Der Tourismusverband stellt fest, dass er besorgt ist

Bei Canarias Ahora erschien heute ein Artikel der sich mit der touristischen Situation auf La Palma beschäftigt. Das liest sich ganz spannend, weil man plötzlich feststellt, dass man in Nöten ist. Zwar blickt man mit einigem Wohlwollen auf den jetzigen Sommer zurück, schließlich habe man es geschafft, den Verlust 50% der Urlaubsgäste aus Deutschland mit Festländern und Touristen von den anderen Inseln zu kompensieren, aber die kommen gar nicht im Winter, und man stellt fest, dass vor allem die Hotels auf der Ostseite diese Besucher abgegrast hätten, im Aridanetal sei davon nichts angekommen. Die Touristenverbände haben jetzt auch gemerkt, dass sich der Vulkan zwar national, aber eben nicht international Vermarkten lässt. Da mag sicher was dran sein. Der Grund hierfür ist aber wohl eher die Besonderheit, die unsere normalen Gäste mit sich bringen. Die Gäste aus Mitteleuropa kommen ja schließlich ganz bewusst nach La Palma, der aller größte Teil kann unter dem Stichwort „Wiederholungstäter“ verortet werden. Und die mitteleuropäische Mentalität beinhaltet eben auch, dass die potentiellen Urlauber recht gut über die momentane Situation vor Ort informiert sind. Die Forderung der touristischen Interessensverbände nach der Kompensierung der 5.000 verlorenen Betten im Aridanetal, ist erstmal verständlich, geht aber vielleicht auch an der Realität vorbei. Wenn nämlich Befürchtungen bestehen, dass man selbst die verbliebenen Unterkünfte diesen Winter nicht mal ansatzweise voll bekommt, dann sind zusätzliche Betten vielleicht eher sogar Gift. Immerhin steht ja der Flugplan für das Winterhalbjahr bereits, und damit greift das momentane Argument, dass hier etwas verbessert werden müsste eher zu kurz. Das wir langfristig an der Infrastruktur was verändern müssen steht dabei außer Frage, aber momentan sollten wir vielleicht schauen, wie wir es schaffen, dass die vorhandene touristische Infrastruktur genutzt werden kann. Das Angebot, bei gleichzeitig verringerter Nachfrage zu erhöhen erscheint da vielleicht gar nicht so sinnvoll.

Der Verlust von Puerto Naos, als touristischen „Hotspot“ schmerzt natürlich gewaltig, und kostet uns sicher etliche Stammgäste. Zu betonen, dass wir hier deswegen gerade nur einen Strand haben ist aber völliger Käse. Vielmehr sollten wir darauf verweisen, wie weit wir mit der Erschließung des Südens vorrangekommen sind. Sicherlich sieht es in Las Manchas streckenweise noch schlimm aus, wenn man aber regelmüßig über die Piste fährt, dann sieht man erhebliche Verbesserungen. Der Müll, der dort abgelagert wurde, verschwindet Stück für Stück und auch die Aschezwischenlager werden zusehends kleiner. Und vor allem, stimmt es nun mal gar nicht, dass wir mit Tazacorte nur einen Strand haben. Wir haben auch noch den Charco Verde, der durchaus, auch wenn der Aufwand etwas größer geworden ist, gut erreichbar ist. Dahinter liegt El Remo, mit geöffneten Kioscos, was gerade für die Stammgäste einen hohen Stellenwert haben kann. Und natürlich können wir unseren Gästen nicht verkaufen, dass hier alles ganz fein ist. Wer sich eine Unterkunft südlich der Lavazunge sucht, der sollte dringend über die Gegebenheiten informiert werden.

Generell sollten wir uns die Frage stellen, warum die Buchungen gerade nicht in gewohntem Maß eintrudeln. Und die ganze Geschichte ist vielleicht etwas komplexer, als wir denken. Auch in Deutschland treibt die Inflation ihr Unwesen. Wenn die Leute also weniger Geld im Beutelchen haben, dann gibt es verschiedene Sparschrauben, an denen man drehen kann. Und für so manche fällt Urlaub eben auch unter Luxus. Das hier einige Hauseigentümer, wegen der Inflation und zur Kompensierung durch den Vulkan verursachten Einnahmeverluste gerade ihre Mietpreise nach oben setzten ist da auch nicht gerade förderlich. Dann haben wir natürlich auch noch das Problem, dass sich etliche Gäste in den letzten Jahren auch anderen Zielen zugewandt haben, und auch wenn es uns schwer fällt, es gibt auch noch andere Orte auf der Welt, die ganz angenehm sind um dort zu Urlauben. Am gravierendsten könnte aber die Tatsache sein, dass die Leute die hier seit 20 Jahren regelmäßig aufschlagen, auch einen vor den Latz bekommen haben. La Palma ist für viele Stammgäste zur zweiten Heimat geworden, und der Verlust von insularer Infrastruktur ist auch für unser Stammklientel gravierend. Wir selber sind noch nicht an dem Punkt, dass wir mit der veränderten Situation auch nur ansatzweise umgehen können. Jemand der hierher kommt um sich zu erholen und einen Urlaub zu verbringen, kann damit vielleicht auch nicht unbedingt mitgehen. Wir hatten schon verschiedene Gäste, die in den letzten Monaten ein Haus in El Paso gebucht haben, aber zuvor seit vielen Jahren in Todoque geurlaubt haben. Wenn diese Gäste dann sagen, dass sie nun erstmal schauen müssen, wie sie mit der momentanen Situation umgehen können, dann müssen wir diese Nöte ernstnehmen. Auch die Urlauber haben mit einem Verlust zu kämpfen. Dieser Aspekt mag wegen des individuellen Verlustes vieler Menschen die hier wohnen, vernachlässigbar erscheinen, aber ganz so einfach ist es eben nicht. Wir sind nun mal auf die Gäste angewiesen während diese eben auch mal nach Madeira oder Griechenland gehen können. Gleichzeitig ist es dann auch noch so, dass viele Gäste Angst haben, hierher zu kommen. Dabei geht es nicht um den Vulkan als solchen, sondern um eine Empathie, die unsere Gäste der Insel und ihren Bewohnern gegenüber aufbringen. Man fragt sich, ob es sinnvoll ist, hier im Nachgang einer vulkanischen und einer anhaltenden sozialen Katastrophe Urlaub zu machen. Dass es Menschen gibt, die sich um so etwas Gedanken machen und sich in einem solchem Maß um uns sorgen, sollte uns eigentlich Stolz und glücklich machen. Gleichzeitig müssen wir aber vermitteln, dass die Schlussfolgerung, genau deswegen nicht zu kommen, grundfalsch ist. Wir freuen uns über jeden, der sein Geld hier ausgibt. Am besten funktioniert das dann noch, wenn lokal gebucht wird, direkt beim Besitzer vor Ort, oder bei Agenturen, die hier auf La Palma sitzen und ihre Einnahmen auch hier versteuern. Auf der anderen Seite ist es natürlich auch nicht sonderlich klug auf einen Mitleidstourismus zu setzten. Vielmehr sollten wir den Gästen einfach vermitteln, dass La Palma immer noch La Palma ist und gleichzeitig nicht alles schönreden, sondern schonungslos ehrlich sein. Dazu gehört auch, dass auch wir den individuellen Verlust, den so mancher Urlauber erlitten hat anerkennen und gleichzeitig klar machen, dass es eben weiter geht. Das hat auch etwas mit Wertschätzung den Menschen gegenüber zu tun, deren Geld wir in den letzten 20-30 Jahren genommen haben.