Wir bekommen wieder Geld. Diesmal nicht alleine, sondern zusammen mit Teneriffa und Gran Canaria. 90 Millionen € schickt uns Madrid und es entfallen jeweils ein Drittel auf jede Insel. Das Geld ist aber nicht zur freien Verfügung, sondern zweckgebunden. Es soll nämlich geklärt werden, ob uns unsere vulkanischen Inseln energietechnisch was bringen könnten. Wo es heiß ist, da ist auch Energie, und die Frage ist nun, ob das nutzbar sein könnte. In der Vergangenheit wurde schon im Kleinen untersucht, ob man auf den Inseln geothermische Kraftwerke installieren könnte, um daraus Strom zu erzeugen, das waren aber lächerlich kleine Summen und dennoch kam man zu dem Schluss, dass sich der Süden von La Palma eignen könnte. Jetzt, wo man das Geld aus Madrid bekommt, versucht man da ernst zu machen. Wir werden nun nicht direkt ein Kraftwerk bekommen, sondern die 30 Millionen sind ausschließlich für die Forschung gedacht, die nun über die Auswertung von thermischen Satellitenaufnahmen hinausgehen wird. Und natürlich wird das Jahre dauern, bis da wirklich Ergebnisse vorliegen, die dann dafür sorgen können, dass wir wirklich ein entsprechendes Kraftwerk bekommen würden. Wir haben aber einen entscheidenden Vorsprung. Seit vielen Monaten hüpfen hier unzählige Wissenschaftler über die Insel, die ganz genau untersuchen, wo es ´“warm heraus“ kommt. Und so, will man den Vulkanausbruch und den Wiederaufbau eben auch als Chance verstehen, uns hier energieunabhängig zu machen, so meint das zumindest der Minister für den ökologischen Wandel, den Kampf gegen den Klimawandel und die Raumordnung der Kanarischen Regierung, José Antonio Valbuena. Und er meinte noch etwas, was sich ganz spannend liest: Ziel sei es, dass die gewonnene Energie direkt der lokalen Bevölkerung zu gute kommen soll. Und natürlich wird man da hellhörig. Die Forschungs- und Installationskosten für diese Art der Energiegewinnung sind nämlich immens, was mit ein Grund ist, dass sich kommerzielle Energieversorger da nicht wirklich rantrauen. Zu groß ist nämlich das Risiko, dass man Geld verbrennt und am Ende der Forschung herauskommt, dass die Geschichte nicht umsetzbar ist. Wenn nun aber das Risiko von der öffentlichen Hand getragen wird und, wie man aufgrund der Aussage des Ministers zu spekulieren beginnt, vielleicht sogar der Betrieb, dann hätten wir da vielleicht wirklich was davon. Wenn so ein Kraftwerk nämlich erstmal steht, dann ist die dauerhafte Stromproduktion erstaunlich günstig, weil eben keine Energiekosten für die Stromerzeugung mehr anfallen. Das Prinzip solcher Anlagen ist recht einfach. Es werden zwei Löcher in den Boden gebohrt. Aus dem einen wird heißes Grundwasser hochgepumpt, das dann eine Dampfturbine antreibt, durch ein zweites Loch wird dann das kalte Wasser wieder nach unten transportiert. Problematisch ist, dass die Energieeffizienz, also das was an Wärme hochgeholt wird, im Vergleich zu dem was am Ende an elektrischer Energie rauskommt, recht gering ist, was aber gar nicht schlimm ist, weil die Energiequelle eben endlos ist. Die Frage ist nun eben, wie tief man bohren muss, und da wir auf eine heißen Magmakammer sitzen, ist die Hoffnung entsprechend groß, dass wir gar nicht soweit nach unten gehen müssten um Temperaturen zu erreichen, die ausreichend sind. Ein weiteres Problem kann sich durch die Stabilität des Bodens ergeben. Wenn man da Wasser, wieder mit Druck nach unten pumpt, dann besteht da auch das Risiko, dass es zu Erdbeben kommen kann. Auch kann das rissige Gestein zu einem Problem werden, wenn das heiße Wasser durch unseren unterirdischen Schweizer Käse in alle Richtungen wegfließt, dann droht das geschlossene System auch instabil zu werden. Das so etwas aber funktionieren kann, zeigen die Azoren. Hier wird schon seit den siebziger Jahren Strom aus Erdwärme erzeugt. Der aller größte Vorteil gegenüber den anderen grünen Energien ist, dass sich wetter- und tageszeitunabhängig, eine Stabile Grundversorgung generieren lassen würde. Man wäre also nicht auf Energiespeicher angewiesen, die auch eine nächtliche Stromversorgung garantieren würde.
Noch sind wir aber erst ganz am Anfang dieser Geschichte. Und wenn man unsere eigene Unfähigkeit in der Vergangenheit betrachtet, die wir bei der Umsetzung von Großprojekten an den Tag gelegt haben, wagt man nicht mal zu träumen, dass wir in 20 Jahren hier mit Vulkanwärme unsere Kühlschränke am Laufen halten. Bislang waren die Projekte, bei deren Umsetzung wir an unserer eigenen Unzulänglichkeit gescheitert sind, ja meist der unsympathischen Natur. Wir haben noch nicht mal einen Golfplatz, oder gar eine Autobahn hinbekommen, was ja auch ganz prima ist. Hier ist dann aber doch ein entsprechendes Potenzial zu sehen, und die Vorstellung, dass wir der ENDESA irgendwann sagen könnten, dass sie doch bitte ihr Stinkekraftwerk abschalten können, weil wir deren Strom nicht mehr brauchen, sondern die Bevölkerung mit sauberer und günstiger Energie versorgen werden, ist einfach nur verlockend.