Asphaltwerk und Straßenbau

Mir wird das gerade zu viel. Eigentlich habe ich gehofft, dass mich das alles nicht mehr so kratzen wird, man wird älter und lernt Dinge zu akzeptieren, weil man ja sonst, wenn man sich das alles zu Herzen nimmt, irgendwann bekloppt wird. Entspanntes Leben auf einer kleinen wunderbaren Insel im Atlantik. Arbeiten um zu leben und nicht umgekehrt und sich dabei etwas von der spanischen Gelassenheit auf die eigene Persönlichkeit rüber kopieren. Dabei muss man nicht gleichgültig werden, und man darf sich auch ruhig weiterhin positionieren. Trotzdem muss man ja irgendwann dahin kommen, dass man nicht an dem ganzen Quatsch, der da passiert, verzweifelt. Damit ist nicht nur die Welt gemeint, die ganzen Geschichten, von Krieg bis Klimawandel, lassen sich aus purem Selbstschutz, einigermaßen verdrängen. An die Nieren geht einem vielmehr das ganze was gerade vor der eigenen Haustür droht. Da stürzt in den letzten Monaten so einiges auf die Insel ein. Da tauchen Luxushotels mit windig-kriminellen Investoren in den Plänen auf, und Golfressorts, die uns als „Öko“ verkauft werden sollen. Die Autobahn bzw. die Umgehung, die nie weg war, ist plötzlich wieder ganz oben auf der Agenda und dann haben wir ja noch das Asphaltwerk am Riachelo, das da gebaut werden soll und bei dem die Politiker, die vor ihrer Wahl noch getönt haben, dass Sie dagegen kämpfen würden, plötzlich ganz still geworden sind. Man sei zwar dagegen, aber man könne gar nichts machen. Rechtlich glauben das die wenigsten, aber man unterstellt denen parteipolitische Zwänge, die Sie nun dran hindern. Man muss sich da gar nichts vormachen, nahezu überall gilt nun mal das Motto, das der, der bezahlt, auch anschafft. Natürlich ist das im Prinzip schon inakzeptabel genug, nur macht die Tatsache, dass man vor der Wahl eine große Klappe hatte, die Geschichte nun entsprechend schlimmer. Dass man da rechtlich nichts machen kann, dass stellt zumindest die Bürgerinitiative in Abrede, vielmehr fordert diese nun die Politik auf, dass man mit allem was man hat dagegen vorgehen soll. 2.000 Unterschriften hat man nun im Rathaus von El Paso eingereicht, und fordert die Politik nun auf tätig zu werden. Als Argumentationsgrundlage, dass da durchaus noch nicht das letzte Wort auf der rechtlichen Ebene gesprochen sein muss, nimmt man die Gesundheitsgefährdung der Anwohner, schließlich wäre die nächste Siedlung zu nahe dran. Aber man argumentiert auch auf einer anderen Ebene. Schließlich handelt sich es bei dem Gelände um Gemeindeland, das verpachtet wurde. Man fordert nun die Gemeinde auf, diesen Pachtvertrag zu kündigen. Als Begründung könne z.B. dienen, dass der Betreiber der Kiesgrube, den Auflagen zur Renaturierung nicht nachgekommen sei, und die Löcher, die er da gebuddelt hat, einfach mit unbehandeltem Müll gefüllt habe. Dies wurde auch bereits bei der SEPRONA, der Abteilung für Umweltschutz der Guardia Civil, angezeigt. Man darf gespannt sein, was da nun passieren wird. Das Schulterzucken der Gemeinde, man sei zwar dagegen, könne aber nichts machen, glauben nicht wirklich viele. Irgendeine Lücke, würde es da vielleicht schon geben, und es verblüfft und frustriert eben, dass der Kampfeswille der Entscheider nun plötzlich weg zu sein scheint. Ähnlich verhält sich die Situation gerade auch mit der Umgehung von El Paso. Die ist ja schon seit 2011 auf der baulichen Agenda aber damals hat sich die Bürgermeisterin dagegengestellt. Auch hier wurden Unterschriften gesammelt und ein Großteil der Bürger des Dorfes wollte das nicht. Wann und ob die Straße überhaupt kommen wird, ist offen, allerdings ist sie nun eben ausdrücklich als Projekt vom neuen kanarischen Minister für Infrastruktur benannt worden. Wenn man nun die damalige politische Brisanz, die die Straßenplanung hatte, in Betracht zieht, dann könnte man erwarten, dass die Inselregierung und vor allem die Gemeinde nun Position bezieht. Aber auch hier ist Schweigen, und das macht einem noch mehr Angst, weil man das Gefühl hat, dass die Sache beschlossen und durch ist, die Verantwortlichen sich aber aus der Verantwortung stehlen wollen und die Auseinandersetzung fürchten. Dass man keinen Bock hat sich das anzuhören, wenn andere behaupten, man würde Politik für die Geldbeutel einiger weniger machen, ist wirklich geschenkt, ich kann das sogar nachvollziehen. Ich glaube auch nicht, dass sich die Politiker der verschiedenen Parteien da groß unterscheiden. Der schwierige und schmierige Unterschied liegt aber immer da, wenn man sich zuvor zum Anwalt der normalen Leute macht, nur um am Ende alles anders zu machen.