Signifikant weniger

So meldet INVOLCAN, das kanarische Institut für Vulkanforschung. Die Rede ist von Schwefeldioxid, das da aus dem Vulkan wabert und das olfaktorisch an überreife Eier erinnert. Und wenn die Rede von „signifikant“ ist, dann stimmt das in dem Fall wirklich. Als Grundlage muss man da natürlich den Zeitraum nach Beendigung der Eruption nehmen, die teilweise mehr als 100.000 Tonnen SO2 pro Tag, die während des Ausbruchs gemessen werden sind da außen vor. Laut INVOLCAN muss man in dem Fall zwei Größenordnungen anschauen. Zum einen hatten wir zu Anfang der posteruptiven Phase 669 Tonnen SO2 pro Tag und sind nun runter auf 3 Tonnen. Gemessen hat man mit festinstallierten Stationen und auch mit Hilfe einer Drohne. Relevant ist aber letztlich die Konzentration von SO2 in der Luft. Hier gibt es einen Grenzwert von 350 Mikrogramm pro Stunde und Kubikmeter, ab da kann von einer gesundheitsschädlichen Konzentration gesprochen werden. Bei einem Wert von unter 200 spricht man von einigermaßen guter Luftqualität bei unter 100 sogar von einer guten. Wir kommen hier meist auf unter 40 Mikrogramm pro Kubikmeter und Stunde, jedenfalls würden dies die Luftmessstationen der Kanarischen Regierung, die in Las Manchas und El Paso stationiert sind, so messen. Der Punkt dabei ist allerdings, dass die Schwefeloxidwerte nie ein wirkliches Problem dargestellt haben. Außer dem unangenehmen Geruch, ging das immer und meistens gab es nur am Morgen faule Eier zu riechen. Unser Problem bleibt das CO2, das da weiterhin in den Küstenorten austritt. Langsam setzt irgendwie schon so eine Art Gewöhnungseffekt mit dem geschlossenen Puerto Naos ein, wobei das für die Bewohner und Geschäftsleute da unten sicher ganz anders aussieht. Den Zustand zu akzeptieren, und die Sache buddhistisch auszusitzen, kann man von den Betroffenen sicher nichterwarten. Nach wie vor gibt es unter denen einen gewaltigen Teil, der an eine Art Verschwörung glaubt. Von gefälschten Messdaten und wirtschaftlichen Interessen von Politikern ist da die Rede. Nachts kam es schon mehrfach vor, dass sich Leute Zutritt verschafft haben und Messstationen in Puerto Naos mutwillig beschädigt wurden. Man hat sich da aber vielleicht auch keinen Gefallen getan, als man zu Anfang von „mit dem Leben unvereinbaren“ Werten gesprochen hat. Da kamen direkt die Fragen auf, was denn das heißen würde? Dann fehlten in Spanien auch noch die Grenzwerte im Außenbereich. Ganz einfach, weil es normalerweise keine so hohe CO2-Konzentration gibt. Man hat nur auf Studien verweisen können, nachdem ab einem bestimmten Wert, eine Gesundheitsgefährdung, oder gar tödliche Konzentration auftreten könnte. Die Frage ist ja nach wie vor, ob man da nicht einen Grenzwert festlegen sollte und der Bevölkerung mitteilt, dass man ab da wieder aufmachen kann. Allerdings ist das eben auch nicht so einfach, weil die Messwerte schwankend sind. Das kann einige Tage ganz gut sein und dann plötzlich wieder unter ferner liefen. Diese Sache transparent zu gestallten ist sicherlich nicht ganz einfach. Und man stelle sich mal vor, dass man die Werte erreicht, aber zu dem Schluss kommt, dass man noch vorsichtshalber geschlossen lässt um zu schauen, ob das anhält. Ich jedenfalls nehme mir nicht raus, dass ich beurteilen kann, ab wann alles wieder gut und ungefährlich ist. Deswegen brauche ich auch nicht die häufige eingeforderte Transparenz der Messwerte, die da einige einfordern. Diese Forderung implementiert ja auch stehts ein wenig, dass da Schindluder getrieben werden könnte. Deshalb will man das wissen um es dann mit seinem im Internet angelesenen Fernstudium abzugleichen und festzustellen, dass die Wissenschaft wieder mal versagt. Wir waren erst alle Virologen, dann Vulkanologen und nun kennen wir uns mit Gasen und deren gesundheitlichen Folgen aus. Also irgendwas zwischen Geologie und Medizin. Sachen kritisch zu hinterfragen ist ja auch ganz gut. Sich einzubilden, dass man es besser weiß als 90% der Fachleute, lädt dann aber vielleicht auch mal ein wenig zur Selbstreflektion ein.