Wir sind arm dran und der Sergio ist in Rom

Also nicht wir auf La Palma sind arm im Besonderen, sondern die ganzen Kanaren.  Das sagt zumindest der Bericht des Europäischen Netzwerks zur Bekämpfung der Armut (EAPN), der zu dem Schluss kommt, dass die Kanaren die spanische Region sind, bei der es den größten Anteil vom Menschen im Bezug auf die Gesamtbevölkerung gibt, der von „schwerer Armut“ betroffen ist. Ganze 16,8% der Bevölkerung fallen in 2021 darunter was 365.055 Personen entspricht und 0,1% mehr als im Vorjahr ist. Grundlage für diese Definitionsgrenze sind Haushalte, bei denen die pro Mitglied ein Einkommen von weniger als 454,- Euro pro Monat zur Verfügung steht. Dagegen gab es einen Rückgang von 1,3% bei den Menschen die von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht sind. Allerdings ist der präsentierte Wert immer noch gewaltig. 37,8% der Bevölkerung der Inseln fallen in diese Kategorie, also 2 von 5 Personen die hier leben. Auch zeigt sich, dass vor allem Familien mit Kindern vor diesem Problem stehen. Bei den unter 18-jährigen liegt die Quote bei 49,1 %, was eben sagt, dass jedes zweite Kind auf den Kanaren von Armut betroffen oder bedroht ist. Das hängt natürlich auch mit dem niedrigen pro Kopf Einkommen zusammen. Knapp über 10.000 € sind das hier im Jahr und damit mehr als 2.000 € weniger als im Landesschnitt. Wenn sich dann ein niedriges Einkommen noch auf mehrere Familienangehörige verteilt, dann schafft das eben eine größere Armutsgefährdung. Laut der Studie machen sich 6 von 10 Canarios sorgen wie sie finanziell über den Monat kommen. Zwar ist dieser Anteil zurückgegangen liegt aber immer noch deutlich über dem nationalen Schnitt von gut 44%. Damit liegt man als autonome Region an letzter Stelle. Das zeigt sich auch darin, dass über 25% der Leute mit ihren Mieten oder Ratenzahlungen für das Eigenheim im Rückstand sind. Wohlgemerkt stammen diese Zahlen aus dem vergangenen Jahr. Und wenn man sich nun auch noch die derzeitige Inflation von knappen 10% anschaut, die vor allem aus dem Bereich der Lebensmittel stammt, und damit diejenigen, die ihr meistes Geld für Essen ausgeben besonders trifft, dann darf man auf die Daten für das nächste Jahr gespannt sein. Die Studie beleuchtet aber noch einen weiteren Aspekt, nämlich die Folgen der Covid- und Wirtschaftskrise, die uns, Tourismusabhängig, wie wir nun mal sind, besonders getroffen hat. Wenn der Spanische Staat hier nicht mit Maßnahmen in Form von Geldtransfer gegengesteuert hätte, dann wäre die Quote derer, die von Armut betroffen oder bedroht wären, bei 45,6% gelandet.

Unterdessen weilt unser Bürgermeister aus El Paso und wahrscheinlich bald Inselpräsident in Rom. Dort trifft sich nämlich die EDP, die Europäische Demokratische Partei zu einer Konferenz. Die lokale Zeitung spricht davon, dass sich Sergio dort mit „Europäischen Führern“ treffen würde um zu berichten, wie man auf lokaler Ebene mit den Folgen eines Vulkanausbruchs umgeht, was sich schon mal ganz toll anhört, aber bei genauerem Nachgoogeln dann eher ein Treffen mit „Führerchen“ zu sein scheint. Die EDP ist ein Zusammenschluss mehrere Parteien in Europa, denen die EVP zu konservativ war. Prominentester Ex-Vertreter der liberalen Partei war Romano Prodi, der die Gründung maßgeblich vorangetrieben hatte. Die an dem Parteienbündnis beteiligten nationalen Einzelparteien sind aber eben eher kleinere Lichter. Aus Deutschland sind es die Freien Wähler, die immerhin 2 Europaabgeordnete stellen und am erfolgreichsten sind da noch die Franzosen vom Movement démocrate die zumindest auf nationaler Ebene einige Abgeordnete im Parlament haben. Aus Spanien kommen da die regionalen Nationalisten aus dem Baskenland und Galizien und eben der Coalición Canarias von Sergio hinzu. Alles also etwas kleiner als die Zeitungsmeldung erstmal hergibt.