Bald die ganze Nacht

Ende November soll es, laut Mitteilung des Cabildo Insular, soweit sein. Die Straßenlampen, sollen uns nachts den Weg über die Lavapiste leuchten. Und diese Beleuchtung, komplett solarbetrieben, soll dann dafür sorgen, dass die Piste 24/7 offen sein wird. Bislang kommt man da ja auch schon im Dunkeln rüber, die Zeitumstellung hat da ihr übriges getan. So gesehen würde es die Lampen also vielleicht gar nicht brauchen. Allerdings kommt da nun im Nachgang auch noch eine Umzäunung ran und wenn man das dann fertigdenkt, dann sind da vielleicht auch noch Sicherheitsbedenken mit dabei. Nicht dass da einer von der Piste runterplumpst, das kann ja auch am Tag passieren. Aber an so manch einer Stelle ist es eben immer noch recht heiß und die Bauarbeiter und Aufpasser, sehen am Tag eben auch, wenn da einer eine Erkundungstour machen will und pfeifen den dann zurück ins Auto. So ein Zaun sorgt dann eben auch dafür, dass es nicht durchgängig eine Art Nachtwache braucht. Mit Spannung darf man auf die Auswirkung der permanenten Durchgängigkeit warten. Vielleicht gibt es dann doch den einen oder anderen mehr, der sich zurück in seine Behausung in Las Manchas begeben wird. Da profitieren dann wiederum alle davon. Nein, man möchte die gar nicht loswerden, das sind größtenteils ganz tolle Leute, die daher kommen. Aber jedes Haus und jede Wohnung, die dort wiederbezogen wird, schafft hier nördlich der Lava wieder freien Wohnraum, den wir eben unbedingt brauchen.

Die Diskussion um die touristische Krise gewinnt derweil an Fahrt. Problem bleiben die mangelnden Verbindungen aus Deutschland auf die Insel. Die Condor setzt da weiterhin den Rotstift an und nimmt uns im Sommer noch die Frankfurter Verbindung. Dass es Hamburg auch nicht geben wird ist erstmal geschenkt. Das war in der Vergangenheit eh keine Konstante in den Sommermonaten. Aber Frankfurt ging eben immer. Die Frage ist nun, woran das den liegen könnte. Ein massiver Vorwurf, der gemacht wird, ist unsere „negative“ Darstellung in der Presse. Das man nicht nach Puerto Naos könnte, würde, so behauptet man von Seiten der Fluggesellschaften, den potentiellen Urlauber verschrecken, weil diese denken würde, dass hier auf der ganzen Insel alles im Argen liegt und man eine Gasvergiftung befürchten müsse. Vielleicht ist das aber auch nur wieder eine Entschuldigung, mit der sich die Blechbüchsenbetreiber rausreden. Die haben nämlich, gerade durch Puerto Naos, ein ganz anderes Problem. Im Westen ist das Sol nämlich pauschaltechnisch für die eine sichere Bank. Die großen Reiseveranstalter nehmen denen ein bestimmtes Kontingent an Sitzplätzen ab, und der Rest wird dann an die Individualisten verscherbelt. Damit hat man dann eben eine entsprechende Grundauslastung. Wenn diese nun nicht kompensiert wird, weil der Deutsche ungern auf der Ostseite in Cancajos Urlauben möchte, dann ergibt sich daraus ein Problem. Als jemand, der im Tourismus arbeitet, wage ich zu behaupten, dass der allergrößte Teil der Besucher hier ganz genau weiß, wie die Situation vor Ort ist. Also muss man sich fragen, warum diese nicht in der gewohnten Stückzahl erscheinen. Und da tragen die Fluggesellschaften eben auch ihren Teil dazu bei. Das ständige Streichen und verschieben, das es auch in den letzten Jahren gab, dieses Jahr aber wahnwitzige Ausmaße angenommen hat, macht es den Gästen streckenweise unmöglich den Urlaub entsprechen zu planen. Wenn das Haus schon gebucht ist und die Flüge sich plötzlich um zwei Tage verschieben, dann steht man manchmal ganz dumm da, weil zum geänderten Termin die Bude wieder belegt sein könnte. Die Condor gibt einem dann einen Gutschein und ist fein raus.

Wenn wir nicht alle kollektiv an diesem Tropf hängen würden, dann wäre die jetzige Situation vielleicht sogar lustig. Vor nicht mal zwei Monaten haben die Verantwortlichen in Sachen Tourismus noch getönt, wie rappelvoll die insulare Bude im Sommer gewesen sei, weil die alle vom Festland und den anderen Inseln zu uns kamen um Vulkan zu schauen. Selbstsicher meinte so mancher, dass man nun mit den internationalen Gästen genauso weiter machen würde und hat die ganzen Mahner, die davor gewarnt haben, einfach ignoriert. Die Gäste aus Mitteleuropa, vor allem die aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und Holland brauchten in der Vergangenheit gar keinen Vulkan als Anreiz, um hierher zu kommen. Wer jedes Jahr nach La Palma kommt hat ganz andere Probleme im Moment. Für viele war der Vulkanausbruch auch dahingehend tragisch, weil sie Freunde auf der Insel haben, mit denen sie mitleiden. Und so mancher hat eben auch seine zweite Heimat verloren. Wer 10-20 Jahre nach Todoque gegangen ist, der verkraftet diese neue Situation auch nicht unbedingt. Denen müssen wir aber ein Angebot machen und die Möglichkeit schaffen, dass sie hier, ein paar Kilometer weg, ein neues Domizil finden können. Trotz der hässlichen schwarzen Narbe, bleibt La Palma immer noch die schöne Insel, die es immer war. Und man kann natürlich auch nach neuen Gästen schauen. Dafür muss man gar nicht soweit gehen. Auch auf den anderen Inseln gibt es Menschen, die dort Urlaub machen und die Ruhe suchen. Da sind viele nun auf uns aufmerksam geworden und die sollte man schleunigst zu uns rüber loten. Hier muss man nicht mühselig die Touristengebiete umschiffen um das typisch kanarische Leben zu finden. Man bekommt das hier auf der ganzen Insel. Wem es auf Gomera gefällt, der fühlt sich hier auch wohl, ein total überlaufenes Valle Gran Rey haben wir nämlich gar nicht. Auf der anderen Seite ist es aber auch so, dass von hier Gäste abgewandert sind. La Palma ging im letzten Jahr nicht und dann stellt man plötzlich fest, dass es auf Gran Canaria auch noch schöne Ecken gibt. Wenn dann das gewohnte Ferienhaus hier nicht mehr steht, man sich auf der anderen Insel aber wohlgefühlt hat, wieso sollte man sich dann auf die Suche nach etwas Neuem machen. Natürlich ist da die Angst vor einer Enttäuschung dabei, dass es nun eben nicht mehr ganz so toll ist, wie zuvor. Urlaubsfreude und Enttäuschung passt aber so gar nicht zusammen.