Die Arbeitgeber jammern

Die suchen in manchen Bereichen nämlich Beschäftigte. Vor allem Bau und Gastronomie haben wohl Probleme Angestellte zu finden. Das sagt zumindest der Präsident des Arbeitgeberverbands von La Palma (Fedepalma), David Fuentes. Sogar einige Geschäfte hätten deshalb aufgeben müssen. Ein Schuldiger wurde auch gleich benannt. Das postvulkanische Beschäftigungsprogramm in den öffentlichen Arbeitgebern, wie Gesplan und Tragsa sei da verantwortlich. 1.600 Leute sind nämlich da untergekommen und die würden dem Arbeitsmarkt nun fehlen. Für die Arbeitgeber sei das inakzeptabel. Da das Beschäftigungsprogramm zum Jahresende auslaufen wird, fordert Fuentes nun, dass die Arbeitgeber, bei der Ausarbeitung der Verlängerung, die es sicher geben wird, beteiligt werden sollen. Für eine fette Überschrift in der Zeitung reicht so eine Meldung und wenn man da nicht genau hinschaut, dann könnte man meinen, dass hier wieder brutaler Mist gebaut wird. Aber natürlich ist manchmal nicht alles so, wie es auf den ersten Blick scheint. Betrachtet man nämlich die Zahlen der Arbeitsuchenden, die am 3. November für La Palma veröffentlicht wurden, dann merkt man, dass da vielleicht die Schuld, dass es in manchen Bereichen einen Personalmangel gibt, nicht bei den öffentlichen Arbeitgebern liegt. 5.878 Menschen auf La Palma suchen einen Job. Wieso arbeiten dann die nicht auf den Stellen, die noch zu vergeben sind, und weshalb sind da tatsächlich Arbeitgeber gezwungen den Laden dicht zu machen. Da muss man etwas genauer hinschauen und auch die Praxis, wie hier Arbeitsverträge ausgestellt werden betrachten. In Spanien hat die Regierung den Mindestlohn erhöht, was schon mal eine tolle Sache ist und zuvor von den konservativen Parteien immer abgelehnt wurde. Der Nettostundenlohn liegt nun aber bei sagenhaften € 6,06,- die Stunde. Das ist alles, aber nicht viel. Nun kommt aber noch ein anderer Aspekt hinzu. Die Verträge, die man hier als Arbeitnehmer erhält, sind meist nur über wenige Monate. Das hat wiederum verschiedene Gründe. In den Bereichen der Gastronomie und im Hotelgewerbe sind wir stark saisonabhängig und der Covid und der Vulkan haben da noch weitere Kalkulationsschwierigkeiten mit sich gebracht. Es gibt aber noch einen ganz anderen triftigen Grund für die kurzen Vertragslaufzeiten. Nach einer gewissen Zeit haben Arbeitnehmer hier einen gewaltigen Kündigungsschutz. Den versuchen die meisten Arbeitgeber zu umgehen, in dem das Personal dann einfach ausgewechselt wird. An anderer Stelle tut das auch streckenweise Not, weil gerade in der Gastronomie auch hier nicht wirklich kalkuliert werden kann. Von den gutausgebildeten Kellnern und Köchen haben sich in den letzten beiden Jahren auch manche auf eine andere Insel aufgemacht. Da ist die touristische Konstanz entsprechend größer, und deswegen winken da streckenweise bessere Arbeitsverträge. Wenn man also hier einen Job mit der Sicherheit von gerade mal 3 Monaten angeboten bekommt, dann sucht man sich gegebenfalls etwas anderes. Wir haben hier nämlich auch die weitverbreitete Unsitte, dass man eine Anstellung von 30-50% erhält, effektiv dann aber 100% arbeitet. Für den Arbeitgeber bringt das nur Vorteile. Das Geld wird schwarz bezahlt, man spart aber gleichzeitig prozentual die Kosten für die Sozialversicherung, die der Arbeitgeber zu tragen hat. Für den Angestellten hat das nur Nachteile. Wenn man Urlaub hat, dann gibt es die Vergütung natürlich nur, für das was im Vertrag steht. Bei Krankheit passiert das Selbe und die Rentenversicherung bleibt auch unterfinanziert, weil weniger Beiträge dann auch im Alter weniger Geld bedeuten. Und bei tausenden von Arbeitslosen funktioniert das System so bislang prima. Irgendeinen, der auf den Billigjob angewiesen ist findet man immer. Die Marktgläubigen haben da stehts jubiliert. Momentan scheint die Geschichte aber so nicht mehr zu funktionieren. Und schon wird der Markt in Frage gestellt. Die Generalsekretärin des Gewerkschaftsbundes UGT auf La Palma, Lupe Parrila, bewertet die ganze Sache entsprechend anders und freut sich über diese Entwicklung. Von einem Verschwinden der „Sklaven“ ist da die Rede und der Hoffnung, dass diese Entwicklung möglichst so weitergehen möge. Nach ihrer Ansicht arbeiten die Menschen definitiv nicht wegen der Arbeitsbedingungen in einer Bar, sondern weil sie finanziell dazu gezwungen werden. Wenn nun also 1.600 Arbeitslose weniger da sind, die man als Billiglöhner, inklusive unbezahlter Überstunden, hinter eine Theke stellen kann, dann ist das folgerichtig ein Problem der Arbeitsbedingungen. Vor allem, wenn diese, wie selbst die Arbeitgeber zugeben müssen, lieber wo anders arbeiten, weil die Bedingungen entsprechend besser sind. Wenn an also die freien Stellen bei 6.000 Arbeitssuchenden nicht besetzt bekommt, dann muss man sich vielleicht selber fragen, an was es liegt, und sich nicht darüber beschweren, wenn der Staat hier ein Beschäftigungsprogram veranlasst und 1.600 Stellen vergibt. Auch hier sind die Anstellungen immer auf ein halbes Jahr begrenzt. So mancher sagt sich dann eben, dass er dann lieber auf die nächste Runde bei Gesplan spekuliert,  mit Glück dann einen 6-monatigen Vertrag bei guter Bezahlung erhält, anstatt für den Mindestlohn irgendwo hinter der Ba zu bedienen und am Ende dort auch nur einen Kurzzeitvertrag zu haben.

In einem Punkt sind sich die beiden Seiten aber dann doch einig. Im Baugewerbe herrscht gerade ein Mangel auf der Insel. Das hat aber auch noch andere Gründe. Wer in Spanien in diesem Bereich tätig sein möchte, der benötigt einen Berufsausweis, „TBC“ genannt. Dies Ausweise werden von der Fundación Laboral de la Construcción ausgestellt, welche in Santa Cruz de Tenerife und in Las Palmas sitzen. Wer hier schon mal was mit Papierkram beantragt hat, der weiß wie kompliziert so etwas sein kann, und wie oft man da hin muss, um das eine oder andere Papier ein zu reichen. Darum hat die Gewerkschaft nun auch ein Büro hier auf der Insel beantragt, damit die Ausstellung der TPC schneller von statten gehen soll.