Was in Mitteleuropa Mangelware ist, das haben wir zu viel. Das was in La Bombilla und Puerto Naos wabert riecht man nicht. Das ist einfach CO2. Für den ein oder anderen entwickelt sich die Sache aber langsam zu etwas, das stinkt. Was jetzt der Grund für Aldo Gonzáles Brito, Mediziner und Dozent an der Universität von La Laguna ist, so auf den Putz zu hauen, bleibt allerdings eher unklar. Ob das in der momentanen Situation so ratsam ist, kann man zumindest bezweifeln und irgendwie schwingt in seinem heutigen Meinungsbeitrag bei „canariasahora“, vielleicht auch etwas verletzter Stolz mit. Ohne es explizit zu sagen, jedenfalls kann man den Eindruck gewinnen, dass dem so sein könnte, zweifelt er die Arbeit der Gasmessungen an. Bzw. Vielmehr deren Bewertung. Anders wäre es auch nicht so einfach, weil immerhin seine eigene Uni an den Messungen beteiligt ist. Die Aussage lautet letztendlich, dass die Vulkanologen nicht die Kompetenz hätten, über die Gefährlichkeit der CO2-Konzentration Aussagen zu treffen. Dies sei Aufgabe von Medizinern. Zwar würden auch ihm keine verlässlichen Untersuchungen zur Gefährlichkeit der CO2- Konzentration vorliegen, aber man müsste das eben nun in Angriff nehmen. Die Erklärung, der Gesundheitsbehörden, immerhin Mediziner, die abraten dorthin zu gehen, hält er für unzureichend. Auch dass, diese ihm die Erklärung nicht im Vorfeld zugesandt hätten beklagt er, immerhin sei oder war er Berater von Peinpal, also des Gremiums, das da die Entscheidungen trifft. Dass er Berater „war“ liegt daran, dass er zu den letzten beiden Sitzungen nicht mehr eingeladen wurde, was er in seinem Meinungsbeitrag auch explizit anprangert. Inhaltlich, also zum Thema Gas stellt Herr Brito folgendes fest: Zum einen seien diffuse CO2-Austösse auf vulkanischen Inseln nichts neues. Diese habe es auch schon zuvor auf La Palma gegeben. Auch sei CO2 per se nicht giftig, schließlich hätten wir das Zeug vielmehr ja auch in recht hoher Konzentration in unserem Blutkreislauf. Vielmehr würde ein hoher CO2-Anteil in der Atemluft für einen entsprechend niedrigeren Sauerstoffanteil sorgen, und genau das sei eben das Schädliche. Außerdem beschwert er sich über die Positionierung der Messtellen, diese seien zu niedrig angebracht, weil das CO2 ja absinken würde. In diesem Zusammenhang meint er, dass wenn man die Luft auf dem Balkon im ersten Stock messen würde, dann seien die Werte sicherlich gleich wie in Los Llanos auf der Plaza, wie die Menschen auf ihren Balkon kommen sagt er aber nicht. Auch hätte man Werte, die in jedem Klassenzimmer, nach 2 Stunden Unterricht, ohne Lüftung auftreten würden, was also im Prinzip nicht gefährlich sei. Wo der Mann sicherlich recht hat, ist, dass es möglich sein sollte, dass die Bewohner dorthin dürfen, um nach ihren Sachen zu schauen, zur Not auch mit Begleitung und mit Messgeräten. Wobei das auch nicht so einfach ist, weil einzelne kurzfristige Spitzen, die es dort gibt, wohl wirklich massive direkte Auswirkungen haben könnten. Umsonst gab es in dem Gebiet sicherlich auch keine toten Vögel und Katzen. Die Kritik, dass dort mit zweierlei Maß gemessen würde geht vielleicht auch nicht direkt auf. Das Beispiel mit den Arbeitern an den Entsalzungsanlagen greift nämlich nicht wirklich. Schließlich sind die Werte in Puerto Naos höchst unterschiedlich. Während vor allem im Gebiet um das nördliche Ende des Strandes die Werte sehr schlecht sind, sind die Werte auf der Freifläche in Richtung Hotel Sol viel niedriger. Da stehen eben die Entsalzungsanlagen und es gibt eine freie Fläche und keine Häuserschluchten. Das mit dem Klassenzimmer ist auch nicht wirklich eine vernünftige Interpretation. Nach 45 min. ist Pause, da geht die Tür und auch das ein oder andere Fenster auf. Die Problematik liegt ja viel mehr darin, dass die Menschen unter Umständen über einen sehr langen Zeitraum diesen Werten ausgesetzt sind. Aber natürlich könnte man die Sache auch mit den verschiedenen Messstationen entsprechend flexibler gestalten. Das hat Peinpal aber auch schon zugesagt. Sobald die Werte wieder etwas runter gehen, sollen da auch wieder Bewohner und Geschäftsleute in Begleitung wieder hindürfen.
Mir ist die Motivation für diesen Beitrag von Herrn Britto nicht ganz klar. Er sagt selber, dass er, mangels entsprechender wissenschaftlicher Studien, nicht in der Lage sei, die Gefährlichkeit dort zu bewerten, verlangt aber, dass die Bewertung gewissermaßen von ihm durchgeführt werden. Vulkanologe spricht er die nötige Kompetenz für gesundheitliche Belange ab, womit er ja wahrscheinlich auch recht hat, gleichzeitig kritisiert er aber die Mediziner der Gesundheitsbehörde, weil ihm deren Interpretation der „Gefahr“ nicht passt. Was nun von außen keiner weiß, ist wer da inhaltlich recht hat. Die große Problematik ist, dass nun die Verschwörungsgläubigen wieder ums Eck kommen, die hinter dem Verhalten von Peinpal eine politische Agenda sehen. Lustigerweise sagt natürlich keiner, welche Agenda das sein soll. Peinpal ist auch gar kein politisches Gremium. Natürlich sind da auch Politiker dabei. Aber bald sind ja auch hier wieder Regionalwahlen, und die Entscheidung, dass Puerto Naos und La Bombilla geschlossen bleiben, sind eben entsprechend unpopulär. Eine politische Entscheidung in diese Richtung würde die verantwortlichen Politiker eher ganz weit von den Futtertrögen der Macht wegbringen. Und das wage ich zu sagen, obwohl ich alles andere, als ein Freund der rechtskonservativen Partido Popular bin, die hier den Inselpräsidenten stellt.