Gar nicht unseres

„Nitrato de Chile“. Das große Keramikschild mit dem schwarzen Reiter auf gelben Grund kennt jeder, der schon mal auf La Palma war. Schließlich hängt die große Tafel, aus unzähligen Keramikfließen an exponierter Stelle in Santa Cruz de La Palma, direkt am Eingang der Fußgängerzone gegenüber der Hafeneinfahrt. Wir haben das ein wenig als palmerisches Markenzeichen deklariert. Es gibt T-Shirts, Schlüsselanhänger und Kühlschrankmagneten mit dem Motiv zu kaufen und das eben nicht nur in Santa Cruz sondern auch in anderen touristischen Gift-Shops auf der Insel. Das Design der Werbetafel ist aber auch richtig stilvoll und sieht wirklich cool aus. Im Jahr 2016 haben Teile des Stadtrates schon beantragt, dass das Schild zum Kulturgut erklärt wird. Das Ding wurde dann auch aufwändig restauriert und seit dieser Woche hat man sich erneut an die Feinarbeit gemacht und die Firma, die das damals gemacht hat, pinselt nun an verschiedenen Stellen nach, damit das Schild auch weiterhin soweit strahlt. Wer nun aber denkt, dass der Reiter nur auf La Palma existiert, der ist im Irrtum. Das Logo, für das chilenische Nitrat, dass hier als Dünger verwendet wurde, stammt aus dem Jahr 1929 und würde von dem Madrider Architekturstudenten Adolfo López-Durán Lozano entworfen. Werbung wurde damit vor allem in Zeitschriften und auf Flugblättern gemacht. Auch ist das Logo eins zu eins auf den Säcken zu finden, mit denen der Dünger in 100kg Einheiten nach Spanien gebracht wurde. Die Keramiktafeln, mit denen geworben wurde, wurden in Valencia in der Fabrik „El Siglo“ von Ramón Piñón Castelló hergestellt. Da diese Fabrik 1937 aufhörte zu existieren, lässt sich das alter der Tafeln von 1929 bis 1937 eingrenzen. Werbung auf Keramiktafeln hatte in Spanien eine entsprechende Tradition, und so gibt es eben auch andere Werbebotschaften die auf Wandfließen gedruckt sind. Da aber dieses eine besonders schick ist, haben mittelweile auch andere Regionen deren Wert entdeckt. So wurden die Keramiktafeln in der Extremadura dieses Jahr unter besonderen Schutz gestellt. Nicht nur, dass man dort die Teile Restauriert, es werden sogar Ersatztafeln an verschiedenen Stellen komplett neu gemacht, an denen man anhand historischer Aufnahmen belegen kann, dass da vormals eins hing. Es ist die Rede von einem Kulturgut, dass sowohl in Design, als auch inhaltlich, die Gesellschaft und auch die Agrarwirtschaft der Region in den 30er Jahren widerspiegeln würde. Aber nicht nur in Spanien wurde mit dem schwarzen Reiter geworben, auch die Portugiesen haben das genau so übernommen. Auch in Frankreich gibt es die Werbung, da ist allerdings kein Reiter zu sehen, sondern ein Landwirt mit Hut, der sein Feld beackert. Dass die in der Extremadura ihre Keramik unter Schutz gestellt haben hat nun auch ganz praktische Folgen. Wer privat sowas an der Hauswand hat, ist nun verpflichtet das entsprechend zu pflegen und in Stand zu halten.

Dennoch versuchen wir hier, obwohl das Schild eben noch in anderen Regionen zu finden ist, die Sache zu vermarkten. Sogar die lokale Brauerei „gara“ hat mal eine limitierte Edition „Nitratbier“ auf den Markt geworfen. Und wenn man, „Nitrato de Chile“ bei Google eingibt, dann bekommt man unter den alternativen Suchanfragen eben auch direkt „Santa Cruz de La Palma“ angeboten. Aber im Rest von Spanien gibt es einen gewissen Kult um das Motiv. Im Internet kann man Orginalsäcke kaufen, sogar einzelne Keramikfließen gibt es zu erstehen und auch alte Emaile-Schilder des einsamen Reiters.

Auch der Franzose düngt das Feld
Orginalsäcke (kosten im Netz €25,-)
Ist Nitrat im Bier zulässig? Reinheitsgebot???