Kulturelles Erbe

Der Vulkan ist identitärer Teil von uns. Allerdings eben nicht nur der eine, sondern im Prinzip der ganze Vulkanismus hier auf der Insel. Vor der Geschichte mit dem vermaledeiten Feuerberg aus 2021 haben wir das ja ein wenig verdrängt, dass wir auf heißem Magma sitzen. Natürlich gibt es hier schon lange touristisch erschlossene Vulkanhöhlen, Besucherzentren und ähnliches. Auch die Wissenschaft tummelte sich zum Thema schon immer auf der Insel. Wir wussten, dass Obst und Gemüse toll auf der Asche wachsen und der Wein erst recht. Aber im eigenen Bewusstsein waren wir immer die grüne Insel. Zwar gab es hier die letzten Ausbrüche, wenn man von El Hierro mal absieht, aber Vulkan war dann eher Lanzarote. Mit dem letzten Ausbruch hat sich die Selbst- und Außenwahrnehmung aber verschoben. Wir sind Vulkan, aber sowas von. Allerdings waren wir das eben eigentlich schon davor. Deshalb gibt es nun einen 45-minütigen Film der am 19. Januar in der Casa de la Cultura in El Paso um 20 Uhr gezeigt werden soll. Der Eintritt ist frei und jeder kann rein, bis eben kein Platz mehr ist. „Una vida, tres volcanes“ heißt der Streifen von den Anthropologen Alejandro Pais und Miguel Villalba sowie des Filmemachers Sergio Guervilla. Zu Wort kommen da Inselbewohner der älteren Semester, die hier nun schon drei Vulkanausbrüche, also den San Juan (1949), den Teneguia (1971) und nun den von 2021 erlebt haben. Entwickelt wurde das Projekt von „Dirección General de Patrimonio Cultural“ und dem Rathaus von El Paso, die eben feststellten, dass drei Ausbrüche in gut 70 Jahren dafür sorgen, dass Vulkane und das Leben mit ihnen hier Realität und eben auch kulturelle Identität bedeuten. Neben den Zeitzeugen, die da zu Wort kommen, werden auch alte Archivaufnahmen von den früheren Ausbrüchen im Film gezeigt. Den Machern ist es wichtig, was so eine Eruption für Auswirkungen auf die Menschen hier vor Ort hat. Gerade im Hinblick auf die heftigen Folgen mit denen wir gerade zu kämpfen haben sei es wichtig Informationen von Zeitzeugen für die Zukunft zu bewahren. Der Film „ein Leben, drei Vulkane“ ist also ein Rückblick auf die Bedeutung der verschiedenen Vulkane für die Gesellschaft von La Palma in sozialer, kultureller und sozio-ökologischer Hinsicht sowie in Bezug auf das Kulturelle Erbe.

Manchmal, so schein es zumindest, übertreiben hier manche aber auch mit der Identifikationsnummer. Die Tourismusabteilung des Cabildos hat einen neuen Werbefilm (hier inklusive Interview mit unserem obersten Touristenführer) herausgebracht der bei so manchem auch Verwunderung hervorruft. Das Thema, „por mil raziones bonito“, also aus tausend Gründen schön, als Werbung für die Insel, bleibt bestehen. Nun wird sogar noch ein weiterer Grund für die Schönheit genannt, also sind wir nun bei exakt 1001 Gründen, wenn man den Werbebotschaftern glauben mag. Bei der Benennung des neuen Grundes wird dann aber der neue Vulkan ins Bild gesetzt und auch sonst ist extrem viel schwarze Landschaft zu sehen. Gleichzeitig gleitet dabei eine junge Frau relativ beseelt durch diese Landschaften und trägt barfüßig nichts als ein braunes zerrupftes Hemdchen und man kommt nicht so richtig dahinter ob das sich um eine hippiemäßige Selbsterfahrung oder eine Homenage an irgendwelche Guanchen darstellen soll. Das man versucht den Vulkan touristisch zu verkaufen, kann man ja irgendwie verstehen. Allerdings weiß man nicht so richtig, wer da Zielpublikum sein soll. Der Wiederholungsurlauber sieht den Vulkan ja eher nicht als die große Attraktion an. Gleichzeitig wird aber lamentiert, dass wir einen Teil eben jener Touristen verloren haben, die uns hier die letzten 20 Jahre gefüttert haben. Vielleicht sollte man denen in, wenn man schon hochglänzend filmt eher näherbringen, dass La Palma immer noch La Palma ist. Die meisten schönen Ecken sind noch da. Das Lavaschwarz und die Asche wirken da eher verstörend. Für diejenigen, die sich hier nicht wirklich auskennen, entstand, auch durch die mediale Berichterstattung ja eher der Eindruck, dass hier alles in Schutt und Asche liegt. Das ist aber nun mal nicht der Fall, deshalb wäre es vielleicht klüger, etwas mehr grün und bunte Häuser und vielleicht sogar fröhliche Einheimische zu zeigen. La Palma ist wirklich aus tausend Gründen schön. Der eine, zusätzliche, ist aber nicht schön. Weder für uns, noch für unsere Stammgäste. Zu versuchen den Vulkan und die Folgen als Attraktion an potentiell neue Gäste zu verkaufen entspricht aber gar nicht unserer Identität. Ebenso wenig, wie diese Art von Gästen.