Lokaler Feiertag aber nicht alles zu in El Paso

Heute wird in El Paso gefeiert. Das wird es den ganzen Sommer und eigentlich ist das auch keine Besonderheit, die sich auf die Zentralgemeinde beschränkt. Überall wird eine oder ein Heiliger benannt, dem zu ehren man im Sommer eine ordentliche Sause veranstalten kann, die über mehrere Wochen geht. Hier bei uns ist es die Virgin del Pino, die oben an der Kapelle, die ihren Namen trägt im Baum der den Namen Pino de la Virgin trägt erschienenen ist. Das hat ein wenig den Character von Ei und Henne. Jedenfalls gibt es nun ein verlängertes Wochenende in El Paso und die Veranstaltungen im Rahmen der Feierlichkeiten laufen weiter. So gibt es heute das Merca-Fest und am Nachmittag steht noch einen fabelhaften Thermomix-Kochkurs auf dem Programm. Nicht alle haben aber geschlossen. Das Büro des lokalen Fußballclubs hatte heute Morgen außerplanmäßig geöffnet. Zu viele sind ins Klamottengeschäft des Vereinspräsidenten gelaufen und haben sich beschwert. Man hat nämlich mitgeteilt, dass es für das angekündigte Freundschaftsspiel gegen den Erstligisten von UD Las Palmas am 7. September für die ersten 500 Kartenkäufer einen verbilligten Eintritt geben wird. Man müsse aber die Karte in der Geschäftsstelle kaufen. Am ersten Tag waren 250 weg und man hat das auch gleich veröffentlicht um die Nachfrage hoch zu halten. Am Folgetag war dann der Laden aber zu, worauf es dann Beschwerden gab. Also hat man gestern ausnahmsweise auch am Nachmittag geöffnet gehabt und heute Vormittag, trotz Feiertag, ebenfalls. Das hat man aber auch nur unter der Hand erfahren. Letztlich ist das ja gar keine wirkliche Meldung, die nun irgendjemanden, der in Deutschland das liest, wirklich interessieren könnte, aber es ist eben eine recht sinnbildliche Geschichte, wie der Hase hier läuft. Man trommelt ganz groß und nachher wird das nichts. Manchmal geht es eben nur um den Schein, und wenn der hell genug schimmert, dann ist man zufrieden. Am Beispiel des Clubs lässt sich das gleich nochmal veranschaulichen. Die haben doch tatsächlich eine Pressemeldung veröffentlicht, dass man der weltweit erste Club sei, der in einer Komplettausrüstung der neuen Marke „Capitten“ das Fußballbein schwingt. Dahinter steckt niemand anderes als Andres Iniesta, der neben einem Weingut nun auch noch eine eigenen Klamottenmarke hat. Der Mann ist in Spanien Legende deshalb ist das schon was Tolles, dass wir in Gewändern auflaufen, die Iniesta herstellt. Wobei der Mann sicher nicht an der Nähmaschine sitzt. Man hat das auch gleich mit der Aufforderung verbunden schleunigst in der Geschäftsstelle vorbei zu kommen um sich komplett in Vereinsfarben neu ein zu kleiden, alles aus dem Hause Iniesta. Nur ist es eben so, dass die nichts dort haben, oder eben nur die Sachen vom Ausrüster des vergangenen Jahres. Ich war gestern Nachmittag dort, Karten kaufen, nachdem am Vormittag keiner an zu treffen war. Es reicht also, wenn getrommelt wird. Liefern ist eine ganz andere Geschichte. Wobei man das aber auch öffentlich nicht bemängeln darf, das schickt sich nicht die Verantwortlichen zu kritisieren, was für den dauermeckernden Alemannen recht schwierig zu kapieren ist. Das Ganze muss nicht gewertet werden. Grundsätzlich ist es ja auch eine feine Sache, wenn man anständig miteinander umgeht und nicht auf alles einprügelt, was man vermeintlich viel besser weiß.

Aber auch in Spanien gibt es einen Wandel. Das zeigt sich gerade am Fall von Luis Rubiales. Die Sache ist nämlich viel größer als man eigentlich denkt, weil bei dem, was gerade passiert viel mehr dahintersteckt als ein übergriffiger Verbandspräsident. Wir haben uns auch längst von einer rein feministisch betrachteten Ebene verabschiedet. Klar sind es nach wie vor fast immer Männer die Scheiße bauen, aber das hängt eben auch mit den eigenen testosterongeschwängerten Testikeln zusammen, die meinen, dass man unangreifbar sei. Dass der Mann nun erledigt ist, steht außer Frage und wenn er nicht zurücktritt, dann wird er eben getreten. Wiedermal ist auch gar nicht der Übergriff an sich schuld, sondern der ekelhafte Umgang im Nachgang. Da steckt nämlich eine Haltung dahinter, dass es sich nicht gehören würde, dass man einem mächtigen Mann ans Bein des Designeranzugs pinkelt. Der mächtige Mann hält sich nämlich tatsächlich für unangreifbar und immun, deshalb ist dann in bester Aiwangermanier von einer Hetzjagd die Rede. Herr Rubiales lernt gerade, dass dem nicht so ist, und dass es eine gesellschaftliche Kritik gibt, die selbst ihn zu Fall bringen wird. Manch ein Politiker oder Funktionär muss nun also aufpassen. Während man in Deutschland wegen eines Bobbycars von der vierbuchstabigen Presse aus dem Amt katapultiert wird, kann man hier einen Krankenwagen im Einsatz wegparken oder in seiner Funktion als Bürgermeister auch mal einen Schiedsrichter bedrohen. Man kommt damit durch. Da spielt mit rein, dass hier häufig die Haltung vorherrscht, dass die Politiker eh alle korrupt sind, das war schon immer so und ändern wird sich eh nichts. Momentan bekommen wir aber vorgelebt, dass eine Gesellschaft durchaus sagen kann, dass es zu weit gegangen ist und auch die Konsequenzen einfordert. Dass die Geschichte gerade boulevardesk ausgeschlachtet wird, sei geschenkt und es gibt genug Zeitungen, die aus der rechten Ecke kommend, versuchen den Umgang von Jenni Hermoso mit dem Vorgefallenen, zu relativieren um ihre reaktionären Pfründe zu retten. Alleine der Gedankengang, dass die Spielerin sich hätte auch anders verhalten können, als der Übergriff passierte, verbietet sich, weil er beinhaltet, dass da etwas falsch dran sein könnte, wenn man in so einer Situation nicht direkt seinen „Mann“ steht. Dass die Diskussion nun auch nicht in Ordnung sei, weil sie den Blick auf den sportlichen Erfolg vernebeln würde, trifft ebenfalls nicht zu. Die Frauen haben den Titel verdient geholt. Das Problem ist aber, dass da ein Präsident versucht die Gelegenheit zu nutzen, um der ganzen Welt auf offener FIFA-Bühne zu zeigen, dass er den größten Dödel der gesamten männlichen Menschheit hat. Da sind Sie nämlich wieder, die Männer, die sich für Götter halten und meinen, dass es sich gehört sich im Scheine des Erfolgs von anderen feiern zu lassen. Da braucht es gar keine Frauenmannschaft, man muss sich nur mal an die mediale Inszenierung von Infantino und dem Emir bei der Siegerehrung mit Messi bei der WM in Katar erinnern.