Heute entscheidet das Cabildo Insular darüber, ob die Idee des sogenannten Ökoresorts, samt Golfplatz, Villen, Luxushotel und allem Schnickschnack, von insularem Interesse sein wird. Geplant ist das Projekt in den hohen Lagen von Breña Alta in der Zone des Camino Real La Pavona. Das mit dem „insularen Interesse“ ist eine erste, aber gar nicht unwichtige Geschichte im Zusammenhang mit der Planung dieses Projektes. Wenn die Geschichte nämlich im allgemeinen Interesse liegt, dann eröffnet das die Möglichkeit, dass man da Grundstücke, zum Wohle der Allgemeinheit enteignen kann, und auch sonst, gehen manche Sachen schneller und einfacher, weil es uns ja angeblich allen von insularem Nutzen ist. Bevor nun heute das Parlament darüber abstimmt, haben gestern die verschiedenen Gruppen schon gemeldet und mittels Presseerklärung klargestellt, welche Entscheidung man sich da wünschen würde.
Das Centro Insular de Iniciativas Turísticas Tedote (CIT), die Federación de Empresarios de La Palma (Fedepalma), mit Unterstützung der Federación de Asociaciones de Empresarios de La Palma (FAEP), der Delegation der Handelskammer von La Palma und des CIT Insular waren da recht eindeutig. Die wünschen sich ein einstimmiges “Ja” vom Parlament und gehen auch ganz feste davon aus, dass das so kommen wird. Die Argumentation hierbei ist etwas grundsätzlicher und ganz absprechen kann man die Richtigkeit darin natürlich auch nicht. Die behaupten nämlich, dass es an touristischer Infrastruktur und an Betten mangeln würde, und dass dies auch der Grund sei, warum La Palma von den Fluggesellschaften gerade stiefmütterlich behandelt werden würde und der kommende Sommer ganz fürchterlich sein wird. Damit haben die natürlich nicht ganz unrecht. Irgendwie sind wir auf festverkaufte Sitzplätze im Flieger angewiesen, weil das den Gesellschaften Sicherheit gibt, wenn schon mal ein Teil fest an die Pauschaler verkauft ist. Dann kann man schon mal das ein oder andere Flugzeug mehr auf die Insel schicken, was wiederum dem gewöhnlichen La -Palma-Urlauber, also unserem Stammpublikum zugutekommt, weil es einfach mehr Möglichkeiten gibt. Laut CIT ist das auch nicht das einzige Projekt, dass da verwirklicht werden soll, die haben da noch 3-4 andere große Geschichten im planerischen Köcher. Wir sind ganz froh, dass wir, als im Tourismus Tätige, da nicht Mitglied sind, spätestens jetzt müsste man da unter lautem Protest austreten. Es geht ja darum, dass so ein Verband die Interessen seiner Mitglieder vertritt. Allerdings ist es gar nicht in unserem Interesse, als kleiner Vermittler von Unterkünften, die lokalen Eigentümern gehören, die Insel in eine Pauschalluxusdestination zu verwandeln. Nicht nur, weil das unseren Gästen zum großen teil gegen den Strich gehen würde, weil die eben deswegen nach La Palma kommen, weil es hier eben nicht so ist, sondern auch, weil wir das für uns, die wir hier leben, einfach nicht haben wollen. Das Selbstverständnis, als liebenswerte kleine Insel, die sich mit ihrer eigenen possierlichen Rückständigkeit von allen anderen unterscheidet, ist das was uns ausmacht und die Insel die letzten 30 Jahre touristisch ernährt hat.
Eine andere Sicht, wie der Tourismus- und der Arbeitgeberverband, auf die Planung des „Ökoressorts“ haben die Umweltschützer von „Centinela-Ecologistas en Acción“ in einem Kommuniqué zum Ausdruck gebracht und fordern das Inselparlament auf, das Projekt abzulehnen. Die werden darin ziemlich deutlich und haben dem Projekt, dass bereits seit 30 Jahren über die Insel geistert, schon in der Vergangenheit einen juristischen Strich durch die Rechnung gemacht. Worauf sie auch ausdrücklich hinweisen. Der Tourismusplan PTE, wurde nämlich, in Zusammenhang mit eben dem Golfprojekt schon in der Vergangenheit juristisch kassiert, weil die Umweltschützer geklagt hatten. Die jetzige Ausführung würde die damals einkassierte Bettenzahl sogar verdreifachen, im Prinzip soll hier, mit 1.400 Betten eine kleine Stadt aus dem Boden gestampft werden. 54 beheizte Schwimmbäder, Kongresszentrum, Luxusvillen und Restaurants kommen da hinzu. Angeprangert wird auch das Deckmäntelchen des Ökoressorts. Laut Kalkulation liegt nämlich der Wasserverbrauch für eben jenes Ressorts, beim dreifachen Nasenverbrauch des durchschnittlichen Kanaren-Urlaubers. Von Öko könne also gar nicht die Rede sein. Außerdem würde es sich um eine Zone handeln, die touristisch gesehen, aufgrund der Feuchtigkeit und Kühle, gar nicht touristisch attraktiv sei. Ziel sei es, Pauschalurlauber anzulocken, die dann am besten das Gelände gar nicht verlassen, weil ja alles allinklusiv sein würde. Diese Art von Tourismus würde, abgesehen von prekären Beschäftigungsverhältnissen, der lokalen Bevölkerung kaum etwas bringen. Das mit der mangelnden Attraktivität ist sicher richtig. Und ganz unabhängig davon ist sowas auf zwei Ebenen gar nicht nachhaltig und damit ist nun gar nicht der Wasserverbrauch gemeint. Nachhaltig für uns auf der Insel ist nämlich, wenn wir Liebhaber und Dauergäste gewinnen. Wenn man bedenkt, dass 5-Sterne-Golf-Publikum normalerweise nicht zu unserem angestammten Klientel gehören, dann macht man sich mit einem 2 Wochen Schlechtwetterurlaub auf der Rheumaseite der Insel sicher nicht beliebter. Die fliegen dann lieber zum Golfen nach Dubai, da sind die Sandbunker größer und man sieht beim Abschlag wenigstens das Green, dass auf La Palma irgendwo im Nebel versteckt war. Nachhaltig muss also bedeuten, dass die Insel attraktiv ist, was dafür sorgt, dass die Leute wiederkommen. Neben dem Zielpublikum, das für so etwas überhaupt Interesse zeigt, ist eben auch der Standort wichtig. Den Nutzen von Hotelanlagen darf man gar nicht absprechen. Viele kommen so das erste Mal nach La Palma und stellen dann fest, dass es hier ganz dolle ist. Irgendwann kommt dann das Umschwenken auf ein Ferienhaus. Das Hotel, in Verbindung mit dem Pauschaltourismus ist gewissermaßen nur zum anfixen da, die eigentliche Attraktivität der Insel muss aber gegeben sein. Und natürlich ist es auch wichtig, dass das Publikum für die Droge La Palma empfänglich ist. Wer also gerne wandert und die Natur liebt, der kommt vielleicht deshalb beim ersten Mal ins Hotel. Das ist einfacher und unkompliziert.