Der Schinkenmann

Wieder irgendwie Sport, diesmal aber der mentalen Natur. Schach ist auf La Palma nämlich äußerst beliebt. In Los Llanos am Busbahnhof trifft sich auch immer der lokale Schachclub zum Training und kanarenweit hat vor allem die Jugendabteilung des Vereins einen recht guten Ruf. Wenn es heißt, dass die besten Luchadores, prozentual zur Bevölkerungszahl, aus El Hierro kommen würden, dann gilt das in Sachen Schach wohl für La Palma. Zumindest behaupten einige hier, dass dem so sei. Jedenfalls findet vom 5.-11. August in Santa Cruz das sechste „Jugando con las Estrellas“- Tunier statt. Veranstaltungsort ist das Polideportivo Roberto Estrello in Santa Cruz (oberhalb des Museumsschiffes). Mehr als 100 Teilnehmer aus 12 Nationen haben sich bereits angemeldet und 26 Teilnehmer tragen einen Titel nach den Kriterien des Weltschachverbandes FIDE. So hat das Yurguen Hernandez, neuer Consejal für Sport im Cabildo Insular bei der Pressekonferenz zur Turniervorstellung bekannt gegeben. Der Yurguen, ist übrigens gar kein unbekannter in Sachen Sport auf der Insel. Ob der sich mit Schach auskennt weiß ich nicht, Pressekonferenz ist aber kein Problem für den Mann. Schließlich war er bis Anfang letzten Jahres noch Trainer bei Atletico Paso in der vierten spanischen Liga. Er wurde entlassen, weil die Vereinsführung kalte Füße bekommen hat, weil man zwischenzeitlich auf einem Abstiegsplatz rangierte. Gebürtig ist Yurguen aus Tazacorte, später hat er bei Los Llanos gespielt und war dann als Trainer von Tazacorte erfolgreich. Zum ersten mal machte er von sich reden, weil er als Trainer von Mensajero von der fünften Liga in die vierte Liga aufgestiegen ist, und das mit einem Kader, mit dem man es eigentlich nicht gedacht hätte. Solange war Fußball aber Nebenjob. Hauptberuflich war er der Schinkenmann von Hiperdino in El Paso. Da gibt es ja ober an der Kasse die wirklich guten Schweinebeine, die im Ständer hängen und von Hand geschnitten werden. Seit 2 Jahren ist die Position aber nun verweist. Eben seit Yurguen hauptberuflich vom Schinken in den Profisport gewechselt ist. Irgendjemand schneidet zwar noch, aber man muss das Zeug nun schon vakuumiert fertig unten aus dem Regal nehmen. Dass der Yurguen nun nicht mehr da ist, ist wirklich schade. Nicht nur für Touristen war es spannend dem Schinkenmann bei der Arbeit zu zusehen. Mir fehlt der auch. Wir haben immer ausgiebig über den lokalen Fußball gequatscht, während meine Frau sich schon mal in die Schlange der Kassen gestellt hat. Und so einige haben sich gefragt, was nun wohl aus Yurguen werden würde, erst die Entlassung bei Mensajero, dann halbes Jahr Pause, im Anschluss Trainer bei El Paso, aber da auch wieder entlassen. Wir haben schon gewitzelt, dass er nun wieder beim Dino Schinken schneiden wird, was für den Dino gar nicht so schlecht gewesen wäre. Schließlich ist der Yurguen bekannt und beliebt. Aber für bekannte und beliebte, da hat der jetzige Inselpräsident Srgio Rodriguez ein tatsächliches Händchen. Nachdem er schon vor Jahren Eloy, einen allseits beliebten Ex-Profifußballer aus El Paso auf die Gemeinderatsliste gesetzt hat und mit dieser geschickten Personalie die absolute Mehrheit gekapert hat, funktionierte das nun gleich nochmal, aber eben eine Stufe höher. Yurguen war der letzte auf der Liste der CC, der noch reinkam und nun einen Posten hat. Und das ist wirklich clever gemacht. Man bekommt die Stimmen aus Tazacorte, wo er Trainer war und wo er herkommt, die aus Los Llanos ebenfalls, da hat Yurguen über Jahre erfolgreich gespielt, dann natürlich von der Anhängerschaft von Mensajero, nach dem sensationellen Aufstieg hat der Mann nach wie vor Kultstatus. Die aus El Paso waren nicht nötig, hier haben eh alle den Sergio gewählt. Wie die Karriere des ehemaligen Schinkenmannes nun weitergeht wird man sehen. Wenn er sich Eloy aus El Paso zum Vorbild nimmt, dann läuft das aber in der Politik. Vor vier Jahren aus Versehen ins Rathaus reingerutscht, nun schon stellvertretender Bürgermeister. Funfact: Auch Eloy hat nach dem Fußballerdasein beim HiperDino in El Paso gearbeitet.

Yurguen bei der Pressekonfrenz als Politiker…
…und als gefeierter Aufstiegstrainer.