Unter Wasser geht das schneller

Die Lavafelder sind zu nichts gut. Da wächst nämlich nichts. Und so wird da natürlich die ganze Zeit bereits spekuliert, was man tun könnte, um die schwarze Fläche für unseren landwirtschaftlichen Primärsektor wieder urbar zu machen. Im Prinzip ist die Geschichte ganz einfach. Erde müsste her, und das in ganz großen Mengen, damit da auch anständig gewurzelt werden kann. Problematisch dabei ist, dass wie eben nicht über das nötige fruchtbare Erdreich verfügen. Deshalb ist allen klar, dass es lange dauern wird, und die Anbauflächen eben erst Stück für Stück wieder hergestellt werden können. Für Geologen und auch für Biologen ist das ein gefundenes wissenschaftliches Fressen. Die schauen sich die Sache aber eben auch nicht zielorientiert, sondern beobachtend an. Und da freut man sich über jede einzelne Flechte, die da irgendwann nach Jahren entdeckt wird genauso wie über irgendwelche Insekten. Für die Wiedergewinnung der Normalität vor Ort nutzt das freilich nichts. Die Vorstellung, dass vielleicht in 2.000 Jahren da wieder ein Avocadobäumchen wachsen könnte, mag romantisch sein, aber hilft momentan nicht wirklich. Ganz anders sieht die Sache wohl aber unter Wasser aus. Da an den neuen Lavadeltas tut sich nämlich gehörig was. Das Spanische Instituts für Ozeanographie IOE, das zum Ministerium für Wissenschaft und Innovation gehört, hat in ganz Spanien Taucher losgeschickt um unter Wasser die Entwicklung von geschützten Arten zu beobachten und dies zu protokollieren. Und natürlich waren da unsere beiden Lavadeltas, die der Vulkan in den Atlantik gespült hat auch von besonderem Interesse. Und man fand heraus, dass weniger als ein Jahr, nach Ausbruchsende biologisch unter Wasser die Post abgeht. Nicht nur dass es sehr viele einjährige Algen gibt, die auf dem neuen Feuergestein siedeln, auch langsam wachsende Arten, mit Kalkstrukur besiedeln die Unterwasserlava und haben diese streckenweise komplett in Beschlag genommen. Außerdem wurden in beiden Deltas große Mengen an Fischen, Seeigeln, Krebstieren und anderen Organismen beobachtet. Genauso stellte man fest, dass an einigen Stellen die geschützte „schwarze Koralle“ überlebt hat, obwohl die Lava wenige Zentimeter davor, unter Wasser zum Stillstand gekommen ist. „Die rasche Besiedlung des neuen Substrats und die Widerstandsfähigkeit einiger Arten hat uns überrascht und ist eine gute Nachricht für die Erholung des Gebiets“, erklärt David Díaz, stellvertretender wissenschaftlicher Direktor des Instituts.

Sieht schon ganz gut aus Foto: IOE

Um Besiedlung geht es auch in Puerto de Tazacorte. Allerdings möchte man da keine Algen, sondern Menschen, sowohl Einheimische als auch der touristischen Art ansiedeln. Und deshalb hat man mit der urbanen Landgewinnung nun losgelegt und arbeitet eine neue Straße in den Hang, an der anschließend eben auch Häuser mit bis zu 3 Stockwerken entstehen sollen. Geplant wurde das bereits 2019 nun haben, nach Angaben des zuständigen stellvertretenden Bürgermeisters Juan Miguel Rodríguez vor Ort, die Bauarbeiten begonnen und werden voraussichtlich 5 Monate dauern. Gleichzeitig beinhaltet das Projekt auch die Renovierung der Plaza Castilla, was diesen Winter den Bereich entsprechend weniger attraktiv werden lassen könnte. Letztlich handelt es sich bei der neuen Straße eben um eine zusätzliche Parallele, zu den beiden bereits vorhandenen Straßen im felsenzugewandten Teil des Ortes. Die ganze Geschichte mit Baulärm geht dann aber natürlich länger, da nun erstmal nur die Straße gebaut wird, die danach die entsprechende Voraussetzung schaffen soll, um dort Wohnungen zu errichten. Gleichzeitig hört man von der Gemeinde, dass man froh ist, die Sache nun angehen zu können, obwohl man finanziell gerade nicht so gut dastehen würde, und plant schon in der Zukunft weiter, wie man da noch weitere Straßen zur Landgewinnung schaffen könnte. Natürlich wittern die da nun Ihre Chance mit zusätzlicher touristischer Infrastruktur, direkt am Wasser auf der Westseite. Keiner weiß, was aus Puerto Naos wird, und der Bedarf, der auf jeden Fall besteht, muss ja auch gedeckt werden.