Das Cabildo hat 1,2 Millionen Euro Richtung Nord-Westen freigegeben. Hilfe für die Feuergeschädigten aus Puntagorda und Tijarafe. Das Geld ist aber nicht nur direkte Zuwendung, sondern soll auch zum Wiederaufbau der entsprechenden Infrastruktur verwendet werden. Damit ist nun nicht die Strom- oder Trinkwasserversorgung gemeint, sondern solche Geschichten wie Bewässerungsanlagen. Den ein oder anderen Landwirt und Winzer hat es nämlich entsprechend getroffen und man gedenkt, so heißt es seitens der Inselregierung, da schnell und zügig zu helfen. Bis zum 31. August kann man sich als geschädigte Person eintragen lassen. Gerade die Sache mit der Landwirtschaft ist ja wichtig für uns hier auf der Insel. Wir bilden uns da mächtig etwas darauf ein. Natürlich haben wir einen klimatischen Vorteil, weil es hier bei uns Wasser hat, um das ganze Zeug, dass da so wächst entsprechend zu begießen, die von den anderen Inseln geben aber wahrscheinlich genauso an, mit den Produkten die sie so haben, wie wir hier. Nur bekommen wir das gar nicht mit, weil wir ja unser eigenes Zeug haben. Ganz ehrlich, kein Palmero würde eine Mojo von einer anderen Insel essen und auch mit dem Käse ist das so eine Sache. Man kann zwar beim Dino auch das Zeug von den anderen Inseln kaufen, aber das machen viele eben gar nicht. Wir familiär schon, gerade aus den Bergen von Gran Canaria gibt es leckeren Käse. Da dort auch gerne Kuhmilch verwendet wird, lässt sich das gar nicht mit unserem Käse vergleichen. Von der Molkerei, die den Namen „Sandra“ trägt, gibt es neben Milch und Joghurt, sogar Mozzarella aus Gran Canaria, der mit einer freundlich dreinblickenden blauen Kuh beworben wird. Regional kaufen ist ja auch irgendwie politisch korrekt und deshalb ist Gran Canaria als Mozzarellalieferant auch hoch im Kurs. Ernährungstechnisch sind wir aber auch partiell hier angekommen. Auch was den Käse angeht, Eigentlich ist immer ein großes Stück geräucherter Ziegenkäse im Kühlschrank. Ein Bocadillo mit Carne und Mojo ist freilich als Standartzwischenmahlzeit längst fester Bestandteil des Lebens und hat den Leberkäse im Weckle ins Reich der Erinnerungen verdrängt. Die Kinder haben auch gar kein Problem mit dem Konsum von Gofio. Aber zurück zum Käse, der gute kommt hier meist aus dem Nordwesten der Insel, ganz einfach, weil dort auch die Dichte der Ziegen entsprechend größer ist. Besonders ist immer das Produkt, dass es unter der Hand gibt. Also Käse der von irgendjemanden zuhause hergestellt wird und an den man als Ottonormalguiri ganz selten rankommt. Also muss man kaufen gehen. Wenn man nun nicht weiß welcher Käse der Beste ist, dann muss man eben probieren. Zur Not lässt man sich aber einfach von einem Expertenurteil leiten und nimmt den Käse der prämiert wurde. Bei der kanarischen Käsemeisterschaft 2023 hat ein Käse aus Lanzarote gewonnen. Unter den Preisträgern ist kein Käse von La Palma bei, aber es hat gleich fünf Goldmedaillen für die Käserei Granja La Cuevas gegeben sowie eine weitere für „La Candilera de leche cruda tierno de cabra ahumado“ (DOP Queso Palmero, hergestellt von Moisés Carmona).
Dann haben wir gerade mal wieder ein Problem mit unserem kulturellen Erbe. Gerde jetzt, wo wir auf der Insel die Kanarischen Nationalisten mit absoluter Mehrheit am politischen Ruder haben, ist der Druck da gewaltig. Als Zugezogener nehme ich mir da immer ein wenig die Lästerei raus, wenn man hier so stolz auf seine eigenen Guanchenvergangenheit ist. So hat hier der größte Teil tatsächlich Guanchenblut durch den Körper fließen, der Anteil ist aber verschwindend gering, und der genetische Anteil des spanischen Eroberers und Guanchen-Dahinmetzlers ist entsprechend höher. Hinzu kommt, dass ich solche Blutgeschichten, die in irgendeiner Form zur Nationenbildung beitragen, aus tiefster Überzeugung ablehne, das riecht einfach zu dolle nach Volkskörper. Aber manch einem scheint das hier wichtig zu sein und deswegen wird das kulturelle Erbe hier hochgehalten. Bis auf Blutsverwandschaft haben die aber gar nicht als zu viel hinterlassen. Neben Keramik und Mumien beruft man sich auf die Sprache und auf die Felskringelkreise, die an verschiedenen Stellen auf der Insel finden kann. Neben der Schlucht in El Paso, tritt da vor allem La Zarza und la Zarcita in Erscheinung. Der älteste archäologische Park der Kanaren wurde da 1998 von der Inselregierung und der Gemeinde Garafia errichtet. Mit Museum und allem drum und dran. Nun hat man aber den Park für die Besucher geschlossen. Da kam es nämlich in letzter Zeit verstärkt zu Felsbewegungen und da die Kringelkreise eben in Höhlen angebracht sind, hat man Angst, dass die Besucher einen Stein auf den Kopf bekommen. Bis auf weiteres heißt das nun von Seiten der Inselregierung. Man sei auf der Suche nach einer Lösung um die Geschichte, die es seit 24 Jahren gibt, schnellst möglichst wieder zu eröffnen. Die bewährte Methode mit dem Spritzbeton, den man gerne bei Straßen verwendet, die von überhängenden Felsen bedroht sind, den kann man ja nicht verwenden. Netze anbringen, wo man dazu schwere Eisen in den Felsen dübelt, könnte auch schwierig werden, die Netzstruktur könnte die Kringelkreisstruktur optisch stören, und die Geschichte mit dem Erhalt und dem Nichtantasten des kulturellen Erbes ist eben auch nicht ganz einfach.