Kolumbustag

Heute feiert die Nation. Der 12. Oktober ist spanischer Nationalfeiertag. Oder eben Kolumbustag, also der Tag an dem der olle Genueser Amerika zum ersten mal besegelt hat. Zwar war der Mann ja Italiener aber eben im Auftrag der spanischen Krone unterwegs und hat dadurch den Grundstein für ein Weltreich gelegt. Die Bezeichnung der „Dia de Hispanidad“, also der Tag des Spanientums, ist zwar nicht mehr offiziell, wird aber in etlichen Bereichen weiter verwendet. Mit Nationen habe ich es eh nicht sonderlich, und ganz schwer tue ich mich dann, wenn das auch noch in Zusammenhang mit einem imperialen Gedächtnis steht. Wer einen Feiertag der nationalen Identität nötig hat, der kann ja hier auch den 6. Dezember wählen. Da haben wir nämlich Verfassungstag in Spanien. Und ein Ereignis zu feiern, bei dem man sich, nach Franco, demokratische Spielregeln und so schöne Sachen wie Bürgerrechte verpasst hat, ist doch irgendwie viel sympathischer als das Blut- und Bodengetue. Traditionell gibt es heute an verschiedenen Orten Dinge wie Militärparaden und Hymne abspielen. Auch die Guardia Civil wird gefeiert, weil da auch noch ihre Schutzpatronin Jahrestag hat. Hier haben die sich in Los Llanos auf der Plaza getroffen und sind mit geschulterten Waffen im Kreis marschiert. Medaillen und Ehrung von Offizieren, auch im Zusammenhang mit deren Tätigkeit während des Ausbruchs durften freilich nicht fehlen.

Hier auf den Kanaren gibt es so einige, die sich mit dem nationalen Feiertag schwertun. Das hängt aber häufig nicht mit einer internationalen Gesinnung zusammen, sondern liegt daran, dass sich viele eher als Canarios, als als Spanier fühlen. Sogar der HiperDino hatte heute den ganzen Tag geöffnet. Aber das ist ja auch eine kanarische Supermarktkette.  Hier ist der größte Feiertag eben am 30. Mai, dem Dia de Canarias. Wobei man natürlich bei der ganzen Haltung sehr gerne auch flexibel bleibt. Vor allem beim Sport ist man dann schon ganz gerne doch auch Spanier, vor allem wenn es Erfolge zu vermelden gibt.

Der Feiertag gilt aber nicht nur in Spanien, sondern fast in der gesamten spanischsprachigen Welt. Allerdings findet sich gerade in Latein- und Südamerika ein kritischerer Umgang damit, weil die Schifffahrt von Herrn Kolumbus zumindest für die, die schon zuvor dort waren, gar kein Grund zum feiern ist. So wird in Chile vom Tag der „Begegnung zweier Völker“ gesprochen, und damit ist man noch recht vorsichtig in der Bewertung der Dinge. In Argentienien ist es der Tag der „kulturellen Diversität“, und in Peru ist es der Tag der „autochonen Völker“. Deutlicher wird man in Bolivien, wo der Tag der „Dekolonialisierung“ begangen wird und in Venezuela ist es der Tag des „Indigenen Widerstands“.  Die Kubaner haben sich nach der Revolution kurzerhand gänzlich dieses „Feiertags“ entledigt.