Kartoffeln sind gefragt

Warum die Deutschen Kartoffeln genannt werden, verstehe ich nach wie vor nicht. Dass wir so viel davon essen, sehe ich nicht. Der Norddeutsche vielleicht, aber als gebürtiger Schwabe stehen Spätzle prinzipiell hoher im Kurs. Auch gibt es sicher Völkchen, die da mehr Konsumieren. Allein der Belgier, durch seinen fortwährenden Frittenkonsum, kann es da wahrscheinlich locker mit den Alemannen aufnehmen. Ja, der alte Fritz und so weiter, aber bis auf die braune Schale ist das doch mittlerweile hinfällig. Wir hier auf La Palma sind beim Kartoffelkonsum aber auch ganz vorn mit dabei. Die Kartoffel ist günstig, man kann sie im Garten anbauen und vor allem macht sie satt. Die kanarische Knolle ist äußerst beliebt und schmackhaft, wobei bislang nichts an die Sieglinde rankam, was ich hier gegessen habe. Allerdings ist so einiges was hier über Supermarktregale kartoffelt gar nicht kanarisch. Der Ägypter exportiert zu uns und das säckeweise und richtig viel kommt aus Großbritannien. Die lokalen Landwirte waren in der Vergangenheit auch häufig richtig sauer, dass die Fremdknolle billiger ist als das eigene Gewächs, und dass selbst die kanarische Supermarktkette HiperDino fremdländische Kartoffeln unter der Eigenmarke in die Regale legt und gleichzeitig keine einzige kanarische papa zu finden ist. Dabei bilden wir uns auf die kleinen Kartoffeln was ein. Dick mit Mojo eingeschmiert und im Salz ausgedampft, ist das Nationalgericht. In kleinen Geschäften und auf Märkten, gab es freilich immer nur die Eigengewächse und das auch zu einem guten Preis. Jetzt herrscht aber Kartoffelmangellage. Die Engländer dürfen derzeit keine Kartoffeln mehr nach Spanien schicken, weil die dortige Produktion von einer schädlichen Käferart befallen ist, und wir den Krabbler nichts ins Land lassen wollen. Die Ministerialverordnung ist so gefasst, dass keine britische Knolle mehr ins Land darf und so legt man in den Supermärkten, laut der spanischen Nachrichtenagentur EFE, mittlerweile der Kundschaft nahe, doch mal eine Süßkartoffel zu essen. Man rechne auch nicht vor nächster Woche mit neuen Kartoffeln auf La Palma. Die Kartoffelmangellage treibt nun aber ihre Blüten. Die Zeitung Canarias Ahora berichtet vom Markt in Santa Cruz, wo sich komische Effekte zeigen. So berichtet ein Händler, dass Leute die früher 3 Kartoffeln für das Mittagessen gekauft haben, nun mit 6 kg von dannen ziehen, weil man nicht wisse, ob es morgen noch welche gibt. Die Kartoffel ist damit das coronale Klopapier der Palmeros, und die Lage verschärft sich daduch. Manche Händler limitieren bereits die Abgabe an Einzelpersonen, und gleichzeitig gibt man zu, dass man natürlich auch davon profitieren würde. Vor dem Importstop habe man das Kilo für € 1,70,- verkauft, nun sind es € 3,-. Hier geht das sogar noch, auf Gran Canaria hat sich nun die Inselregierung eingeschaltet und spricht von einer künstlichen Spekulation. Auf dem Markt von Las Palmas de Gran Canaria stieg der Preis von € 1,45,- am 25.8 auf € 3,45.- am 31.8. Jetzt macht man sich Gedanken, wie man aus dem Schlamassel wieder rauskommt. Der Präsident der Asociación Palmera de Agricultores y Ganaderos (Aspa), Miguel Martín, ist der Ansicht, dass sich der Kartoffelanbau hier finanziell lohnen könnte. Allerdings müsste die insulare Selbstversorgung besser geplant werden. Wichtig sei, dass das ganze Jahr über geerntet werden kann. Derzeit fällt fast der komplette Ertrag zur gleichen Zeit an, was die Preise sinken lassen würde, und die Geschichte unrentabel machen würde.