen Erinnerungsvermögen gar nicht mehr so vorrätig ist, sind wir doch froh, dass es nun auch genügend Löschwasser zu geben scheint. Die Temperaturen waren da über Tage gewaltig hoch und der Wind war trocken und heiß. Die mittlerweile berühmte 30er-Regel war in Kraft, also mehr als 30 Grad (es waren weit über 40), weniger als 30% Luftfeuchtigkeit und Windgeschwindigkeiten von über 30 km/h sorgen hier jedes Jahr für Alarmstufe Rot. Waldbrände sind hier nicht selten. Das Feuer vom letzten August war aber nicht im Wald, sondern ist einmal durch das halbe Aridanetal gezogen und hat auf dem Weg über 50 Wohnhäuser vernichtet. Im Gegensatz zum Vulkan haben wir an diesem Tag die Koffer gepackt gehabt und haben bis tief in die Nacht mit der vereinten Nachbarschaft die Flammen mit Eimern, Schläuchen, Äxten und Kettensägen bekämpft, die bis auf wenige Meter an unsere Häuser herankamen. Irgendwie scheint das alles aber nun ganz weit weg. Auch da lief von Seiten der Gemeinden direkt eine Hilfe an, es wurden Spenden für die Betroffenen gesammelt, und alle waren arg durch den Wind, nichtsahnend, was uns nur wenige Wochen später blühen würde. So gab es sogar Leute, die innerhalb von wenigen Wochen Ihr Zuhause gleich zweimal verloren haben. Erst ist ihr Haus verbrannt, und man war glücklich in kürzester Zeit etwas Neues gefunden zu haben, bis dann die Lava kam.

Nein, das ist kein Vulkanfoto. Das war das Feuer vom letzten August. (Foto eltime.es)

Derweil geht es in Sachen Straßenbau weiter. Man hat nun ein weiteres Stück Straße für die Anwohner und Landwirte in La Laguna freigegeben. Hier hat man die Lava auf 185 m am Camino de la Aldea weggekratzt und die Straße ist auf dem ursprünglichen Niveau wieder benutzbar. Dass die Strecken nur für Anwohner und Landwirte frei sind wirft aber in Sachen Pistenbau von La Laguna nach Las Norias eine wichtige Frage auf. Und Lope, hier bei der Policia Local in Paso tätig und gleichzeitig eigentlich in Las Manchas zuhause hat mir seine Einschätzung der Situation erklärt. Es ist nämlich noch gar nicht klar, dass am Ende diese Piste über die Lava von Allen benutzt werden darf. Ursprünglich hieß es wohl ganz offiziell, dass die Piste nur für Landwirte gedacht sei, worauf die Anwohner den verantwortlichen mitgeteilt haben, was diese von der Planung halten würden. Nun wird kommuniziert, das Ganze nicht öffentlich, dass auch Anwohner, nach der Fertigstellung die Piste nutzen werden können. Wobei die Einschätzung von Lope, dahin geht, dass am Ende einfach alle darüber fahren werden. Schließlich könne man jemanden, der seine Verwandtschaft in Las Manchas besuchen will, nicht einfach mal um die Südspitze der Insel schicken. Der Hintergrund sei aber nicht Willkür, sondern einfach nur Sicherheitsbedenken. Schließlich geht die Strecke über mehr als 3 Kilometer über die Lava, die direkt daneben noch extrem heiß ist. Zu groß ist wohl die Furcht, dass da irgendwelche tollkühnen Besucher der Insel auf die Idee kommen könnten am Rand zu stoppen und einen Spaziergang zu unternehmen. Die allgemeine Einschätzung geht aber dann doch in die Richtung, dass da dann doch einfach jeder drüber fahren wird, der sein Ziel auf der anderen Seite des Lavafeldes hat. Schließlich wollen wir hier alle im Sommer an den Charco Verde kommen.

Wie weit der Pistenbau mittlerweile vorrangeschritten ist, bleibt unklar. Auch hier gibt es nur Informationen von Leuten aus zweiter Hand, die wiederum mit irgendwelchen Technikern gesprochen haben, die am Bau beteiligt sind. An verschiedenen Stellen muss wohl, wegen der Lavaröhren, nochmals die Sicherheit überprüft werden, aber es ist wohl schon so, dass die Bauarbeiter, die von La Laguna aus an der Piste arbeiten, regelmäßig zu Fuß bis nach Las Norias gehen um dort im gleichnamigen Restaurant zu essen. Paolo hat zwar noch nicht wieder geöffnet, versorgt aber eben die Bauarbeiter mit Nahrung.