Rechnung ohne den Wirt gemacht

Die Rede ist von dem geplanten Thermalbad an der Fuente Santa in Fuencaliente. Diese widerenddeckte Warmwasserquelle sollte und soll nämlich ein opulentes Spabad mit Blick über den Atlantik befüllen. Nicht nur, dass wir uns da reinlegen können, schließlich haben unsere Vorfahren sich bereits dort gelabt und die morschen Knochen thermal behandeln lassen, man verspricht sich auch einen gewaltigen Touristischen Nutzen. Deswegen hat man in der Planung mächtig aufgetrumpft und was Dickes ausgearbeitet. Die erste, die einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte war die spanische Küstenschutzbehörde „Costas“. Die waren nämlich der Ansicht, dass so etwas in geschütztem Gebiet nicht nötig sei. Schließlich sind die Vulkane dort unten Naturdenkmäler, und man könnte das anders lösen. Allerdings gehen nun die Befugnisse der Küstenschutzbehörde von Madrid zurück an die autonomen Regionen, und hier wurden von kanarischer Seite schon ganz andere Signale gesendet. Und so war man sich sicher, dass das keine Probleme geben wird. Jetzt kann man aber nicht einfach überall ein Bad hinbauen, wo es einem gerade passt. Manchmal, und hier auf La Palma fast immer, gehört der Grund und Boden Privatpersonen. Hier hat dann die Inselregierung gemeint, dass man die Leutchen ja enteignen könnte, weil ja schließlich mit dem Bau des Bades ein entsprechendes öffentliche Interesse vorliegen würde. 2018 hat man dann den entsprechenden Entschluss gefasst und diesen 2019 per Parlamentsbeschluss ratifiziert, und sich daraufhin gleich mal eine Klage eingefangen. Die erste Runde vor Gericht ging dann an die Inselregierung und man wähnte sich auf der sicheren Seite. Die Kläger sind dann aber eine Instanz höher gegangen und haben beim obersten Gerichtshof der Kanaren, TSJ, Revision eingelegt. Und dieser hat nun den Klägern Recht gegeben und dem Cabildo Insular frei nach R. Habeck gesagt: “Kriegste nicht, Alter!“ Allerdings kann man aus dem Pressebericht entnehmen, dass man sich da eben mal wieder dumm angestellt hat, weil die Formulierung für die Enteignung eben so nicht gesetzeskonform war. Der öffentliche Nutzen wurde eben nicht entsprechend dargelegt und vielleicht spielt da eben auch mit rein, dass so mancher den Bäderbauplan in seiner ganzen Pracht kritisiert und der Ansicht ist, dass man das auch weniger pompös und auch umweltschonender an anderer Stelle umsetzten könnte. Damit würde dann auch der zwingende Grund für die Enteignung entfallen. Jetzt hat die Inselregierung erstmal 30 Tage Zeit um zu überlegen, ob man das nun so stehen lässt, oder ob man, dann allerdings vor dem gleichen Gericht, in Berufung gehen möchte. Klar ist natürlich auch nicht, warum man den Weg der Zwangsenteignung überhaupt gegangen ist. Ob die Kläger, denen das Land gehört die großen Naturschützer sind und das Bad generell verhindern wollen, oder ob die sich, bei dem großen Plan, der da dahinter steckt, sich für die Nutzung ihres Territoriums entsprechend fürstlich entlohnen lassen wollen ist nicht bekannt. Eine Lösung für die Inselregierung könnte sein, dass man nun eben den Geldbeutel weit öffnen muss um an das Land zu gelangen.

In unserem Inselkrankenhaus ist es voll. Nicht wegen Covid, sondern weil da rund 30 Menschen sind, die da gar nicht hingehören. Bei allen handelt es sich um ehemalige Patienten der höheren Altersklasse. Diese sind aus medizinischer Sicht längst entlassen, aber füllen mittlerweile eine komplette Station in der oberen Etage. Hintergrund ist, dass die eigene Verwandtschaft diese nicht zurückhaben will. Letztlich ist das kein neuer Zustand, dass so etwas vorkommt, allerdings eben nicht in diesem Ausmaß. Das politische Ränkespiel geht natürlich sofort los, und die Frage ist, wer Schuld hat. Die einen sagen, dass die Inselregierung nicht genug Plätze in der Seniorenresidenz  Los Dolores vorhalten würde, diese weisen darauf hin, dass dort immer noch Menschen sind, die wegen dem Vulkan dorthin kamen und nun nicht mehr verwandtschaftlich versorgt werden können, und man ja nicht zaubern könne und überhaupt sei es nicht legitim, dass genau die Lokalpolitiker am lautesten schreien, die die Eröffnung des eigenen Seniorentageszentrums nicht auf die Kette bekämen, schließlich könnte manch einer die Eltern oder Großeltern wieder aufnehmen, wenn die alten Leutchen den Tag über versorgt seien. Man darf da bei den Familien der Betroffenen nicht pauschal eine böse Absicht unterstellen. Es fehlt einfach schlichtweg an Pflegeeinrichtungen und auch an mobilem Pflegepersonal. Und wenn die eigenen Vorfahren in die Klinik kommen und nun zwar aus medizinischer Sicht entlassen werden könnten, zuhause aber schlichtweg die Infrastruktur für die nun zu leistende Pflege fehlt, dann hat man einfach ein Problem. Verschärft wird das dann vielleicht noch, wenn mein Haus, das bislang genug Platz geboten hat, vom Vulkan geschluckt wurde und ich nun in einer winzigen Notunterkunft leben muss oder wenn die bisherige Versorgung einfach zu bewerkstelligen war, weil die verschiedenen Generationen auf dem selben Grundstück dicht beieinander gelebt haben.