Kartoffelkrise, Räuberei und Unterstellungen

Der Engländer liefert wieder. So hat es die kanarische Regierung nun mit der spanischen Regierung besprochen und den Briten vereinbart. Narvay Quintero Minister für Landwirtschaft und Fischfang hier auf den Kanaren, hat das heute verkündet. Allerdings kommt die Kartoffel nicht aus der Grafschaft Kent, da ist nämlich der Kartoffelkäfer in Erscheinung getreten. Der Rest, der von der Insel auf die geliefert werden soll, wird wiederum einem strengen Putzverfahren unterzogen. Sämtliche Erdrückstände sollen entfernt werden. Auch bei Verpackung und Etikettierung soll nachgebessert werden. Narvay Quintero berichtet, dass man größte Anstrengungen unternommen habe, um zum einen die Kartoffelernte der Kanaren zu schützen und zum anderen die Versorgung mit dem Grundnahrungsmittel sicher zu stellen. Alle Lieferungen, die aus England kommen, werden kontrolliert und es dürfen maximal 1,5 Tonnen Knollenfrüchte zusammengepackt werden und die maximale Gebindegröße wird auf 25 kg-Säcke festgelegt. Falls nämlich dann doch was passieren sollte, ist die Rückverfolgbarkeit leichter. Das bedeutet, dass es voraussichtlich bald wieder genügend Kartoffeln geben wird, der Preis wird allerdings entsprechend höher sein. Ein Argument mehr, dass die lokalen Landwirte wieder selbst genügend produzieren. Was aus den Meldungen nun nicht hervorgeht, ist die Frage ob nur die Kanaren vom Kartoffelembargo ausgenommen sind, weil das Zeug hier einfach Grundnahrungsmittel ist, oder ob der Rest von Spanien auch wieder versorgt wird.

Ich berichte ungern von Verbrechen oder Unfällen. Das ist mir zu boulevardesk. Was in den letzten Wochen aber in El Paso los war, das war schon beachtlich. Da wurde öfter mal eingebrochen und es wurden auch Autos geklaut und im Anschluss abgefackelt. Für so eine friedliche und sichere Insel ist das natürlich was Außergewöhnliches, aber man muss so was auch nicht unbedingt immer an die große Glocke hängen, auch weil, wie schon unser ehemaliger Innenminister betonte „ein Teil dieser Informationen die Bevölkerung verunsichern könnte“. Der mediale Höhepunkt war erreicht, als bei Demarse, dem Computerladen in El Paso, mit einem geklauten Auto, die Tür gerammt wurde und die Schaufensterware ins Innere des KFZs verladen wurde. Der funktionale Demnächstbürgermeister Eloy Martin, hat da extra zum Sicherheitstreffen geladen, wobei die Policia Local unter der Hand verlauten lassen hat, dass es eben die CC gewesen sei, die einen solchen Personalabbau in der lokalen Polizeibehörde veranlasst habe, dass es nachts nun keinen diensthabenden Beamten mehr im Dorf gibt. Jetzt haut aber die Guardia Civil eine Erfolgsmeldung raus. Man habe den Delinquenten, anhand eindeutig zuordenbarer Spuren überführen können und dem Gericht in Los Llanos übergeben. Es ist nicht so, dass die nicht längst wüssten, wer da stehts dahinterstecken würde. 2-3 Leute im Dorf kommen da nur in Frage. Allerdings mangelte es stehts an eindeutigen Beweisen oder das Gericht hat keinen Haftbefehl erlassen, weil die Gaunerei als geringfügig eingestuft wurde.

Der Demnächstbürgermeister Eloy Martin ist auch Thema im Rahmen der Beschwerde der Sozialisten der PSOE hier im Ort. Die unterstellen nämlich in dem ganzen Ablauf Kalkül. Der Rücktritt von Ángeles käme nämlich nicht überraschend, sondern sei von langer Hand so geplant gewesen. Spätestens als klar wurde, dass Ángeles zusätzlich zum Bürgermeisterposten in El Paso noch zur Conseja für Soziales innerhalb der Inselregierung ernannt wurde, sei klar gewesen, dass das so nicht klappen könne. Zum einen, weil es im Dorf postvulkanisch genug Probleme gebe und auch im sozialen Bereich auf der ganzen Insel ein Ausmaß an Arbeit anstehen würde, dass es zuvor nicht gab. Wohnungsmangel, Arbeitslosigkeit und der Anteil der Senioren, die nicht mehr bei ihrer Familie wohnen, haben durch den Vulkan stark zugenommen. Eigentlich habe man erwartet, dass Angeles den Posten bei der Inselregierung nicht antreten würde, weil sie eben als Person und nicht als eine Nummer auf einer Liste hier im Ort gewählt worden sei, und damit auch eine Verpflichtung gegenüber der Bevölkerung habe. Die Unterstellung ist nun, dass die ganze Aktion nur zum Stimmenfang geplant gewesen sei. In den letzten Wochen habe man das ganze Manöver vorbereitet und die Bevölkerung bereits daran gewöhnt, indem Eloy bei sämtlichen Gelegenheiten, als Vertreter der Gemeinde aufgetaucht sei, auch wenn da im Notmalfall nur der entsprechende Consejal auftreten würde. Die gemeindeeigene Fotografin hatte in den letzten Wochen viel zu tun um in verantwortungsvoller Pose abzulichten. Das klarste Anzeichen sei, laut der PSOE aber darin zu sehen, dass man, das zu Beginn der Legislaturperiode festgelegte Gehalt für den stellvertretenden Bürgermeister Eloy um 13.000 € pro Jahr erhöht habe. Schließlich soll der neue Bürgermeister auch genug verdienen. Von seitens der PSOE betone man ausdrücklich, dass man sich freue, dass es Ángeles gesundheitlich wieder besser ginge. Allerdings habe man das Gefühl, dass die Erkrankung nun als Mittel zum Zweck genutzt werde, um möglichst unbeschadet für die eigene Reputation und die der Partei, diesen Wechsel zu vollziehen.