Militärische Ehren und neuer Hafen

Bald ist Jahrestag des vermaledeiten Vulkans. Ob und wie man so etwas begehen soll, weiß man nicht so richtig. Zum Feiern ist das ja kein Datum und zum Gedenktag, für die sozialen und wirtschaftlichen Schäden nutzt der der erste Jahrestag des Ausbruchs auch nicht so richtig. In den Schäden hängen wir ja momentan und wohl auch noch eine ganze Weile, richtig drin. Aber dennoch tut sich was in die Richtung, dass wir wohl nochmals ein wenig in den Fokus der Öffentlichkeit gelangen. Zumindest die deutsche Presse, sogar Kinderfernsehen, war schon wieder da, und diverse Zeitungen melden sich auch gerade. Was aber gefeiert wird, sind die Helfer, die hier vor Ort waren. So hat die kanarische Regierung eine Ausstellung im Parlament organisiert, in der Bilder der militärischen Helfer hier vor Ort bei der Arbeit gezeigt werden. Zur Eröffnung der Geschichte, die mehrere Wochen zu sehen sein wird, hat der kanarische Präsident Torres eben jene Kräfte, aber auch alle anderen nochmals explicit gelobt und betont, dass es vor allem jenen Helfern zu verdanken sei, dass keine Personen zu Schaden gekommen sind. „Operación Cumbre Vieja“ nennt sich die Ausstellung, und der Kommandant der auf den Kanaren stationierten Einheiten betont, dass es ihm wichtig sei, dass die Leistung der bewaffneten Kräfte, mit diesen Bildern nochmals gezeigt werden kann. Dabei waren die ja gar nicht richtig bewaffnet. Mit Schläuchen, Schaufeln und Atemschutzgerät, aber die Wumme hat man eigentlich nicht gesehen. Im Gegenteil, irgendwann haben die Soldaten sogar noch Blumen aus dem Helikopter geworfen, weil die Bewohner nicht selbst zum Friedhof gelangen konnten. Zwar bewegen wir uns geologisch in einer postvulkanischen Phase, was die Folgen angeht, sind wir aber noch mitten dabei, und so ist der Ansatz, dass wir uns am ersten Jahrestag nicht nur um uns selbst kreisen vielleicht auch ganz gut. Schließlich gab es da wirklich etliche, die uns während des Ausbruchs zur Seite gestanden haben, und ohne die die Sache vielleicht noch viel fieser ausgegangen wäre. Da zählen jetzt nicht nur die militärischen Einheiten dazu, sondern schlichtweg alles, von Katastrophenschutz, Cruz Roja und alle anderen, die da geholfen haben und statt in der Kaserne zu hocken, über mehrere Wochen hier gewaltig am schwitzen waren. Und natürlich betrifft das nicht nur die Hauptberuflichen Helfer. Unzählige haben sich auf die Socken gemacht und sich engagiert. Ob das Essenverteilen, Tierrettung oder sonst was war. Letztendlich wird die Geschichte mit dem Jahrestag momentan gar nicht so wichtig sein für uns hier im Tal, meine Frau hatte irgendeine Idee, die etwas mit Schnaps zu tun hatte. Allerdings kann man so einen Anlass auch eben mal nutzen um „Danke“ zu sagen, auch an die ganzen Leute, die von überall Geld gespendet haben.

Das mit dem Umgang mit den Geldern ist so eine Sache für sich. Da gibt es richtig viel Polemik und es werden, auch zu Wahlkampfzwecken, die albernsten Geschichten verbreitet. Und natürlich haben viele den Eindruck, dass Sie viel zu wenig bekommen haben, während andere aus den Spendentöpfen mehr profitiert haben. Das ist alles aber auch nicht ganz so einfach. Es wurden schlichtweg Kriterien aufgestellt, und der eine fällt darunter und der andere nicht. Da kann man Glück haben oder Pech. Am meisten haben ein paar wenige profitiert, die eigene Spendenaktionen für sich selbst ins Leben gerufen haben. Und so mancher Spender dürfte sich wundern, welch prachtvolle Bauten hier von dem Geld teilweise entstehen.  Wobei man da betonen muss, dass es auch hierbei um einige wenige Ausnahmen geht. Aber wir bekommen ja auch noch öffentliche Gelder um unsere Infrastruktur wieder her zu stellen. Dabei gibt es dann eben aber doch den ein oder anderen Klops zu sehen. Der Forstweg Fran Santana ist da so ein Beispiel, wobei man sagen kann, dass der Ausbau vielleicht einfach nur clever war. Früher konnte man da nur mit einem Geländegängigen Fahrzeug rüber, und die Idee, dass der Weg, auch wenn es für die breite Bevölkerung nicht wirklich einen Nutzen bringt, dringend mal in Stand gesetzt werden müsste. Nun hat man sich den Spaß einfach vulkanisch finanzieren lassen, wobei hier auch eher die politische Opposition so lange öffentlichkeitswirksam Druck gemacht hat, bis man die Sache dann angegangen ist. Über viele Dinge lässt sich streiten und ich habe mir abgewöhnt den Besserwisser zu machen. Viele Dinge die ich für unsinnig halten würde, haben für andere vielleicht einen ganz großen Nutzen und die Geschichte immer durch die deutsche Brille zu sehen und den Spaniern zu erklären, wie man was zu machen hat, dass sollte man nun wirklich mal hinter sich lassen. Zumindest an unserem Flughafen funktionieren der Brandschutz und auch die Rolltreppen. Am deutschen Wesen genesen war schon immer doof, ist es momentan aber noch viel mehr. Allerdings gibt es eine Sache, die wirklich dermaßen albern ist, dass man sich schon wundern kann. Der Anleger, den die in La Bombilla bauen ist wirklich sinnfrei. Hintergrund für die Idee war, dass man sich des Problems der Überquerung der Lava recht schnell bewusst war. Da kam man auf die Idee mit dem Anlieger in La Bombilla und mit einer Fähre die immer pendelt. Man hatte auch andere Ideen, z.B. wurde eine Hängebrücke und alles möglich diskutiert, aber letztlich, ging man davon aus, dass der Anleger die einfachste Lösung sein wird. Die Prognose, dass man eine Straßenverbindung haben wird, traute sich nämlich keiner, und es war teilweise von Jahren die Rede. Dann ging aber doch alles flotter als erwartet und im Juni durften die ersten Fahrzeuge über die Piste. Der Anleger ist also so nötig wie ein Kropf, da wird keine Fähre fahren. Man hat aber die Genehmigung und auch schon Betonbrocken da abgeliefert und nun zieht man die Sache durch. Das man derzeit gar nicht nach La Bombilla darf, macht die Geschichte noch etwas skurriler. Schaut man sich die Bilder an, die die letzten Tage von dort kamen, dann erinnert das ein wenig an El Remo, nur etwas größer. Wenn man da dann also eines Tages hinkann, dann wird das eine Badeplattform und die Jungspunde können ihren Mut beweisen, indem sie von da oben Arschbomben machen.