Jetzt ganz entspannen

Im Wesentlichen ist die Sache durch. Die besten sind längst im Hotel, genießen die ein oder andere Massage und werden die nächsten Tage sicher ganz ruhig machen. Manch einer ist aber noch auf der Strecke. Ein bisschen Zeit ist noch. Die Deadline, bei der man dann ins Auto sitzen muss, weil man aus dem Rennen genommen wurde liegt bei sechzehn Stunden. Wer als Hobby sich selber gerne schindet, uns noch auf der Strecke ist, der wird sicherlich versuchen die Geschichte noch durchzuziehen, wenn man bereit ist sich 75 Km lang zu quälen, dann bitte am Ende auch die Hormonausschüttung abbekommen, wenn man in Los Llanos über die Linie geht. Ansonsten wäre das ja komplett für die Katz gewesen. Diejenigen, die diese Art der Selbstschindung ambitionierter oder gar professionell betreiben sind natürlich schon fertig, oder gegebenenfalls auch vorzeitig ausgestiegen, wenn man merkt, dass das heute nichts werden kann. Auf der Strecke verloren gehen ist gar nicht so einfach. Man muss nämlich Material für den Fall der Fälle dabei haben. Der obligatorische Mobilesprechapparat ist natürlich klar, aber man benötigt auch Ersatzbatterien für die Lampe, die ebenfalls Pflicht ist. Wer dann im Dunkeln verloren geht, der muss gar nicht so dolle frieren, sondern kann sich in seine Thermoplastikdecke, die man aus dem Ersthelferkästchen des Autos kennt, wickeln und auf Rettung warten. Verbandszeug und Kopfbedeckung, sowie Notriegel befinden sich ebenfalls im vorgeschriebenen Rucksack. Aber natürlich geht da keiner verloren, schließlich sind da genug Helfer an der Strecke.

Die Professionalisierung der Transvulcania hat für den Zuschauer nun etwas gebracht. Der Livestream, bei dem man die Läufer mit Kameras begleitet hat, macht schon was her und die Sache ist abwechslungsreicher, als nur die Aufnahmen, die an den festen Stationen, aufgenommen wurden. Früher gab es Livebilder am Start, und dann noch ein einigen Zwischenpunkten, wie El Pilar, Roque de los Muchachos und Puerto Tazacorte. Erst die letzten 1000m von Argual bis zur Plaza wurden dann die Spitzenläufer begleitet. Mit dem, von der UTMB (Ultra-Trail Mont Blanc) selbst produzierten Material ist sogar Television Canarias stundenlang live drauf geblieben. Diese ganze Geschichte mit der Aufnahme in die World Serie, sorgt aber natürlich auch für Kritik. Da wir schon mitten im Wahlkampf sind, hat die Coalición Canarias ordentlich rumgemeckert, dass man nun nicht mehr mit lokalen Sponsoren auftreten würde, sondern eines und anderen in der Welt sei. Die kanarische Identität gehe aber verloren und überhaupt seien nun ja weniger Teilnehmer dabei, als zuvor. Von einem Ausverkauf eines insularen Kulturguts war die Rede und natürlich hat man das der momentanen Regierung angelastet. Man darf jetzt aber nicht übersehen, dass nach den Anfängen der Transvulcania, was la nun schon etliche Jahre her ist, die CC selbst das große Ziel ausgerufen hat, einmal in der World Serie zu landen. Man darf das Gepolter aber nicht wirklich ernst nehmen, wir haben Wahlkampf und sowas ist dann immer noch besser, als Vulkanopfer für den Zweck zu instrumentalisieren. Trotz aller Professionalisierung gibt es beim Ergebnis aber auch eine faustdicke Überraschung. Zumindest was den Marathon der Männer angeht. Der Sieger Yoel de Paz Baeza hatte nämlich eine sehr kurze Anreise. Von Fuencaliente nach El Paso zum Start ist es nämlich, dank der Piste über die Lava gar nicht so weit. Aber natürlich ist Yoel ein professioneller Läufer und somit ist sein Sieg kein Wunder, sondern höchstens etwas überraschend. Vor 3 Jahren, bei der letzten Ausgabe, wurde er im Halbmarathon bereits dritter. Schnellste Frau auf der Marathonstrecke war die Marokkanerin Ikrama Rharsalla. Bei den großen, also dem Ultartrail siegte bei den Frauen Abbey Hall aus den USA, und bei den Männern Petter Engdahl aus Schweden.