So viel Bonbons wie noch nie

Gestern stand die Insel mehr oder weniger still. Nominell sind die heiligen 3 Könige einfach ein Feiertag, in der Praxis handelt es sich aber, zumindest für die kleinen, um den wichtigsten Tag des Jahres, weil man da nämlich beschenkt wird. Da in Spanien die Familie über allem steht, sind die Eltern da mitgefangen. Die meisten Bars haben einfach zu, weil da auch niemand arbeiten kann, schließlich trifft man sich mit der Familie um die Gaben auszutauschen. Außerdem muss ja auch gemeinsam der Rozcon, der traditionelle Königskuchen, gegessen werden. Im Laufe des Tages fangen dann die Mülltonnen an, komplett über zu laufen, weil da massig Verpackungsmaterialien reingestopft werden. Ganz konträr dazu ist immer der Tag zuvor. Nicht nur, dass man den Tag über beschäftigt ist, die letzten Einkäufe zu tätigen, in jedem Dorf wird auch die Ankunft der heiligen Könige zelebriert. Das ist in jeder Gemeinde etwas unterschiedlich gehandhabt. In Breña kommen die schon am Nachmittag vorbei und fahren in Cabrios, es gibt aber auch die traditionelle Kamelvariante und sogar Hubschrauber werden in manchen spanischen Gemeinden dafür genutzt. Hier in El Paso, gibt es immer den gleichen Ablauf. Erst geht man in die Kirche und dann hocken sich die Herrschaften auf Karren, flankiert von Pagen und werden dann, vom Lottoladen bis zum Resinto Ferial gezogen. Das sind nur ca. 200m, da das aber extrem langsam von statten geht dauert es eine ganze Weile. Vorneweg wirbelt jemand mit einem Feuerkessel, dann folgen eine große Trommel und ein Gong, die den langsamen Bewegungsrhythmus vorgeben. Die Karren wiegen gewaltig, und da es die wenigen Meter Bergab geht, sind die Helfer eher damit beschäftigt den Wagen zu Bremsen, damit es keinen Unfall gibt. Die Pagen und die Könige auf den Wägen haben nun die Aufgabe huldvoll zu winken und massenhaft Bonbons in die Menge zu feuern, die wiederum von den Kindern gefangen, bzw. aufgelesen werden. Die meisten sind recht schick angezogen und stopfen, alles was Sie bekommen können in die Taschen. Wenn diese dann voll sind, wird die Beute bei den Eltern abgeliefert, die wiederum ihre Taschen voll machen. Dieses Jahr war die Menge, die da geschleudert wurde, gigantisch. Und so kann man als Elternteil dann auch mal eines der Dinger versuchen, es hat ja noch genug für den Nachwuchs. Und ja, die Teile schmecken widerlich künstlich.

Drei Jahre gab es die Veranstaltung nun nicht mehr, weil Pandemie und Vulkan da etwas dagegen hatten. In den letzten Jahren haben sich die Könige auch nicht verändert. Gerne greift da die Gemeinde auf ausländische Mitbürger zurück, die gut verkleidet und mit Bart, nicht ganz so schnell erkannt werden, und somit die Illusion für die kleinen aufrechterhalten können. Neu war in diesem Jahr Balthasar. Gleich erkannt, hierbei handelte es sich um Leo, den Ersatztorwart des Fußballclubs. Und natürlich ist so ein König nicht ganz neutral. Die Mitspieler, die eigene Kinder haben, haben sich mit den Sprösslingen gleich bei Abfahrt um den entsprechenden mobilien Thron versammelt und Leo schaufelte dann ganz gezielt mit beiden Händen Kiloweise Süßkram über deren Köpfe. Armiche der Außenstürmer kommentierte trocken, dass man jetzt direkt durch sei und eben Glück gehabt hätte, dass man so eine gute Beziehung zu Balthasar hätte.

Da müssen sich die Bremser ganz schön anstrengen

Nachdem die heiligen Gestalten im Resinto Ferial angelangt sind, begeben diese sich nach drinnen und nehmen ganz vorne auf der Bühne platz. Hier stehen dann die Kinder an um den Herrschaften ihre Wunschzettel auszuhändigen, weil die ja wissen müssen, was sie zu liefern haben. Dann darf man noch auf den königlichen Schoss sitzen, dass die versammelte Verwandtschaft ein Foto machen kann. Um sich das warten zu verkürzen, bzw. zu versüßen, verteilen die Gemeinderäte zähflüssige heiße Schokolade und Löffelbiskuit. Wenn dann der Zettel geliefert ist, geht es für die meisten nachhause, auch wenn die Eltern vielleicht noch gerne ein Getränk zu sich nehmen wollen, schließlich trifft man ja alle Freunde und Bekannten, stehen die Chancen schlecht. Die Kinder wollen nämlich direkt ins Bett. Je früher man schläft, desto früher ist man morgens wach um zu sehen, ob die Könige das Gewünschte auch unter dem Baum platziert haben. Diese Praxis bringt so gesehen auch gewisse Vorteile mit sich. Nach den Ferien wird der Rhythmuswechsel in Sachen früh aufstehen schon 2 Tage früher eingeleitet. Der Kampf, der da, mit dem Nachwuchs geführt werden muss, fällt dann am Montag, zu Schulbeginn, nicht gar so heftig aus. Allerdings klappt das mit dem frühen Einschlafen nicht immer ganz so einfach. Die Aufregung ist nämlich gar gewaltig und hinzukommt, dass die Kinder durch heiße Schokolade und Unmengen Bonbons, bis oben mit Zucker vollgetankt sind, was das Runterkommen entsprechend verkompliziert.