Wut auf die Ampel

Wenn Sie hoffen, dass hier nun auch die bundesdeutsche Regierung an den Senkel gestellt wird, dann werden Sie nun enttäuscht. Das Thema ist ganz profan eine Ampel im herkömmlichen Sinn. Wer nämlich hier in letzter Zeit auf der Insel mit einem KFZ unterwegs ist, der kennt das. Es geht nicht weiter. An jeder Ecke fährt man gegen eine Baustelle. Ampelregelungen. Geduld ist gefragt, und je nach Laune der mobilen Lichtzeichenanlage kann das dauern, dass so manch einer ein kleines Schläfchen einzulegen gedenkt. Ganz schlimm war das noch vor der vorübergehenden stundenweisen Vollsperrung zwischen La Punta und Tijarafe. Wie es nun ist kann ich gar nicht sagen, zu selten bewege ich mich in Richtung Nordwesten, eben auch, weil da verkehrstechnisch Ungemach droht. Aber wir haben noch mehr Straßen, die in irgendeiner Form gerade bebaut werden, und auch nach all den Jahren hier, bricht die deutsche Ungeduld aus mir raus und ich rege mich auf. Das wiederum sorgt dann dafür, dass ich die Heinis, die ihre Baustellen nicht koordinieren fast so sehr verachte wie mich selbst, für mein eigenes Unvermögen, die Geschichte nach spanischer Art, einfach buddhagleich hinzunehmen. Und nein, ich werde mich nicht therapieren lassen. Zwar ist die Dichte der selbsterklärten mentalen Heiler auf unserem Inselchen gewaltig, aber über die rege ich mich ja auch auf. Solch ein Termin wäre also kontraproduktiv, da ist nichts zu machen. Yoga kommt auch nicht in Frage und von den Kräutern, die man sich in jungen Jahren zur Entspannung, in die Lunge gezogen hat, bin ich auch lange weg. Also muss ich mit meiner schlechten Laune leben, und ich tue mir da auch nicht selber leid, schließlich verschafft mir meine Polemik auch eine gewisse Befriedigung (siehe unten). Meine Kinder und meine Frau müssen da aber schon manchmal darunter leiden, was mir dann wiederum wirklich leidtut.

Aber zurück zu der Verkehrsgeschichte. Man kann natürlich über den unsinnigen Großausbau der nordwestlichen Straße schimpfen, aber in Sachen Unsinnigkeit ist das nun mal nicht der erste Klopps, den wir uns leisten und deswegen will ich da gar nicht viel dazu sagen. Auch über die Frage, ob wir die Verbindung da unten zwischen Tazacorte und Las Norias benötigen, kann man streiten, aber sie ist nun mal da. Gerade eben, ist das ja wirklich nützlich, schließlich wird ja auf der Piste, entlang der LP213 gerade Belag aufgetragen und so haben wir nun die Ausweichstrecke nach unten. Sonst müssten die Leute aus Las Manchas ja wieder über den Süden fahren. Und siehe da, auf der LP2 südlich von Jedey, da gibt es Baustellenampeln, und letzte Woche auch im Zentrum von Fuencaliente. Aber es gibt la glücklicherweise die Verbindung von La Laguna nach Tazacorte, wo man dann auf die neue Straße einbiegen kann um ratzfatz in den Süden zu düsen. Allerdings finden sich auf dem kurzen Straßenstück von La Laguna nach Tazacorte sage und schreibe zwei Baustellenampeln, die den Verkehr stauen. Verstärkt noch durch die Laster der Bananenkooperative, die versuchen sich ein der einspurigen Stelle wahlweise in den Hof rein oder raus zu zwängen. Das sieht nach der Verlegung von Versorgungsleitungen aus und ja, wir sicherlich freut sich da der ein oder andere über das nahende Glasfaserinternet. Aber hätte man damit nicht warten können, bis der Belag auf der LP213 aufgetragen ist. Dann wäre da kaum einer langefahren, ist ja eh ein Umweg. Wir warten ja sehnlichst darauf, dass die Straße, ehemals Piste wieder aufgeht, eigentlich sollte es schon Mitte Juli soweit sein. Da noch eine kleine lustige Geschichte. Man hat die Piste am Freitagabend abgesperrt, nachdem die neue „Küstenstraße“ eröffnet war, weil man gleich am Montag mit den Bauarbeiten loslegen wollte. Nur gab es dann an dem Wochenende eine Rallye, und man darf mal raten, wo die lang ging, und wo dann der Verkehr ausgesperrt wurde. Die Ausweichstrecke dann führte, wenn man das Fenster erwischt hat und offen war, weil da die Rallye auch langging, über Tazacorte Dorf. Von da geht es dann hoch nach Argual. Das geht auch ganz schnell, wenn man erstmal die Baustellenampel am Ortsausgang, die mit der, sich immer noch im Bau befindlichen Umgehungsstraße zusammenhängt, passiert hat.

Ja, mir fehlt da wirklich die Gelassenheit, aber ich muss ja gar nicht wirklich oft da lang. Dennoch stelle ich mir die Frage, wer da eigentlich einen Plan hat, oder ob man einfach beim José anruft ob er gerade Zeit hat, und der dann mit dem Bagger ein Loch in die Straße macht. Dass die Geschichte für Urlauber unangenehm sein kann, das verstehe ich, aber was soll man sagen, die haben Urlaub, ergo haben die Zeit, und wir befinden uns nach wie vor in einer postvulkanischen Phase, braucht sich also keiner wundern, dass überall gebaut wird. Würde ich aber in Las Manchas wohnen, und in Los Llanos zur Arbeit müssen, dann wäre ich vielleicht aber sauer. Die Menschen dort sind eben vulkangebeutelt, mussten erst über den Süden, dann gab es eine Hoppelpiste, die nun zwar ausgebaut wird, aber die Freude an der anderen Straße, die nach den ganzen Monaten ein relativ normales Fortkommen ermöglicht hat, warte, dank der neuen Baustelle auch nur kurz. Es wird ja gern darüber geredet, dass man den Betroffenen helfen muss, und wenn Geld fließt, dann hilft das auch. Man könnte aber auch ganz einfach mal versuchen den Leuten dort etwas Normalität zukommen zu lassen, schließlich sind auch die psychischen Herausforderungen im Hinblick auf die Vulkanfolgen gewaltig. So braucht man sich jedenfalls nicht wundern, dass viele Einwohner aus Las Manchas nicht zurückkehren möchten. Aber vielleicht, und das ist nun mal gar nicht so unrealistisch, haben die Verantwortlichen sich da sehr wohl etwas dabei gedacht. Momentan ist nichts, aber wirklich gar nichts los auf der Insel. Kaum Touristen hier und die Inselbewohner sind im entspannten Sommermodus. Viele Geschäfte machen gerade Urlaub, andere haben stark reduzierte Zeiten, und alle sind auf Ferienmodus geschalten. Wann, wenn nicht jetzt, sollte man das alles auf einen Rutsch durchziehen. Und dann im Herbst funktioniert die Straßenführung wieder reibungslos.