Kirchenpolitiker und hilfsbereite Engel

Heute ist der große Tag des Erzengels Michael. Das hat eine gewisse Bedeutung hier auf der Insel. Schließlich ist der Bursche nicht nur Schutzpatron von Tazacorte sondern eigentlich von der ganzen Insel. Zumindest sagt der Name „San Miguel de La Palma“ das so. In Wirklichkeit hat es die Insel eher mit der Jungfrau de las Nieves als Schutzpatronin. Doppelt oder/und ehrfach geschützt hält auf alle Fälle besser und manchmal tut eben auch die Tradition ihr übriges. Auch in El Paso kann man das sehen. Eigentlich ist die Jungfrau de la Bonanza die Dorfheilige, und dass Bonanza sowas wie Wohlstand bedeutet, hat bei der Heiligenfindung damals sicher eine Rolle gespielt. Effektiv feiern wir hier aber eher die Virgin del Pino, und da damit auch stehts eine gewaltige Sause verbunden ist, steht die irgendwie höher im Kurs. Der Erzengel Michael ist aber der große Mann in Tazacorte und steht da auch in Stein gehauen auf der Plaza in der Mitte des Brunnens. Da so ein Erzengel aber eben eine kirchliche Geschichte ist, war heute großer Gottesdienst. Dabei gibt es die Tradition, dass der Inselchef in der Kirche auftritt und den Engel auffordert da seinen Teil zu Wohlergehen der Insel bei zu tragen. Die Geistlichen hocken dann im festlichen Gewand da und lauschen dem Kirchenpolitiker. Sergio Rodriguez meinte, dass er stolz sei, dies nach drei Monaten im Amt tun zu dürfen und erinnerte an die Bedeutung des Erzengels für die Insel und die Tradition die es seit 500 Jahren gibt. Den Schwerpunkt legte er auf Tazacorte und lies dabei auch ein wenig die Geschichte des Ortes Revue passieren. Unter anderem erwähnte er die versehentliche Unabhängigkeit des Ortes von Spanien aus dem Jahr 1911, die aber nur ganz kurz ging und auch eher unbeabsichtigt war. Auch betonte er den Charakter der Bagañetes, der sich durch eine besondere Hartnäckigkeit und ein eigenes Rebellentum auszeichnen würde. Gerade diese Eigenschaft sei, so betonte er Honig ums Maul schmierend, momentan wichtig für die Insel. Und so sprach er nicht nur Tazacorte sondern dem ganzen Tal und der ganzen Insel Mut zu in der momentan schwierigen Lage des Wiederaufbaus. Wichtig war es ihm aber den Erzengel zu bitten, dass dieser dabei entsprechend hilfreich sein möge. Vor allem, und da war der Sergio dann wieder Parteipolitiker, hat er darum gebeten, dass der Erzengel dafür Sorge tragen soll, dass die Regierung in Madrid, die nötigen flüssigen Mittel beisteuern möge. Die Hilfe könnte nämlich tatsächlich nötig werden. Heute ist die Bildung der rechten Regierung in Madrid gescheitert. Und auf dieses Pferd hat die Coalición Canarias gesetzt und die eine Stimme richtig teuer verkauft, sprich Madrid schiebt Geld auf die Kanaren und fragt nicht weiter nach, was die CC hier damit macht. Das klappt nun aber nicht, und dem Bemühen der PSOE hat man schon schnell eine Absage erteilt. Wenn Pedro Sánchez nun aber eine Mehrheit zusammenbastelt, dann ist das ohne die CC, und die hat im Vorfeld etliche andere Regionalparteien schon ordentlich vor den Kopf gestoßen. Eine parlamentarische Mehrheit für Projekte oder Finanzspritzen auf den Kanaren wird so eben nicht gerade wahrscheinlicher. Ob dieser eindeutigen Positionierung, auch hin zu den Rechtsextremen von VOX, brodelt es innerhalb der Partei schon ein wenig. In der Vergangenheit hat man stets versucht sich auf die Seite der kleinen Regionalparteien zu stellen, um gemeinsam möglichst viel für die eigene Region raus zu holen. Wobei man da sicher ganz schnell wieder irgendwie zusammenkommen wird, sollte es den einer eigenen oder gar gemeinsamen Agenda dienen. Je nach Ebene sind die Bündnisse sowieso unterschiedlich. Und so passt es dann auch, dass sich heute die PP darüber lustig macht, dass die CC es in nur 3 Monaten geschafft habe das Leid der Vulkanopfer zu vergessen. Der Abgeordnete Carlos Cabrera wies darauf hin, dass die neue Regierung keine Kredite aufgenommen habe um diese den Vulkangeschädigten zukommen zu lassen. In der Opposition habe man stehts verlangst, dass die Inselregierung 90 Millionen Euro Kredite dafür aufnehmen soll. Zwar habe die jetzige Regierung Kredite aufgenommen, dies sei aber zur Finanzierung von Festen und Sportveranstaltungen geschehen. Die Tatsache, dass das nicht gemacht wurde, möchte Herr Cabrera gar nicht so sehr kritisieren, er würde es aber für wünschenswert halten, wenn man sich an seine Wahlversprechen halten würde. Wenn der Sergio also nun kein Geld bei der Bank holt und gleichzeitig der Draht ins Parlament von Madrid nicht der beste sein sollte, dann ist es schon clever, wenn der Sergio den Erzengel bei den Verhandlungen um Unterstützung bittet.