Gleich zweimal Kunst und die Sache mit dem Namen

Das war gestern nichts mit den Feierlichkeiten in El Paso. An anderen Stellen konnte man Veranstaltungen durchziehen, hier war alles auf den Abend geplant und als es dann geregnet hat, wurde fast alles abgesagt. Drohnen fliegen nicht wenn es regnet, deshalb ist diese Geschichte wohl verschoben bzw. fällt vielleicht auch komplett aus, weil die Drohnenpiloten ja von außerhalb kommen. Die Ehrung der freiwilligen Helfer wurde erst in die Casa de la Cultura verlegt und anschließend ganz abgesagt. Bei offiziellen Geschichten ist das manchmal nicht so einfach, wenn der Wetterdienst eine Warnung raushaut. Und auch wenn wir auf La Palma am Ende ganz gut davon gekommen sind, war es auf Teneriffa wohl doch heftiger. Dort wurde eine Straße unterspült, was dafür sorgte, dass die Fahrbahndecke eingebrochen ist. Eine Veranstaltung gab es dann aber doch noch in El Paso. Um 19 Uhr wurde in der Casa de la Cultura eine Ausstellung unter dem Namen „Proyecto Volcán, un cómic para La Palma“ eröffnet. Hier haben verschiedene Künstler Comics und Illustrationen zum Vulkanausbruch auf La Palma bereitgestellt, und einige dieser Geschichten sind wirklich sehenswert. Die Initiative dahinter stammt von der Universität aus La Laguna auf Teneriffa. Die haben dazu auch gleich noch zwei Bücher veröffentlicht, die sich an Ort und Stelle erwerben lassen. Der Comic- und Karikaturenband kostet € 19,- und das etwas größere Buch mit den Illustrationen € 27,-. Die Ausstellung kann voraussichtlich noch bis 16. Oktober besucht werden und der Eintritt ist frei. Die Bücher können vor Ort gekauft werden.

Kunst soll es auch mit Symbolkraft geben. Am Kreisverkehr in La Laguna, der ja von der Lava nicht beschädigt wurde und Teil der zukünftigen Streckenführung über die Lava sein soll, entsteht ein „Tür in die Zukunft“. Zumindest wurde dieses Projekt gestern an Ort und Stelle, im Beisein des Designers, Alexis González, der vom Vulkanausbruch betroffen war und noch immer aus seinem Haus evakuiert ist und politischen Vertretern verschiedener Gemeinden, der Inselregierung und des kanarischen Präsidenten, vorgestellt. Geplant sind zwei Türen, eine zerstörte, dem Vulkan zugewandt und 6 m groß, und eine 8m große die vom Vulkan weg geht und in die Zukunft weisen soll. Zusätzlich soll es noch Metallröhren geben, die die Öffnungen des Vulkans symbolisieren sollen und 85 Betonblöcke, für jeden Tag des Ausbruchs einen.

Zeichnung für die Skulptur „La Puerta del Futura“ die am Kreisverkehr von La Laguna entstehen soll

Dann ist da noch die Sache mit dem Namen des Vulkans. Der hat nämlich noch immer keinen. Nein, auch wenn das von mancher Seite so propagiert wird, der heißt gar nicht „Tajogaite“ zumindest nicht offiziell. Und so hat gestern die „Equipo Espeleología Volcánica“ die seit vergangenem Jahr unter der Leitung Ihres Vizepräsidenten Octavio Fernandéz Lorenzo, die Höhlen der Caños de Fuego untersucht und der auch Mitautor der Texte des dortigen Interpretationszentrums ist, in der Internetzeitung „El Apuron“ einen Text veröffentlicht, der direkt einige Diskussionen ausgelöst hat. Hauptkritikpunkt ist, dass die Abstimmung, die unter Leitung des Komitees „Revivir El Valle“ stattgefunden hätte, in dieser Form weder repräsentativ, noch zulässig gewesen sei. Vielmehr hätte das Komitee gar nicht die nötige Autorisation so etwas zu machen, da es sich mit Nichten um eine öffentliche Institution handeln würde. Auch seien nur 40 Vorschläge eingegangen und am Ende hätten auch nicht alle zur Wahl gestanden. Auch habe keine richtige Ausschreibung für das Einreichen der Namensvorschläge stattgefunden. Die Anzahl der eingegangenen Stimmen bei der Abstimmung selbst, sei auch viel zu niedrig gewesen um in irgendeiner Form repräsentativ zu sein. Man geht in diesem Beitrag sogar noch weiter. So wird, eine politische Partei direkt angegriffen, weil diese versuchen würde, den Namen „Tajogaite“ als bereits offiziell aussehen zu lassen, was aber gar nicht der Fall sei. Der Vorwurf geh dahin, dass versucht würde, mittels Guanchennamen ein politisches kanarisches Süppchen zu kochen. Auch der nationalistisch gestrickte Archäologe Jorge Pais, der massiv öffentlich für den Namen Tajogaite geworben hat, wird frontal angegriffen und es wird sogar unterstellt, dass es bei seinem Engagement massiv um die eigene Profilierung gehen würde. Auch wird ihm die Kompetenz einen Vulkan zu benennen nicht zuerkannt. So hätte dieser, gleich zu beginn des Ausbruchs propagiert, dass der Vulkan „Tacande“ genannt werden soll, und dabei übersehen, dass wir ja bereits einen Vulkan mit diesem Namen haben, auch wenn dieser im Alltag “Mantaña Quemada“ genannt werden würde.  Auch seine Interpretation, was das Wort „Tajogait“ als „gespaltener Berg“ angehen würde, sei nicht korrekt, da es von anderer Seite eben eine ganz andere Interpretation der Bedeutung geben würde (laut Universität von Las Palmas könnte man die Geschichte am ehesten als „Gofiotörtchen“ interpretieren. Zudem existiere ja bereits wenige Meter weiter ein Berg, der diesen Namen (Montaña Rajada) tragen würde. Die Argumentation, dass die Vulkane hier, alle einen Guanchennamen tragen würden, sei ebenfalls nicht korrekt, was sich ja auch beim San Juan zeigen würde. Man geht sogar noch einen Schritt weiter und argumentiert, dass das Gebiet, das den Namen Tajogaite tragen würde, 1,2km vom eigentlichen Eruptionspunkt entfernt liegen würde. Vielmehr liege das Ausbruchsgebiet näher an der Zone die als „Hoya de Plantas“ bezeichnet wird. Dummerweise sei aber im Umkreis von einem Kilometer kein Ort, der einen Guanchennamen tragen würde. Die zugehörige Karte hat man dann gleich mit veröffentlicht. Letztlich kommt man in dem Beitrag zu dem Schluss, dass eine Abstimmung zur Namensgebung nur vom IGN durchgeführt werden könne, da nur diese die Befugnis hätten einen Namen offiziell zu machen, aber auf keinen Fall von Personen oder Institutionen, die hierbei versuchen würden, sich selbst als Namensgeber in die Geschichtsbücher eintragen zu lassen.