Bislang nicht so schlimm und offiziell nun eine Plage

So heiß ist das gefühlt gar nicht. 35 Grad Plus, ist halt Sommer und deswegen ist dann doch nur gelber Wetteralarm und wenn es zu heiß wird bleibt man halt drinnen. Aus Rücksicht auf die Vierbeiner wurde das traditionelle Pferderennen am Samstag in El Paso gecancelt. Tierlieb die Viecher über den Asphalt zu jagen ist das sicher auch nicht, jedenfalls beklagen das immer wieder die Tierschützer, weil es eine erhöhte Sturzgefahr geben würde. Also kamen die erhöhten Temperaturen vielleicht zur rechten Zeit. Die Pferde wären im Rahmen der alljährlichen Feierlichkeiten zur Ehrung der Jungfrau des Nadelbaumes in El Paso gelaufen. Es gibt aber noch genug anderes Rahmenprogramm, von Kino bis Oldtimer, über Baseball bis hin zur Wasserparty, dass die Jungfrau die Geschichte sicher gelassen sehen wird. In nahe zu allen Gemeinden wird gerade irgendeine heilige oder ein heiliger gefeiert, wobei die Tatsache, dass das im Sommer, wenn das halbe Land Ferien hat, stattfindet, nicht wirklich was mit der geehrten Heiligenfigur zu tun hat. Gerade am Wochenende ist in Spanien dann richtig Betrieb, und wer sich am Samstag bei der Party die Kante gibt, der darbt am Sonntag halb tot am Strand dahin, weil mehr geht mit Kopf und Hitze sowieso nicht.

Denen auf Teneriffa ist gerade nicht wirklich zum Feiern zu mute. Nach wie vor hat man das Feuer dort weder kontrolliert noch stabilisiert. Solange es warm bleibt, ist es einfach schwierig, wenn man den Flammen Herr werden möchte. Vom Feuer mit den größten Ausmaßen der letzten Jahrzehnte ist da die Rede, wobei man auch da abwarten muss, wie groß die tatsächlichen Schäden sein werden. Zwischen „betroffenem“ Gebiet und „verbranntem“ Gebiet, können riesige Unterschiede liegen und häufig bekommen die Bäume gar nicht so viel ab, sondern die am Boden liegenden Kiefernnadeln brennen ab. Die langlebigen Palmeros, die hier in einer Zeit aufgewachsen sind, als es auf außer Landwirtschaft nicht wirklich was gab auf der Insel, sind bei dem Thema auch gerne versucht, die Schuld für die Misere, bei den modernen Zeiten zu suchen. Früher habe man die trockenen Nadeln zuhauf aus dem Wald geholt, um es als Einstreu für die Tiere, oder andere Sachen zu verwenden. Auch seien die Flächen landwirtschaftlich genutzt worden, was dafür gesorgt hätte, dass es keine verlassenen Fincas mit vertrocknetem Buschwerk gegeben hätte. Da haben die altvorderen sicherlich recht, deshalb fordern die Gemeinden ihre Bürger immer wieder auf, ihr Land von leichtbrennbarem Material zu säubern. Was allerdings häufig ein Rufen im vertrockneten Walde bleibt.

Was gar nicht so viel Wasser braucht und dennoch grün bleibt sind unsere Tunakakteen. Die haben aber gerade ein ganz anderes Problem. Die Cochenille-Schmierlaus (Dactylopius opuntiae) rückt dem Kaktus zu Leibe. Die Laus saugt dem Kaktus das Chlorophyll aus, sobald sie die Pflanze befallen hat. Der Kaktus verfärbt sich dann gelb und stirbt irgendwann ab. 2007 wurde die Laus zum ersten Mal in Murcia auf spanischem Boden entdeckt. Auf den Kanaren gibt es das Tier seit 2019 und wurde in Fuencaliente gesichtet. Von dort hat sich die Laus dann zügig gehen Norden geknuspert und war bereits 2020 in El Paso angekommen. Auf eine Lavabarriere zu hoffen ist also hinfällig und das Problem ist auch schon seit Jahren bekannt. Auf anderen Inseln ist der Grabbler auch bereits unterwegs, und deshalb hat sich die Regierung nun dazu durchgerungen Dactylopius opuntiae nun offiziell in den Stand der „Creatura Non Grata“ auf den Kanaren zu erheben. Am Freitag hat der Consejera für Landwirtschaft und Fischerrei die Laus per Bolletin zur Plage auf den Kanaren erklärt. Damit ist das Tier gesetzlich anerkannter Scharlatan und für die Bekämpfung können öffentliche Gelder verwendet werden.  Allerdings ist Laus eben nicht gleich Laus. Der Feigenkaktus kommt ja gar nicht von hier, und so mancher Grundbesitzer sieht die Teile eher als Plage an, weil man die gar nicht mehr los bekommt, wenn die erstmal auf dem eigenen Stück Land wuchern. Wir verwenden die Kakteen um die Feigen zu essen und außerdem als Viehfutter. Dass die hier überhaupt wachsen und kultiviert wurden hängt aber mit einer ganz anderen Laus zusammen. Die Cochenille (Dactylopius coccus) wird unter der geschützten Ursprungsbezeichnung (g.U.) geführt.“Cochinilla de Canarias“ heißt die gute Laus. Und da das Tierchen in Europa nur noch auf den Kanaren gezüchtet wird, haben wir uns das als Kulturgut schützen lassen.  Wir brauchen das Zeug wegen der Farbe. Karminrot färbt das unsere Seide, welche wir hier in kleinem Stil produzieren. Aber der Farbstoff wird auch tatsächlich noch in kleinem Umfang exportiert. Deshalb möge man bei der Bekämpfung der Schädlinge Vorsicht walten lassen, nicht dass man statt der bösen Laus die gute Laus beseitigt.

Sie sieht der Kaktus nach dem Befall mit der bösen Laus aus.