Es gibt weiter Geld

Die ERTE (Expedientes de Regulación Temporal de Empleo), das spanische Kurzarbeitsgeld, ist aus Madrid, vulkanisch begründet, bis zum Jahresende verlängert worden. Parteiübergreifend hat man da „JA“ gesagt. Mit Ausnahme der Rechtsextremen VOX und Ciudadanos, einer libertären Wirtschaftspartei, die sich selbst zerlegt hat, sodass sie bei den Wahlen am vergangenen Wochenende, gar nicht mehr angetreten sind. Die Tatsache, dass es in Spanien Geld, temporär für Arbeitnehmer gibt, die besonderen Krisen ausgesetzt sind, ist gar nicht so alt, sondern dieses Instrument, das sowohl Arbeitnehmern, als auch Arbeitgebern zugutekommt, haben wir der jetzigen Regierung unter Pedro Sanchez zu verdanken. Das hat man erst wegen Covid eingeführt. Im Moment profitieren vor allem die ganzen Betriebe südlich der Lava non dieser Regelung. Das betrifft aber nicht nur die Läden aus Puerto Naos und La Bombilla. Die ERTE ist auch mit der Grund, warum viele Geschäfte und Lokale in Las Manchas immer noch geschlossen sind. Denen fehlt es einfach auch an Kundschaft, weil da noch nicht alle zurück sind. Aber, wenn es an Infrastruktur fehlt, dann kommen auch keine Leute zurück. Das betrifft sowohl potentielle Urlauber als auch Bewohner. So gesehen hat das alles eben auch immer noch einen Haken, und wahrscheinlich dürfen wir uns da auch nichts vormachen, es werden, wenn irgendwann die ERTE eingestellt sein wird, nicht alle überleben. Ganz einfach, weil durch den Verlust an Wohnfläche und Ferienunterkünften, der Markt kleiner geworden ist. Solange das Geld aber weiter fließt, dürfte in Las Manchas weder der Secadero, noch die Bodegon Tamanca wieder eröffnen. Trotzdem ist das natürlich ein sehr gutes Instrument. Schließlich sorgt es dafür, dass unzählige Arbeitnehmer weiter ein wenig Geld zur Verfügung haben. Man kann ja schließlich nicht immer nur die im Blick haben, denen der Vulkan das Haus genommen hat, viele haben auch ihre Arbeit und damit ihre Existenzgrundlage verloren oder drohen dies zu verlieren. Verlängert wurde neben der ERTE auch die Aussetzung der Hypothekenzins- und der Tilgungsraten, für die betroffenen Personen.

Diese ganze Geschichte ist aber gar nicht so einfach. Schließlich befinden wir uns im Nachgang der größten Katastrophe der Inselgeschichte, wenn man die Ankunft der Spanier für die Ureinwohner außer Acht lässt. Aber wir befinden uns im Nachgang. Die Auswirkungen, vor allem für die, die Eigentum und Familiengeschichte verloren haben, sind gewaltig und der Schaden ist eben nicht nur wirtschaftlicher Natur. Aber hier geht das Leben auch weiter, auch für die, die Haus und Hof verloren haben. Dass es notwendig bleibt, dass auch von außerhalb Hilfe kommt ist natürlich klar, aber in einen Jammermodus verfallen geht auch nicht. Komischerweise ist es immer noch so, dass Urlauber komisch angeschaut werden, wenn sie Ihren Nachbarn erzählen, dass sie im Winter wieder nach La Palma fliegen. Bei etlichen scheint die Meinung vor zu herrschen, dass hier kein Haus mehr stehen würde und die Einheimischen alle in Turnhallen wohnen. Jetzt sind im Feuer auch noch die Turnhallen abgebrannt, kam da vielleicht an, wenn bei Spiegelonline beim Bericht über den Waldbrand im Nordwesten gleich nochmal unser Vulkan in Erinnerung geholt wurde. Prinzipiell gilt ja irgendwie, dass die Tatsache in den Medien aufzutauchen eine gute Werbung für eine kleine Insel ist. Wenn es aber darum geht, dass man sich als Urlaubsort präsentiert, dann ist eine mediale Präsenz in Zusammenhang mit Katastrophen nicht wirklich gut. So kommt im Moment auch niemand auf die Idee nach Rhodos in den Urlaub zu fliegen. Nicht nur wegen dem Feuer, obwohl da auch nur ein Teil der Insel betroffen ist, auch wegen der klimawandlerisch bedingten immensen Temperaturen, die in der Zukunft im Mittelmeerraum drohen. Hier ist die mediale Präsenz gerade richtig Gift, auch wenn man kurzfristig von der Anteilnahme profitieren mag. Und wir auf LA Palma hängen gar nicht so sehr am Tourismus wie die griechischen Inseln, wir haben ja auch noch die Landwirtschaft. Hier geht man nun auch einen Schritt weiter und das Cabildo hat die Randgebiete zur Lava für die landwirtschaftliche Produktion wieder frei gegeben. Des Weiteren plant man mit der Wiedereröffnung des Industriegebietes in der Callejon de Gata. Die Verantwortlichen haben da nämlich absichtlich aus dem Plan für das Schutzgebiet rausgelassen, dass da was gemacht werden kann. Das ist also auch keine neue Idee der jetzigen Inselregierung, was man denen aber lassen muss, ist, dass die das prima verkaufen können. Die einen sagen nichts und wollen erstmal schauen, ob etwas möglich ist, um dann zu planen und die Projekte zu verkünden, die anderen verkünden die Projekte und schauen im Nachgang ob das möglich ist. Marketingtechnisch, wenn es darum geht sich als Politiker zu verkaufen, ist die zweite Variante sicherlich geschickter und manchmal ist es auch besser Dinge einfach anzugehen und nicht immer zu bremsen. So plant man nun auch ein einer neuen Trasse für die LP2 von El Paso nach Las Manchas. In der Vergangenheit hat man von Seiten der Vulkanologen und Techniker immer gesagt, dass daraus in absehbarer Zeit nichts werden würde. Unser jetziger Inselpräsident hat da aber immer Druck gemacht, dass am Ende auch die Vorgängerregierung angefangen hat, die Sache prüfen zu lassen. Jetzt ist die Geschichte wieder auf dem Tisch, und man kündigt an, dass man sich nächste Woche mit den entsprechenden Institutionen zusammensetzten will um zu prüfen, welche der 4 Möglichkeiten die beste sei, um da eine Straße bauen. Wobei immer noch nicht geklärt ist, ob es überhaupt geht.