Wir haben in Spanien gerade ein Problem mit unserem Selbstverständnis. Während im Rest der Welt über den Fall und harten Aufschlag des kochenden Glatzenträgers aus Sankt Petersburg spekuliert wird, reden wir vom Fall eines Glatzkopfes der aus Gran Canaria stammt. Der Präsident des spanischen Fußballverbandes RFEF, Luis Rubiales, hat nämlich gerade auf der Pressekonferenz lautstark verkündet, dass er mal gar nicht dran denken würde, von seinem Amt zurück zu treten. Vielmehr sieht er sich als Opfer eines „falschen Feminismus“ und es ist schon spannend zu sehen, dass im Publikum bei der Rede einige Männer euphorisch johlen, einige verdruckst klatschen und alle Frauen aber auf den Boden starren. Die Sache nagt nun tatsächlich an unserem Selbstverständnis als Gesellschaft. Nachdem gestern die Medien behaupteten, dass der Mann heute seinen Rücktritt verkünden würde, waren die Gemüter etwas beruhigt. Nun aber, und dass passt eben gerade in unsere politische Zeit, mit stabilen Frontlinien zwischen links und rechts, ist wieder richtig Dampf im Kessel. Wir sehen uns hier in Spanien doch tatsächlich als eines der progressivsten Länder in Europa und man hat sich wirklich Mühe gegeben, das Machoimage abzustreifen. Nicht nur nach außen, sondern eben auch als Gesellschaft. Dass es, auch im politischen Spektrum so einige gibt, die es mit der femininen Befreiung und Selbstbestimmung nicht so haben, war natürlich bekannt, dass die aber auch in Ämtern sitzen und tatsächlich Wiederworte geben, dass schmerzt, weil man dachte, dass man diese Art von Machotum hinter sich gelassen hatte. Die Hauptkritik bezieht sich dabei aber nicht mal auf den Übergriff als solchen, sondern auf die Reaktion, die es danach gab. Wahrscheinlich ist aber auch Rubiales klar, dass er sich da nicht ewig halten wird, der gesamtgesellschaftliche Druck ist zu groß, und auch wenn er der Chef des Verbandes ist, der Schaden hat sich gerade mit der Trotzigkeit massiv vergrößert. Da es eben nun mal auch beim Verband um die Kohle geht, kommt da sicher noch was nach. Wenn man dann noch betrachtet, dass Rubiales über 600.000 Euro pro Jahr verdient, dazu noch eine luxuriöse Unterkunft gestellt bekommt und eine prozentuale Gewinnbeteiligung, dann könnte man auf die Idee kommen, dass man nun für die eventuell bevorstehende Vertragsauflösung eine gute Verhandlungsposition sucht. Die ganze Geschichte ist auch deshalb so wichtig, weil der Fußball in Spanien nochmal einen anderen Stellenwert hat. Während in Deutschland der gemeine Fan von der vermeintlichen Bildungselite gerne als proletenhafte Unterschicht gesehen wurde, und sich das Image erst langsam ändert, war der Sport in Spanien stehts etwas, das in allen gesellschaftlichen Schichten einen großen Stellenwert hatte. Die großen Vereine hatten in Ihrer Anhängerschaft stets berühmte Schriftsteller und Dichter, die ihre Leidenschaft auch in Ihrer Kunst verarbeitet haben.
Aus Teneriffa kam gestern nun die Nachricht, dass das Feuer dort, nach neun Tagen als stabilisiert gilt. Das bedeutet im Moment nur, dass es sich nicht weiter ausbreitet. Von kontrolliert, oder gar gelöscht sind wir weit entfernt. Über 14.000 ha betroffenes Gebiet gibt es. So wird derzeit gemeldet. Wobei man, vom letzten Feuer aus La Palma ja weiß, dass diese Zahlen nie endgültig sind. Wenn man sich die Bilder anschaut, dann sieht es da auch recht unterschiedlich aus. An manchen Stellen bleibt tatsächlich nur eine verbrannte Wüste zurück und an andere Stelle sieht man nur etwas Schwarz am Boden und die Bäume sind noch recht gut in Schuss und zumindest im oberen Teil noch satt grün. Das hat aber alles noch etwas Zeit. Noch ist das Wundenlecken nicht angesagt schließlich brennt es noch und weiterhin bleibt die Kanarische Regierung in der Zuständigkeit, weil das Feuer noch auf Stufe zwei verbleibt.