Prozentrechnen

Heute gab es wieder in nahezu allen regionale Onlinezeitungen eine ähnliche Schlagzeile. Von Prozentzahlen ist da die Rede und davon, dass es auf den Kanaren wieder zu vulkanischen Ausbrüchen kommen könnte. Nemesio Pérez, Chef von INVOLCAN hat nämlich gestern vor dem kanarischen Parlament gesprochen und seine Einschätzung zur Lage abgegeben. Da war ganz schön viel dabei, was es zu berichten gibt. Unter anderem eben jene Prozentzahlen, die jetzt hier für Aufsehen sorgen. Für die Kanaren kommt er auf eine Ausbruchswahrscheinlichkeit in den nächsten 50 Jahren von 77%. Ganz vorn dabei sind wir auf La Palma, da geht die Prognose zu 48,7% gefolgt von Teneriffa mit 39,3%. Bevor sich jetzt jemand wundert, woher diese Zahlen kommen, und wie man so was berechnet, das wird nicht ganz deutlich. Am ehesten ist anzunehmen, dass man da einfach Statistiken für die letzten paar hundert Jahre betrachten muss. Natürlich wird da in den Kommentarspalten gleich wieder mächtig polemisiert und der Riege der Vulkanolgen und besonders dem Herrn Perez ein Unvermögen attestiert, gerne auch verbunden mit der Forderung, dass dieser sich nicht im Prozentrechnen versuchen sollte, sondern seiner Aufgabe uns hier zu schützen, nachkommen soll. Schließlich würde er ja mit seiner Tätigkeit von unser aller Steuergeld gar fürstlich entlohnt werden, und da solle er eben auch entsprechend liefern. Manchmal scheint es ein wenig, als ob manch einer gar nicht wusste, dass die Kanaren eben Vulkaninseln sind, und man irgendwie erwartet, dass die Wissenschaftler so einen Ausbruch verhindern können. Und wenn nicht, dann sind sie ihr Geld nicht wert. Die Verantwortung für etwas bei jemand anderem zu suchen, auch bei Dingen, bei denen es einfach nur doof gelaufen ist, und gar keiner was dafürkann, ist ja gerade groß in Mode. Wenn man aber mal ein wenig selbstreflektiert ist, dann wussten wir, dass uns hier ein Vulkan um die Ohren fliegen kann. Man musste gar nicht weit schauen, und die Lava vom San Juan, hätte einem so einiges erzählen können. Natürlich soll das in keiner Art und Weise in die Richtung von „selbst schuld“ gehen. Niemand der einen Funken Menschlichkeit in sich trägt, würde den Hamburgern nach der nächsten Flut, die es unweigerlich irgendwann geben wird, die kalte Schulter zeigen. Letztlich ist es aber auch wohlfeil nun der Wissenschaft und der Politik die Verantwortung zu zuschustern, weil man das eigene Haus nicht entsprechend versichert hatte. Und klar, sind wir alle Meister im Verdrängen, und wollen Gefahren nicht wahrhaben. Vielleicht gibt es dabei, wenn es dann dumm läuft, aber gar keinen, der an dem Schlamassel schuld ist. Jetzt könnten wir uns vielleicht darüber unterhalten, wie wir den Betroffenen solidarisch wieder auf die Beine helfen, weil wenn man genau hinschaut, dann ließe sich so was sicherlich irgendwie finanzieren, was aber nun Zuviel zum diskutieren wäre.

Was wir alaso wissen, ist dass uns irgendwann wieder vulkanisches Ungemach droht. Und letztlich geht es bei den Prozenten, die Nemesio Pérez da vorträgt auch nur darum. Und deshalb hat er appelliert, dass wir uns vorbereiten sollten, wofür man eben dann Geld in die Hand nehmen müsste. Kritische Infrastruktur ist das Stichwort. Allen voran, die Gesundheitsversorgung. Man könnte innerhalb eines Jahres die entsprechenden Katastrophenpläne ausarbeiten und das würde nur so um eine viertel Million kosten. Die auf Teneriffa haben bereits so etwas, und nun seien eben auch die anderen Inseln in der Pflicht. Auf La Palma hätte man das in der Vergangenheit stehts schleifen lassen und hätte sich da auch schon den ein oder anderen Fehler geleistet, der uns in Zukunft arg auf die Füße fallen könnte. Paradebeispiel sei der Flughafen, der eben, wegen seiner Lage nicht vor eventuellen Lavaströmen geschützt sei. Kein Wort verliert er aber über die generelle Bebauung der Insel. Zwar meint er, dass man Ausbrüche für die Erstellung simulieren könnte um dann entsprechend gefährdetere Gebiete entlang der südlichen Inselhälfte zu bekommen, letztlich wird so etwas dann aber keinen Einfluss haben, ob da nun jemand sein Haus baut, oder nicht. Das ist gerade nämlich einfach nicht möglich. Es gibt zu viele Betroffene, die gerne ein neues Heim, nah am alten errichten wollen. Man stelle sich mal vor, eine Verwaltung würde einen Bauantrag, mit der Begründung durch die Gefahr eines zukünftigen Ausbruchs abschmettern, dann wäre hier aber was los und am lautesten würden vielleicht die schreien, die jetzt klagen, dass die Politik niemanden gewarnt hätte, dass das alte Haus auch schon gefährdet war.

Wer übrigens das Geld für die zukünftige Vulkanforschung bekommen sollte, sagt er nicht direkt, sondern durch die Blume. Per Dekret im Jahr 2004 wurde nämlich das Instituto Geografico National (IGN) damit betraut sich hauptverantwortlich um das kanarische Vulkangeschehen zu kümmern, was den Herrschaften der kanarischen INVOLCAN natürlich nicht passt. Bei El Hierro-Ausbruch kam es da zu verschiedenen Unstimmigkeiten der Institute und man hat sich in der Öffentlichkeit gegenseitig in die Pfanne gehauen. Nun sei das laut Nemesio Pérez auf La Palma ganz gut gegangen in Sachen Zusammenarbeit, man habe aber dennoch einen Findungsprozess durchlaufen müssen. Wenn nun also Pérez einfordert, dass die spanische und die kanarische Regierung mehr Geld in Sachen Vulkanforschung in die Hand nehmen soll, dann geht es dabei auch immer darum, dass man selber was vom Kuchen abhaben will, weil Forschung eben Geld kostet. Neben den vorbeugenden Beobachtungen mahnt er auch eine Untersuchung der Möglichkeiten der Geothermie an.

Zum Thema Puerto Naos und La Bombilla hat sich der Chef von INVOLCAN auch geäußert. Hier sieht er derzeit noch kein Ende des Gassaustoßes in der nächsten Zeit. Allerdings meint er, dass der Zugang zu den Häusern erleichtert werden könnte, indem man mehr Zeitfenster einrichtet. Er schlägt 2 Stunden vor, jeweils in Begleitung. Zwischen 12 Uhr und 17 Uhr sei am besten, weil die Messungen ergeben hätten, dass dann im Schnitt die Werte am besten seien. Er wiederholt aber, dass irgendwann plötzlich Schluss sein könnte mit den Ausgasungen. Auch deshalb sei es wichtig regelmäßig für ein3e Entlüftung in den Innenräumen zu sorgen, damit man den Zeitpunkt nicht verpasst.