Schluss mit lustig

Heute ist der 28. Dezember der „Dia de los Santos Inocentes“ und somit in ganz Lateinamerika und auch in Spanien der große Tag für Schabernack. Im Prinzip ist das das Äquivalent zum 1. April im Rest von Europa. Man veräppelt gezielt Freunde und Bekannte und alle Medien denken sich eine besondere Geschichte aus, um die Leser aufs Glatteis zu führen. Allerdings bleibt eben nicht immer alles gleich oder wie es immer schon war und das sorgt nun bei manchem für Unmut. Umso mehr, weil man die Geschichte mit der Tradition nicht verhandelt, sondern einfach von oben herab festgelegt hat. Dabei bleibt der Spaßtag in Spanien generell erhalten. Die Balearen und die Kanaren sehen aber, aufgrund des hohen Anteils des Tourismus am Bruttosozialprodukt, ein Problem. Die, die uns besuchen kommen, sind nämlich mit dieser Tradition nicht sonderlich vertraut, und so kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Missverständnissen. Dabei sind Hinweise, nachdem das Hotel-Buffett wegen Rohrbruchs geschlossen bleibt, oder abstruse Schilder eben dort, nachdem es sich bei manchen Speisen um gebratenen Pinguin oder kandierte Schildkröte zum Nachtisch handeln würde, noch die mildeste Variante. So kam es im letzten Jahr auf Teneriffa zu einer wilden Massenschlägerei zwischen Barpersonal und einer Gruppe stark alkoholisierten Engländern, weil diese mit der scherzhaft hohen Rechnung, auf der auch leicht bekleidete Tänzerinnen aufgeführt wurden, nicht ganz einverstanden waren, und im Suff nicht schnell genug kapiert haben, dass es sich hierbei um eine Art Aprilscherz gehandelt hat. So haben nun also die beiden Regionalregierungen reagiert und in der letzten Woche den „Dia de los Inocentes“ abgeschafft. Das ganze auf Druck der Tourismusindustrie. Hier auf den Kanaren sorgt die Geschichte nun natürlich für etwas Ärger. Die Argumentation von Angel Victor Torres, unserem Ministerpräsidenten, dass man die spanische Sonderrolle in einem geeinten Europa generell überdenken sollte, stößt vor allem bei der konservativen Partido Popular auf einige Ablehnung. Den Ersatz-Streiche-Tag der hier nun auch hier am ersten April gelten soll, den lehnt man eher ab. Die rechtsradikalen von VOX schwadronieren gar von einem Verrat am spanischen Vaterland und seiner Traditionen und drohen mit Klage, falls es wirklich, wie von der Regionalregierung im entsprechenden Erlass angedroht, dazu kommen sollte, dass Medien sollten diese weiterhin am heutigen Tag „Enten“ verbreiten, mit einer Anklage wegen „Falschinformation“ zu rechnen haben. Theoretisch gehen die angedrohten Strafen bis in die Millionen. Für die Medien ist das natürlich bitter. Im Normalfall hat man da eine Idee, die man dann das ganze Jahr mit sich herumträgt und dann am 28. Dezember veröffentlicht. Das Dekret wurde nämlich erst am 21.12. dieses Jahres, also exakt vor einer Woche im sogenannten Boletin oficial de Canarias, also im Amtsblatt der kanarischen Regierung veröffentlicht. Erst mit so einer Veröffentlichung, hierbei handelt es sich um das Dekret mit der Nummer BOC 234-12-22, tritt das Gesetz dann in Kraft. Nun müssen die ganzen Schreiberlinge ihre Ideen bis zum ersten April in der Schublade lassen. Was heute aber in der Zeitung steht, ist somit zu 100% wahr.

In den anderen Bereichen, so teilt die Ministerin für Tourismus, Yaiza Castilla, mit, würde man dieses Jahr noch nicht mit der Härte des Gesetzes reagieren wollen. Dass es im Privatbereich zukünftig weiterhin zu Scherzen kommen werde, müsse man generell hinnehmen, da würde es viele Jahre dauern bis sich das verlaufen habe. Was allerdings Gewerbetreibende in Ihrem Umgang mit den Kunden betreffen würde, so bitte man darum, vor allem sollten diese „Nichtspanier“ sein, solche Scherze nun zu unterlassen. Die Kundschaft wird explizit sogar aufgefordert, sollte es dennoch zu Vorfällen dieser Art kommen, sich direkt bei der Geschäftsleitung zu beschweren. Wichtig sei dabei, dass man sich dabei auf das Boletin mit der Nummer BOC 234-12-22 bezieht. Ab nächstem Jahr ist es dann so, dass theoretisch auch Strafen drohen würde. Hierzu muss allerdings vom Geschädigten selbst geklagt werden. Bei „Scherzen“ in Hotels in Verbindung mit Pauschalreisen ist dann ihr Reiseanbieter der entsprechende Ansprechpartner und Sie können da auf einen Nachlass, wegen „entgangener Urlaubsfreuden“ hoffen.