Nichts zu feiern und feiern lassen

Zwei Jahre ist es her, dass der vermaledeite Vulkan angefangen hat flüssiges Gestein auf die Insel zu kotzen. Jahrestag haben wir, aber man möchte nicht wirklich feiern. ZU viel liegt noch im Argen, was aber auch zu erwarten war, und bei allem Gemotze über das vermeintlich langsame Vorgehen, sollte man sich fragen, ob nicht in Wirklichkeit einiges geschafft wurde. Dass nach zwei Jahren immer noch Leute in Notunterkünften leben war zu erwarten und dass sich viele, aus ihrer Sicht völlig zurecht vergessen fühlen, war, wenn man ehrlich ist, auch klar. Die Aussage aus der Politik, dass man niemand zurücklassen werde, hat auch viele Erwartungen geweckt, und vielleicht waren diese aber auch nötig, dass man nicht den Kopf in den Sand gesteckt hat. Dass alles wieder so sein wird, wie zuvor, war nicht wirklich zu erwarten, und der Verlust ist eben größer und komplizierter, als man auf den ersten Blick sieht. Nicht nur, dass viele Menschen viel Geld und persönliche oder familiäre Geschichte verloren haben, auch die Gemeinschaft als Ganzes hier im Tal hat viel verloren. Der Verlust eines Dorfes als Ganzes, verbunden mit einem hässlichen schwarzen, drei Kilometer breiten Streifen, tut der Einwohnerschaft des Tales weh. Heimat ist eben mehr, als nur die eigene Parzelle bis zum Gartenzaun. Über die Situation in Puerto Naos und La Bombilla muss man gar nicht reden. Der Vulkan bleibt für La Palma ein Trauma, dass auf einen Schlag viel verändert hat. Da wir hier ländlich geprägt sind, sehen wir die Sache mit den schlagartigen Veränderungen auch eher kritisch und pflegen ein wenig unseren dörflichen Konservatismus. Heute ist also kein Feiertag auch wenn es durch die Eröffnung der Las Norias – La Lagunastraße eigentlich einen Grund zu feiern gibt. Mit etwas Brimborium wurde die Strecke am frühen Nachmittag von unserem Inselpräsidenten Sergio Rodriguez eröffnet und als die Speerspitze des Wiederaufbaus tituliert. Dern ganzen Tag haben es schon immer wieder Autos versucht auf die Strecke zu kommen, aber nur die Presse durfte durch. Angeblich habe man bis zum Schluss gewerkelt um pünktlich zu eröffnen. Darwin Rodriguez, der neue Consejal für Infrastruktur betonte, dass man eigentlich erst am 30.9. fertig sein sollte, man habe sich aber nun so dermaßen ins Zeug gelegt, dass man eben schneller gewesen sei. Sein Vorgänger und jetziger Oppositionsführer, Borjas Perdomo hat sich dabei sicher auf die Zunge gebissen. Als die Piste zwecks Asphaltierung Anfang Juni geschlossen wurde, rechnete man mit einem Monat Arbeitszeit, wie damals Borja, noch im Amt verkündete. Dann hörte man nichts mehr. Unter der Hand wurden dann neue Daten verkündet, zuletzt wurde der 11.9. genannt, aber nichts passierte und auch die Bautätigkeit wurde weitestgehend eingestellt, zumindest war, von exponierter Stelle nicht viel zu sehen. Man teilte auch nicht mit, wie lange es noch dauern würde. Deshalb hat dann Borjas im Inselparlament nachgehackt, was da los sei, und plötzlich stand der Jahrestag des Ausbruchs auf dem Programm, was bei einigen etwas Unmut erweckt hat. Wenn man es nicht schafft, wie ursprünglich angekündigt, dann könnte man ja auch mal sagen, woran das liegt. Gerade die, die sich in der Vergangenheit stehts beschwert haben, dass die Verantwortlichen zu langsam seien, fallen da gerade durch ausgeprägte Nichtkommunikation auf.

Die ganze Mannschaft (Foto: El Apuron)
Hier einen Kreisverkehr weiter. Haben die Tatsächlich die „küssenden Bagger“ als Denkmal montiert? (Foto: El Apuron)