Wir brauchen mehr Gäste. Die bringen uns nämlich ihr Geld und davon leben wir hier. Natürlich auch von den Bananensubventionen, aber ansonsten geht da halt nicht wirklich viel. Um industriell etwas auf die Beine zu stellen und zu exportieren, da sind wir einfach ein wenig zu klein geraten und eben auch entsprechend weit weg von den Kunden. Statt Güter zu exportieren, importieren wir lieber Teilzeitbesucher und das ist ja auch gut so. Die Urlaubsgäste bringen ja nicht nur mich in Lohn und Brot, sondern halten direkt oder indirekt die Hälfte der Insel am Laufen, und das Ganze, ohne dass es hier überfüllt ist oder dass man das Gefühl hat, dass man hier seine Identität verkauft. Dennoch suchen die Verantwortlichen da natürlich ständig nach neuen Märkten. Von der kompletten Wanderinsel, vorrangig für eher ältere Semester, hat man sich vor geraumer Zeit schon ein zweites touristisches Standbein geschaffen. Und die Sportveranstaltungen, wie die Transvulcania und diverse Radrennen haben da ja auch wirklich was gebracht. Viele der Teilnehmer solcher Events haben sich hier wohlgefühlt und sind wiedergekommen. Und man hat sich dadurch ein jungdynamisches, sportives Image zugelegt, so dass nun auch die jüngeren hier aufschlagen, auch weil die Sozialen Medien das in die Welt getragen haben, dass man hier auch mit dem Mountainbike prima den Hang runter brettern kann. Vor allem in El Paso, versucht man sich das Image der Sportstadt zu geben, schließlich haben wir nur Berge und keinen Strand. Omar Hernandez, unser Stadtrat für Tourismus hat da in den letzten Jahren einiges an Events auf die Beine gestellt. Und wenn es um Events geht, da hat nun Raúl Camacho, Consejal für Tourismus der Inselregierung wieder eine Idee rausgehauen. Seiner Ansucht nach eignet sich La Palma auch prima für geschäftliche Meetings, bzw. für größere Konferenzen. Die Begründung ist da recht gewagt. Er meint nämlich, dass La Palma ein nahegelegenes Reiseziel sei, dass hierfür sehr gute Möglichkeiten bieten soll. Das mit dem nahegelegen ist so eine Sache, bislang dachte ich immer, dass wir die letzte Bastion vor Florida sind, alles eher so ganz weit draußen. Jedenfalls fährt man nun zu einem Meeting nach Barcelona um dort zu erklären, dass La Palma eigentlich viel besser für so ein Treffen geeignet ist, als eben Barcelona. Themenbezogen ist das ja auch durchaus richtig. So lohnt es, wegen unserer Astronomischen Infrastruktur, hier auch wissenschaftliche Konferenzen ab zu halten, aber dass der Daimler hier seine Jahreshauptversammlung für Aktionäre durchziehen wird, ist doch eher unrealistisch.
Ansonsten geraten hier gerade die Schüler ins Schwitzen. Die Prüfungen für die EBAU haben begonnen und gehen bis Samstag. Da das das Äquivalent zum deutschen Abitur ist, darf, wer da durchkommt, danach an die UNI gehen. Auf La Palma nehmen 406 Kandidaten an der Geschichte teil. Allerdings haben nicht alle die gleichen Prüfungsbedingungen. 157 Schüler aus dem Aridanetal bekommen eine modifizierte Prüfung. Schuld, wie immer in der heutigen Zeit, hat der Vulkan. So wird der Stoff aus dem ersten Trimester für die entsprechenden Schüler weniger gewertet, weil der Ausbruch dafür gesorgt hat, dass die Schulen in der Nähe des Vulkans über Wochen geschlossen waren. Natürlich gab es da dann auch Onlineunterricht und wer den covidialen Wahnsinn erlebt hat und Heimunterricht hatte, fühlt sich da vielleicht dann benachteiligt. Aber da sind nun auch etliche Kids dabei, die ihr zuhause verloren haben, oder eben monatelang evakuiert waren. Da hatten die dann höchstens das Handy einstecken, das reguläre W-Lan war weg, viele waren in der Zeit bei Verwandten auf anderen Inseln und es war einfach Ausnahmezustand.