tbc…
10:45 Uhr
Wieder mal Pressekonferenz. Mittlerweile nicht mehr draußen und improvisiert, sondern im Rathaus von Tijarafe. Von der Entwicklung des Feuers gibt es nicht wirklich viel neues im Vergleich zu gestern. Man hatte aber eine ruhige Nacht, was immer ganz gut ist. Aus der Luft kann nachts nichts gemacht werden und deshalb geht da immer ein wenig die Angst um. An der Nordflanke gibt es keine offenen Flammen mehr, die Lage ist also unter Kontrolle. Oberhalb von Tijarafe zwischen dem Baranco Jurado und El Time ist die Situation ebenfalls verhältnismäßig entspannt, und auch aus der Caldera gibt es nichts Negatives zu berichten. Man hat in der Nacht viele Drohnenaufnahmen mit Thermokameras gemacht und ist wohl recht erstaunt und zufrieden, dass es sehr viele verhälnismüßig kalte Zonen dort gibt. Problematisch bleibt die Inversion. Die Erwartung war, dass sich der Rauch schon recht früh verziehen würde und damit die Löscharbeiten vereinfachen würde. Allerdings ist es gerade quasi windstill. Im unteren Teil des Tales liegt eine rauchige Dunstglocke und man empfielt der Bevölkerung, dort nicht all zu viel Zeit im freien zu verbringn. Heute plant man den absoluten Schwerpunkt in Sachen Löscharbeiten auf die Caldera zu verlegen. Bislang konnten heute aber wegen des Rauches keine Bodentruppen und Lufteinheiten da zu Werke gehen. Man plane ab 11 Uhr reintugehen. Der Dunst zieht gerade auch sichtbar nach oben in Richtung El Paso. Ob das nun gleichzeitig eine Verbesserung der Verhälnisse in der Caldera bedeutet kann man von hier nicht sagen. Zuviel Dunst. Die Leiter der Einsatzkräfte zeuigen sich aber nach wie vor optimistisch, dass sich die Gesamtsituation weiter verbessern wir, und man das Feuer immer mehr unter Kontrolle haben wird. Der Zugang zur Caldera bleibt gesperrt. Auch die LP 214 Los Brecitos. Gestern haben die Leute da schon, unter kontrolierten Zugang teilweise ihre Fincas geräumt. Einzene Wanderwege auf der Insel sind aber schon wieder geöffnet. Hierzu bitte immer hier nachschauen
Da gerade nicht viel vom Feuer aus der Caldera nach draußen kommt, kann man sich ja auch getrost mal anderen Themen zuwenden. Da hätten wir zu einen die Geschichte mit dem Asphaltwerk, das oben am Riachuelo entstehen soll. Da war ursprünglich für gestern eine Demonstration dagegen angesagt, aber die Initiatoren, die erstmal gar nicht zu erkennen waren, haben die Geschichte gecancelt und auf den Freitag verlegt. Wir haben da gerade nämlich ganz andere Sorgen, auch wenn es gerade ein wenig so aussieht, dass die Geschichte gut ausgeht. Hinter dem Aufruf steckt wohl auch die in insulare Fraktion von Fridays for future, was zumindest auf dem abgelaufenen Demoplakat zu sehen war. Der Treffpunkt bleibt der gleiche, an der Kreuzung zur Virgin del Pino unter den Eucalyptusbäumen, wo gerade die Wohnmobile stehen.
Dann gibt es gerade noch die ganz große Politik die uns alle umtreibt. Noch 5 Tage bis zum großen Showdown, und medial scheint es natürlich gerade kein anderes Thema mehr zu geben als die spanischen Parlamentswahlen am nächsten Sonntag. Auch auf regionaler Ebene macht das von sich reden, und es sind wieder die Herrschaften der Coalición Canaria, die für Verwunderung sorgen. Regional, also auf Kanarenebene, sind die am Wochenende ins Amt gekommen und sind direkt dabei ihre Wahlversprechen umzusetzen. Das große Wort lautet „Steuersenkungen“. Die IHIC, also die Kanarische Mehrwertsteuer, die muss noch warten, aber die Erbschafts- und Schenkungssteuer, da hat man direkt Hand angelegt und den Freibetrag auf 99% erhöht. Den hatte man bei engeren Verwandten und einem nicht zu großen Erbe in der Vergangenheit auch schon. Nun können aber auch Millionen, schon zu Lebzeiten den Besitzer wechseln, und der Staat sieht davon gar nichts. Die Körperschaftssteuer wird auch quasi beseitigt, und ja, es werden Einnahmen fehlen. Da aber nach der Wahl auch schon wieder vor der Wahl ist, hat man am Tage der Steuersenkung, direkt Forderungen an Madrid gestellt. Unser Gesundheitssystem und Bildungssystem sei nämlich unterfinanziert. Deshalb müssten nun alle CC wählen, damit die sozialen Bedürfnisse der armen Canarios, in Madrid entsprechend eine Stimme haben.
Aber das ist alles Kinderei, die Hälfte der Bevölkerung hat gerade tatsächlich richtig Angst vor der Zukunft. Uns droht eine Regierung, bei der der größte Teil rechtskonservativ, der entscheidende Teil aber offen rechtsextrem ist, was daran liegt, dass es hier keine Brandmauer gibt, wenn die Konservativen nach der Macht streben. Bei den Regionalwahlen ist das direkt mehrfach so passiert und die Ultrarechten von VOX haben sich bei vielen Regierungsbündnissen die entscheidenden Bereiche unter den Nagel gerissen. Beliebt sind die Abteilungen für Gleichstellung, die abgeschafft und in Familie umbenannt werden, aber auch Kultur ist ein gefundenes Fressen. In einzelnen Bibliotheken der Comunidad Valencia, dort spricht nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung auch Catalan, hat man Zeitschriften in dieser Sprache entfernt. Theaterstücke, die sich mit der Zeit des Putsches von Franko befasst haben, wurden ebenfalls abgesetzt, begründet damit, dass die Aufführungen zu viel Publikum anziehen würden, und man da Bedenken bei der Sicherheit habe.
Glaubt man den Umfragen, dann sieht die Geschichte nicht wirklich gut aus. Alle sehen das Rechtsbündnis unter der Leitung PP und deren Chef Feijóo weit vorn, obwohl es gerade so aussieht, als ob es nicht zu einer Mehrheit reichen würde. Der hat übrigens vor, zum Zwecke des Wahlkampfes, noch nach La Palma zu kommen. Ursprünglich waren wir nicht gefragt, aber so ein Feuer schafft mediale Aufmerksamkeit. Nun kann es aber sein, dass ihm das Extremwetter auf dem Festland einen Strich durch die Rechnung macht. Dann könnte er ja vielleicht doch an der Fernsehdebatte teilnehmen, dass er sich davor drückt, hat Kritik und Stimmen gekostet, aber wahrscheinlich befürchtet man höhere Verluste, wenn man mit den anderen drei Spitzenkandidaten zusammensitz. Der VOX-Chef ist da nämlich auch, und das kann gefährlich werden, weil er sich dann positionieren muss. Eine Ausnahme in Sachen Wahlprognose gibt es aber nach wie vor. Das ist das renommierte CIS, die kalkulieren, wegen der puren Angst des progressiven Teils der Bevölkerung eine Wahlbeteiligung der Linken, die sich gewaschen hat, während man davon ausgeht, dass sogar potentielle Wähler der PP nicht zur Wahl gehen, weil für einen Teil VOX eben nicht akzeptabel ist. Gleichwohl kommt die Wahl eines Sozialisten natürlich auch nicht in Frage.
20:30 Uhr
Zurück zum Feuer: Am Abend gibt es letztlich nicht eine große Veränderung. Im Norden in Puntagorda ist die Sache kontrolliert und es gibt kein offenes Feuer mehr. Im oberen Bereich des Barancos Jurado sind noch aktive Flammen, aber man denkt dass man die Situation in den Griff bekommen wird. Hier sind auch die einzigen Bewohner zu Hause, die bisllag nicht zurückkehren konnten. In der Caldera ist die Situation unverändert. Letztlich hat sich das Feuer heute nur ganz langsam ausgebreitet. Auch denken die Verantworlichen, dass man in naher Zeit weitere Fortschritte machen kann. Das Feuer bleibt auf Stufe 2, was bedeutet, dass die Koordination der Löscharbeiten der kanarischen Verwaltung obliegt. Gleichzeitig sind desgalb auch weiterhin viele Einsatzkräfte vor Ort und man plant bereits für den morgigen Tag. Wir sind noch nicht über den Berg, aber derzeit sieht alles nach Besserung aus.