Pedro war mal wieder da und anderer Müll

Langsam wird das zur Gewohnheit, dass der spanische Ministerpräsident bei uns vorbeischaut. In 11 Monaten nun schon 10mal. Dazu kommen noch die Besuche von 35 Ministern der Zentralregierung aus Madrid. So viel Aufmerksamkeit der nationalen Politik sind wir nicht gewohnt, aber vor 11 Monaten gab es hier eben auch einen Vulkanausbruch, der soviel Geld kostet, dass diejenigen, die das zu verteilen haben, auch gerne mal persönlich vorbeischauen. Die politische Gegnerschaft meldet sich da auch zu Wort, und fordert, wie nicht anders zu erwarten, mehr finanzielles Engagement. Die eigene Partei wiederum begrüßt, dass der „schöne Pedro“, wie er teils spöttisch und teils bewundernd genannt wird, so regelmäßig zu Besuch kommt, und dass Ihm die Geschichte hier auch wichtig zu sein scheint. Diesmal geht Sanchez aber gar nicht mit leeren Händen nachhause. Beim Treffen mit der Bürgerplattform der Betroffenen hat er das Buch von I Love the world überreicht bekommen, in dem einzelne Betroffene ihre persönliche Wahrnehmung des Ausbruchs schildern. Geäußert hat er sich natürlich auch zum nationalen Vulkanzentrum, auf das wir hier auf der Insel so scharf sind. Er macht das aber geschickt und verzichtet auf jegliche Positionierung und gibt die Verantwortung für die Entscheidung an die Fachleute ab um gleichzeitig zu betonen, dass dieses Zentrum völlig unabhängig vom Wideraufbauplan für La Palma laufen würde. Sprich, wenn wir das nicht bekommen, dann gibt es eben irgendein anderes Bonbon, was auch immer das sein könnte. Generell sieht das aber eh nicht so gut aus. INVOLCAN, das kanarische Institut für Vulkanforschung hat sich nämlich bereits positioniert, und spricht sich für Teneriffa aus. Der Grund ist der Teide. Nicht nur aus rein wissenschaftlicher Sicht, sondern weil der höchste Berg Spaniens als einer der gefährlichsten Vulkane der Welt gilt, ganz einfach, weil es auf Teneriffa eine so dichte Besiedlung gibt. Wenn der Teide nämlich mal richtig loslegen würde, dann wäre unser Vulkan hier wohl nicht mal ein besserer Kindergeburtstag.  

Dann haben wir hier noch unser nicht gelöstes Müllproblem, dass zu einem „Umweltnotstand auf der Insel geführt hat. Die Deponie in Los Morenos ist quasi voll, und droht im Februar nächsten Jahres über zu laufen. Neben der technischen Lösung mit einer Presse, die den Unrat verdichten soll, um uns Zeit bis zur Fertigstellung einer neuen Deponie zu verschaffen, sieht man aber nun auch die Bürger in der Pflicht. Wir sollen bitte sauber trennen, weil, wenn alles mal zusammengeschüttet in den grauen Tonnen gelandet ist, das Zeug eben auf der Deponie und nicht in der Wiederverwertung landet. Und so bekommen wir mitgeteilt, dass der Anteil von organischen, also kompostierbaren Stoffen, im Restmüll, inselweit bei stattlichen 43 % liegt, was nicht nur für eine volle Deponie sorgt, sondern nach Ansicht der Inselregierung auch eine unglaubliche Verschwendung von Rohstoffen bedeutet. Sauber kompostiert kann da nämlich prima Erde daraus entstehen und im Prinzip haben wir hier eben auch einen Mangel an fruchtbarem Boden. Zur besseren Erklärung: Nicht der Restmüll besteht zu 43% aus Biomasse, sondern von 100% kompostierbarem Müll, landen 43% im Restmüll. Schlusslicht ist Mazo mit 58%, Spitzenreiter El Paso mit 30%. Der Grund hierfür ist recht simpel. In El Paso wurde die Biotonne als erstes auf der ganzen Insel eingeführt, und man hat es nicht verpasst den Bürgern die Benutzung ans Herz zu legen. Da wir hier aber nach wie vor nur 70% fachgerecht verwursten haben wir natürlich immer noch gewaltig Luft nach oben. Deswegen sieht die Inselregierung die Geschichte mit dem Umweltnotstand nun auch ein wenig als Chance an, damit uns allen hier klar wird, dass wir so nicht weiter machen können.